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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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aufhörte. Meine Haut prickelte, als krabbelten tausend Käfer darunter herum. Mit geschlossenen Augen konzentrierte ich mich darauf, wieder ganz normal zu atmen. Ich wusste nicht, ob Alden beim Seeleneinen meine Panik spüren konnte. Aber falls es so war und falls meine Angst ihn wirklich anmachte, dann hatte er im Augenblick sicher viel Spaß.
    Als meine Beine sich endlich ein bisschen weniger wie Pudding anfühlten, schlich ich weiter zu Miss Blacks Schlafzimmer.
    Drinnen hätte ich mir am liebsten die Nase zugehalten. Der beklemmend enge, vollgestopfte Raum roch nach einer Mischung aus Mottenkugeln, Haarspray und Chanel N o 5.
    Vorsichtig arbeitete ich mich bis zu der hohen Kommode vor und zog an der dritten Schublade von oben. Sie klemmte. Warum konnte nicht einfach mal etwas glattlaufen? Mit ein paar kräftigen Rucken bekam ich das Ding immerhin so weit auf, dass ich den Arm hineinzwängen konnte. Ich schob die zusammengefaltete Wäsche beiseite und fand schließlich mit den Fingerspitzen das Loch in der Mitte des Bodens, in das ich einen Finger einhaken und ihn anheben konnte. Zittrig tastete ich nach der Kette. Beknackte Schublade. Hätte sie sich einfach aufziehenlassen, könnte ich schon wieder draußen sein. Endlich – kaltes Metall.
    »Ich hab sie!« Ich hielt eine schwere Goldkette mit einem Opalanhänger in der Hand. Kaum zu glauben, dass es wegen dieses kleinen Dings so viel Streit und Ärger gab. Jetzt aber zackig. Miss Black durfte mich nicht erwischen. Rasch drückte ich die Schublade zu und schloss die Faust um die Kette.
    »Ja. Das ist sie. Sie gehört meiner Tochter«, zischte Georgias Stimme hinter mir. Vor Schreck ließ ich den Klunker fast fallen. Es dauerte einen Moment, bis das Zittern nachließ und ich die Kette in die Tasche stecken konnte. Nun hieß es raus hier und zu Aldens Haus zurückfahren, ohne dabei sein Auto in einen Schrotthaufen zu verwandeln. Kleinigkeit.
    Ich stellte die Alarmanlage wieder an. Fast geschafft.
    Meine Finger lagen schon auf dem Türgriff, als die roten und blauen Lichter durch die Fenster an der Straßenseite hereinblitzten.
    Polizei! »O nein, Alden …«
    Keine Panik, Lilian. Ruf Georgia her. Ich muss mit ihr reden.
    Ich stand da wie ein schlotterndes Häufchen Elend. Ärger mit der Polizei war schlecht. Ganz schlecht. Das reichte für hundert Jahre Hausarrest. Mindestens.
    Alden an Lilian. Cool bleiben, jetzt. Wir brauchen Georgia.
    Ich rief sie, und Alden erklärte ihr durch mich seinen Plan. Sie sollte Miss Black eine Höllenangst machen, und zwar bevor sie überhaupt aus dem Auto gestiegen war. Von mir aus konnte Georgia das gerne tun. Aber ob uns das auch helfen würde?
    Du redest nur das Allernötigste mit den Polizisten. Verstanden? Beantworte keine einzige Frage, nenn nicht mal deinen Namen. Ich sage dir immer genau, was du tun sollst. Versuch, dir nicht anmerken zu lassen, dass ich da bin. Für diese Art Notfall wollte ich, dass wir zusammen in einem Körper sind. Wenn sie mich auch hier finden würden, würden sie uns trennen. Aber so bleiben wir zusammen.
    »Ich habe Angst, Alden.«
    Ich weiß. Es tut mir leid. Alles wird gut. Geh zur Hintertür raus und die Einfahrt runter. Langsam. Und lass sie deine Hände sehen. Tu alles, was sie dir sagen, aber beantworte keine Fragen.
    Kaum war ich um die Ecke gebogen und hatte einen Fuß in die Einfahrt gesetzt, schon saß ich mit Aldens Seele in mir auf dem Rücksitz eines Streifenwagens. Ich gab mir alle Mühe, mich nicht in ein heulendes Nervenbündel zu verwandeln. Gleichzeitig hoffte ich aus tiefstem Herzen, Mom würde nie erfahren, dass ich wegen Einbruchs verhaftet worden war.

N  E U N Z E H N

    H andschellen sind so ziemlich das Unbequemste, was man sich vorstellen kann, und die Zeit auf dem Rücksitz des Streifenwagens kam mir vor wie eine Ewigkeit. Draußen sprach Miss Blacks Nachbarin mit den Polizisten. Durch ihre wilden Gesten löste sich immer wieder der Knoten im Gürtel ihres lindgrünen Morgenmantels. Mit einer ungeduldigen Bewegung zurrte sie ihn jedes Mal neu zusammen; dann redete sie aufgeregt weiter und wedelte dabei mit den Armen wie ein großer, flugunfähiger grüner Vogel. Sie hatte uns bei unserem ersten Besuch vom Fenster aus beobachtet und offenbar die Polizei gerufen.
    Vermutlich warteten die Polizisten nun auf Miss Black. Nicht gut. Die alte Frau hatte ja schon beinahe einen Herzanfall bekommen, als Alden sie durch die geschlossene Tür hindurch gedrängt hatte, die

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