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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Raumhafenscheibe schließlich, außerhalb von Rubras Einflußbereich, war ein neues Verteidigungskommando errichtet worden. Er besaß keine Möglichkeit, dieses Kommando anzugreifen wie beispielsweise die Sternenkratzer. Die besessenen Techniker, die das Netzwerk reaktivierten, hatten sichergestellt, daß es unabhängig war – ein System, das allein auf Kieras Kodes und Befehle reagierte.
    Was weder den Besessenen noch Dariat gefallen hatte und wovon die meisten überhaupt nichts ahnten, war die Vielzahl von physischen Interfaces zwischen dem neuralen Stratum und dem Kommunikationsnetz von Valisk. Die Vakzüge und die Sternenkratzer waren noch die offensichtlichsten Beispiele, doch jedes mechanische oder elektronische Wartungssystem besaß eine ähnliche Verbindung, einen kleinen Prozessorcluster, der fiberoptische Impulse in Nervenimpulse umsetzte und umgekehrt. Und die Magellanic Itg. hatte nicht nur das Kommunikationsnetz von Valisk errichtet, sondern zeichnete auch für mehr als neunzig Prozent der Elektronik verantwortlich, die den nicht-rotierenden Raumhafen steuerte.
    Und jeder einzelne Prozessor der Magellanic besaß eine Funktion, die ein unbemerktes Eindringen durch die Hintertür gestattete. Rubra allein hatte den Schlüssel.
    Innerhalb von Sekunden, nachdem die Besessenen ihr neues Verteidigungskommando aktiviert hatten, war Rubra im System gewesen. Eine köstliche Ironie: der Geist in den Maschinen der Geister. Die getarnten Interfaces, die ihm den Zugriff ermöglichten, waren bei weitem nicht imstande, den Datenfluß zu ermöglichen, der nötig gewesen wäre, um die Kontrolle über die Verteidigungsplattformen zurückzugewinnen – doch zumindest konnte er den anderen das zufügen, was sie ihm zugefügt hatten.
    Auf das Zeichen des Konsensus vom Kohistan hin schickte Rubra eine ganze Serie von Befehlen an die Verteidigungsplattformen hinaus. Kommandokodes wurden gelöscht und ersetzt, Sicherungen deaktiviert, Programme zur Steuerung der Fusionsgeneratoren neu formatiert.
    Im Kontrollzentrum des Raumhafens, wo die Besessenen ihr Verteidigungskommando eingerichtet hatten, ging jeder einzelne Alarm auf einmal los. Der gesamte Raum war in rotes Licht aus AV-Projektoren und von den Holoschirmen getaucht. Dann fiel die Energieversorgung aus, und die Besatzung fand sich im Dunkeln wieder.
    »Was, zur Hölle, geht da vor?« fluchte der erst kürzlich ernannte Kommandant des Verteidigungsnetzes. Eine helle Kerzenflamme aus Weißem Feuer entzündete sich an seinem Zeigefinger und enthüllte gleichfalls verwirrte Gesichter ringsum. Er griff nach seinem Kommunikatorblock, um Kiera Salter zu informieren, und fürchtete sich bereits jetzt vor dem, was sie sagen würde. Doch seine Hand erreichte das Gerät nicht mehr.
    »Scheiße, seht nur!« schrie jemand.
    Grellweißes Licht flutete durch das einzige Bullauge des Raums.
    In fünfundvierzig Fusionsgeneratoren waren die Plasmajets gleichzeitig instabil geworden, gestört von willkürlichen Manipulationen in den magnetischen Rückhaltefeldern. Plasmafackeln durchbrachen die Barriere und prallten auf die Wände der Tokamak-Kammern. Das Material verdunstete innerhalb von Nanosekunden und vertausendfachte den Druck. Fünfundvierzig Fusionsgeneratoren explodierten nahezu gleichzeitig und rissen die strategischen Verteidigungsplattformen in Milliarden Schrapnelle und strahlende Wolken aus Gas.
    – Sie können anfangen, sagte Rubra zu der wartenden Flotte.
    Dreihundert Wurmloch-Termini rissen rings um das Habitat auf, und Voidhawks schossen hervor. Zweihundert von ihnen hatten den Auftrag, die Industriestationen von Valisk zu zerstören und Kiera so ihrer mächtigen Rüstungsindustrie zu berauben. Die BiTek-Raumschiffe schwangen augenblicklich auf ihre vorberechneten Angriffsvektoren. Kinetische Raketen jagten aus ihren Abschußrohren und beschleunigten mit sechzehn g in Richtung der Stationen. Jede Salve war so gezielt, daß der Aufprall die Trümmerstücke vom Habitat wegfliegen ließ, damit die Gefahr des Aufpralls auf die Polyphülle minimal blieb.
    Die restlichen hundert Voidhawks waren für die Deckung ihrer Artgenossen verantwortlich. Sie flogen in Zehnerformationen um das Habitat und sandten per Affinität Warnungen an die verwirrten Hellhawks auf ihren Landegestellen, zu bleiben, wo sie waren. Scharf umrissene Nadeln aus rubinrotem Licht von Ziellasern ließen den Polyp des Landesimses schimmern wie schwarzes Eis in der frühen Morgensonne. Lichtreflexe erfaßten

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