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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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Und berühr mich dabei, sonst tut der Austritt mehr weh als nötig.
    Ich stand auf und legte die Hände auf Aldens Brust. Diesmal schrie ich, weil ich mich nicht richtig auf den Schmerz gefasst gemacht hatte.
    Aldens Brust bäumte sich auf.
    Er wich meinem Blick aus, nahm mein Handy vomCouchtisch und drückte ein paar Tasten. »Ich muss nach Hause. Hier ist meine Nummer, falls du Fragen hast. Wenn du Schutz brauchst, spüre ich den Sog deiner Seele.«
    Was war denn jetzt los? Alden hatte von einer Sekunde zur anderen von ausgelassen und lustig auf geschäftsmäßig umgeschaltet.
    Ich war verlegen, aber auch sauer. Warum das so war, wusste ich nicht, aber ich fühlte mich benutzt. Wie konnte er mich so küssen und dann einfach so tun, als wäre nichts gewesen?
    … aber er hatte mich ja nicht wirklich geküsst. Das war nur eine Erinnerung aus einer längst vergangenen Zeit. Er hatte eine andere geküsst. Rose.
    Stumm hielt ich ihm die Haustür auf. Schweigen war besser, als jetzt etwas Dummes zu sagen.
    Ganz klar: Ich war eifersüchtig. Das Problem war nur – die andere Frau war ich selbst.
    An der Tür drückte er mir mein Telefon in die Hand.
    Dankend nahm ich es an und steckte es in die Hosentasche. »Ich glaube nicht, dass ich die Richtige für diese Aufgabe bin, Alden.«
    Er sah mir ewig lang in die Augen. Am liebsten wäre ich seinem Blick ausgewichen. »Der Rat der Fürsprecher wird kein Nein akzeptieren. Hör auf, dagegen anzukämpfen, wer du bist, Rose.«

Z  E H N

    K aum war Alden weg, schon riefen die gestrandeten Seelen wieder nach mir. Am liebsten wäre ich ihm nachgerannt und hätte ihn zurückgeholt. Doch dann atmete ich tief durch. Bisher war ich ohne ihn gut klargekommen. Und so würde es auch weiterhin sein. Ich würde die Stimmen einfach nicht beachten und so tun, als wäre alles wie früher. Wenigstens wusste ich jetzt, dass ich nicht schizophren war wie Dad.
    »Hilf mir«, schrie eine Stimme noch lauter als alle anderen. Das Kind.
    »Hau ab, du Zombie!« Ich gab dem Couchtisch einen Tritt, dann rannte ich die Treppe hoch und nahm dabei immer zwei Stufen auf einmal. »Ihr könnt alle verschwinden. Ich spiele nicht mit euch. Verschwindet und spukt jemand anderem im Kopf herum. Lasst mich in Ruhe! Ich bin nicht Rose. Ihr habt euch die Falsche ausgesucht.«
    Meine Zimmertür zuzuknallen tat gut – so gut, dass ich es gleich noch mal machte. »Raus aus meinem Leben!«
    Die Sache mit den Geistern machte mir eine Höllenangst. Alden war mir dabei keine Hilfe. Er gab mir das Gefühl, nichts mehr unter Kontrolle zu haben. Ich kam mir wie eine Versagerin vor. Rose hatte ich jetzt gesehen und wusste, dass ich es niemals mit ihr aufnehmen konnte.
    Wütend setzte ich mich an den Schreibtisch und schnappte den Papierfrosch, den Alden in der Hand gehalten hatte. Aldens Geruch war noch nicht ganz verflogen: Minze und Leder. Mein Pulsschlag wurde schneller. Die Vorstellung, dass wir uns schon in mehreren Leben begegnet waren, war völlig gaga. Gleichzeitig konnte ich mir nur so erklären, warum ich mich derart zu ihm hingezogen fühlte. Momentan litt ich allerdings unter einer akuten Informationsüberlastung. Innerhalb kürzester Zeit war ich von einer fast Verrückten zur Geisterbeschwörerin geworden.
    Ich setzte den Frosch ab.
    Alden konnte unmöglich von mir verlangen, dass ich mich Hals über Kopf in ein so unwirkliches Abenteuer stürzte. Aus der obersten Schreibtischschublade zog ich ein Blatt von dem Papier, das Mom übers Internet gekauft hatte. Es war tiefschwarz. Wie passend.
    Ich faltete es in sechzehn Quadrate – gleichmäßig und mit klaren Linien, so wie ich mir im Augenblick das Leben wünschte. Nachdem ich das Blatt auch noch diagonal gefaltet hatte, schloss ich die Augen, ließ mich von der Struktur des Papiers leiten, drückte die mittlere Falte zusammen und arbeitete mich dann bis zu den Rändern vor.
    Seit ich am gestrigen Abend mit Alden Kemah verlassen hatte, hatte ich noch nicht mit Zak gesprochen. Dass er ziemlich aufbrausend sein konnte, wusste ich. Aber übertrieben eifersüchtig war Zak eigentlich nicht. Trotzdem war er jetzt sicher stinksauer auf mich. Ich drehte das schwarze Blatt um, knickte und faltete von den Ecken aus nach innen. Die Anspannung floss durch meine Finger in das Papier.
    Gerade als mein Puls ruhiger und mein Atem gleichmäßiger wurde, klingelte das Handy. Auf dem Displayerschien Aldens Name. Sofort startete mein Herz wieder durch. Anscheinend hatte er sein

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