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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gehört und wie wunderschön es dort war, und daheim in der Arkologie auf der Erde hatte sie häufig davon geträumt, eines Tages den Jupiter zu besuchen, trotz allem, was Vater Verhoos über das Übel BiTek zu predigen pflegte.
    Doch sie fand keine richtige Gelegenheit, sich dem Durcheinander zu entziehen. Ein Reporter schwebte an ihr vorbei, bemerkte, daß sie das älteste Kind der Schar war, und benutzte einen Handgriff, um seinen Schwung zu bremsen. Sein Mund teilte sich zu einem unglaublich freundlichen Lächeln, die Art von Geste, die nach dem Dafürhalten seiner neuralen Nanonik am besten geeignet war, sich das Vertrauen kleiner Kinder zu erschleichen. »Hallo, du da. Ist das nicht schrecklich? Das hätte man wirklich besser organisieren können.«
    »Ja«, sagte Jay skeptisch.
    »Mein Name ist Matthias Rems.« Das Grinsen wurde womöglich noch breiter.
    »Jay Hilton.«
    »Nun, hallo Jay. Ich bin froh, daß ihr es bis nach Tranquility geschafft habt. Hier seid ihr erst einmal in Sicherheit. Nach dem, was uns zu Ohren gekommen ist, hattet ihr eine ziemlich schlimme Zeit auf Lalonde?«
    »Ja!«
    »Wirklich? Was ist denn passiert?«
    »Also in der ersten Nacht wurde Mami von den Besessenen geholt. Und dann …« Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie wandte sich um und sah Kelly Tirrel, die Matthias Rems mit aggressiven Blicken anstarrte.
    »Er will nur wissen, was passiert ist«, sagte Jay munter. Sie mochte Kelly, hatte sie vom ersten Augenblick an bewundert, seit sie auf dem Gehöft in der Savanne angekommen war, um sie zu retten. Und während der Reise nach Tranquility hatte Jay insgeheim beschlossen, daß sie eine zähe Reporterin werden und die Konföderation durchstreifen würde wie Kelly, wenn sie erwachsen war.
    »Was geschehen ist, das ist deine Geschichte, Jay«, sagte Kelly langsam. »Sie gehört dir, und sie ist alles, was dir geblieben ist. Wenn er sie hören möchte, dann muß er dir eine Menge Geld dafür zahlen.«
    »Kelly!« Matthias warf ihr einen bestürzten Du-weißt-doch-wie-das-ist-Blick zu.
    Ohne bei Kelly den geringsten Eindruck zu erwecken. »Schnapp dir jemanden, der dir ebenbürtig ist, Matthias. Traumatisierte Kinder auszuquetschen ist nicht einmal dein Niveau. Außerdem besitze ich die Exklusivrechte an Jays Geschichte.«
    »Trifft das zu, Jay?« fragte er. »Hast du einen Vertrag mit der Collins Nachrichtenagentur unterzeichnet?«
    »Was?« Jay blickte verwirrt von einem zum anderen.
    »Serjeant!« rief Kelly.
    Jay kreischte erschrocken auf, als sich eine glitzernde schwarze Hand auf den Unterarm von Matthias Rems legte. Sie gehörte einem dickhäutigen Monster, das schlimmer war als alles, was sie bei den Besessenen von Lalonde je gesehen hatte.
    »Schon gut Jay.« Zum ersten Mal seit Tagen grinste Kelly wieder. »Er ist auf unserer Seite. Das ist einer von Tranquilitys Polizisten.«
    »Oh.« Jay schluckte mühsam.
    »Serjeant, ich möchte mich über die versuchte Verletzung eines vertraulichen Copyrights beschweren!« wandte sich Kelly an das schwarze Monster. »Außerdem verstößt Matthias Rems gegen die Charta für Sens-O-Vis-Ethik, indem er sich Kindern nähert und sich in Abwesenheit ihrer Eltern oder sonstiger Erziehungsberechtigter in ihr Vertrauen einschleicht.«
    »Danke sehr, Kelly«, sagte der Serjeant mit Tranquilitys Stimme. »Und willkommen zu Hause. Ich möchte Ihnen zu Ihren außergewöhnlichen Leistungen unter schwierigen Bedingungen gratulieren.«
    Sie starrte den plumpen BiTek-Servitor entgeistert an.
    »Kommen Sie bitte mit, Sir«, wandte sich der Serjeant an Matthias Rems. Er stieß sich mit seinen stämmigen Beinen von der Schottenwand ab und zog Matthias hinter sich her zu einem der Ausgänge.
    »Vertrau niemals einem Reporter, Jay«, sagte Kelly. »Wir sind keine netten freundlichen Leute. Wir sind schlimmer als die Besessenen, wirklich – sie stehlen nur Körper, aber wir stehlen dir dein ganzes Leben und machen Geld daraus.«
    »Du nicht«, sagte Jay mit der vollen Macht eines grenzenlosen kindlichen Zutrauens hinter ihren Worten, eines Vertrauens, dem kein Erwachsener je im Leben gerecht zu werden imstande war.
    Kelly küßte sie auf die Stirn. In ihr tobte ein Durcheinander von Gefühlen. Die Kinder von heute, sie wußten so viel, und das machte sie nur noch verwundbarer. Sanft schob sie Jay zu einer der Kinderschwestern und ließ sie dort zurück, als die Schwester fragte, was das kleine Mädchen zuletzt gegessen hatte und wann.
    »Kelly! Gott

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