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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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Schwester seit deren Geburt nicht schon nervig genug, glaubte Alden, mir während der Verfolgungsjagd noch Fahrtipps geben zu müssen. Georgias Schwester jagte ihren Panzer von einem Cadillac durch die Straßen, als wollte sie ein Stock-Car-Rennen gewinnen. Endlich hielt sie mit quietschenden Reifen vor einem eingeschossigen Backsteinhaus mit bunten Blumen in zwei Kübeln links und rechts neben der Haustür. Gut. Denn demnächst hätte ich losgeschrien.
    Bleib noch einen Augenblick sitzen, Lilian.
    »Aber Georgia kann Karen nicht hören. Ich muss für die beiden sprechen.«
    Sehen kann Georgia ihre Schwester aber schon. Atme erst mal tief durch und warte ab, was passiert. Es ist besser, wenn Georgias Tochter nicht erfährt, was los war. Notfalls können wir immer noch eingreifen.
    Miss Black stapfte zur Haustür und klingelte. Eine Frau um die dreißig öffnete ihr.
    »Das ist Cindy, meine Tochter. Ist sie nicht wunderschön? Sie sieht genauso aus wie unsere Mutter« , sagte Georgia.
    Ein kleines, etwa dreijähriges Mädchen spähte hinter Cindys Beinen hervor und lächelte Miss Black an. Während die beiden Frauen redeten, ging das Kind zu einem der Blumenkübel, pflückte eine Blume ab und gab sie Miss Black. Die alte Frau drückte die Kleine an sich, dann überreichte sie Cindy die Halskette. Cindy zeigte auf die offeneTür. Miss Black drehte sich noch einmal um, dann folgte sie ihrer Nichte ins Haus.
    »Wenn ich’s nicht mit eigenen Augen gesehen hätte …«, flüsterte Georgia hinter mir. »Ich glaube, für mich war’s das. Wenn es jemand schafft, diese geizige alte Krähe noch in einen Menschen zu verwandeln, dann Cindy. Sieht aus, als hätte ich nun alles erledigt …«
    »Ja, ich denke schon«, sagte ich. »Kann ich sonst noch etwas für dich tun, Georgia?«
    »Sagst du Karen, ich danke ihr?«
    »Aber klar doch.«
    Georgia erschien auf dem Rücksitz. Die kleine Frau hatte eine gigantische Brille auf der schmalen Nase und trug einen altmodischen Hosenanzug. Von innen heraus leuchtete sie genauso bläulich wie Suzanne. »Danke, Lilian«, sagte sie, dann schloss sie die Augen und verschwand in einem blendend weißen Lichtstrahl. Nur der leichte Hauch eines blumigen Parfums blieb zurück.
    Es war geschafft. Beinahe. Ich klemmte einen Zettel hinter Miss Blacks Scheibenwischer. Darauf hatte ich geschrieben: »Danke, Schwesterherz. In Liebe, Georgia.«
    Die Freude und Zufriedenheit war genauso groß wie nach Suzannes Erlösung. Auf dem gesamten Rückweg zu Aldens Haus war ich wie im Rausch.
    Alden sagte erst wieder etwas, als ich in seine Hauseinfahrt einbog. Gut gemacht, Lilian. Du warst sagenhaft.
    Ich war sagenhaft. So hatte er auch Rose beschrieben. Sagenhaft.
    Dieses Wort gab mir das Gefühl, ich könnte fliegen. Leider war das nicht der Fall. Deshalb musste ich nun wieder am Rankgitter zu Aldens Zimmer hinaufklettern. Nachdem ich mich mühsam hochgekämpft hatte, fiel ich buchstäblich durchs Fenster hinein. Ich stolperte zum Bett undsetzte mich neben seinen leeren Körper. Fassadenklettern und sonstige Stunts gehörten nicht zu meinen Stärken. Erleichtert wischte ich mir den klebrigen Pflanzensaft an den Jeans ab. Ich war nicht im Knast gelandet, hatte Aldens Wagen nicht zu Schrott gefahren, hatte die Erlösung nicht vermasselt – und Alden sagte, ich sei sagenhaft. Jetzt musste er mir nur noch zuhören.
    Super, Lilian. Nimm meine Hand, damit ich raus kann.
    Ich verschränkte die Arme. »Kommt nicht infrage. Du bleibst, wo du bist, damit ich mit dir reden kann, ohne abgelenkt zu werden. Das ist einfacher, wenn ich dich nicht sehe.« Neben mir im Bett lag ein friedlicher Siebzehnjähriger. Pfff. Sogar wenn er fast leblos war, brachte er mich noch durcheinander. Entschlossen drehte ich ihm den Rücken zu und sah stattdessen Joe Bear an. »Wir beide müssen über Rose reden.«
    Das ist nicht fair, Lilian. Wir sollten uns dabei in die Augen sehen, beklagte Alden sich. So bin ich klar im Nachteil.
    »Augenblick mal, Wächter 438. Hast du nicht selbst behauptet, du hättest mir gegenüber einen unfairen Vorteil? Ich sorge hier nur für ausgeglichene Verhältnisse. Hör dir an, was ich zu sagen habe, dann kannst du raus.«
    Er antwortete nicht.
    »Okay, Alden. Wir müssen etwas klarstellen. Du hast mir Bilder von einer Frau aus deiner Vergangenheit gezeigt – von einer Frau, die ich nicht kenne. Und du verwendest das, was sie gesagt und getan hat, gegen mich. Ich bin nicht Rose, Alden. Ich bin Lilian. Die

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