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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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unfähig zu atmen oder mich zu bewegen. Die Höhle verschwamm vor meinen Augen, und ich spürte, wie ich allmählich schwächer wurde. So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Ich hätte gerne an Luzifers Sinn für Gerechtigkeit appelliert – sofern er den nicht inzwischen ebenso abgelegt hatte wie seine Freundschaft zu mir –, doch abgesehen davon, dass mir dazu der Atem fehlte, gehorchte mir mein Körper nicht. Nicht einmal etwas so Unscheinbares wie meine Stimmbänder.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du mich eines Tages verraten würdest.« Dafür, dass er mich gerade durch seine bloße Willenskraft einen halben Meter über dem Boden hielt und meinen Körper lähmte, klang er erstaunlich entspannt. Deutlich entspannter, als ich mich fühlte.
    Ich habe dich nicht verraten, wollte ich ihm entgegenschleudern, scheiterte jedoch an der Lähmung, die er über mich gelegt hatte. Du hast verraten, wofür wir stehen!
    Sein Blick suchte den meinen, dann schüttelte er den Kopf und senkte abrupt seinen Arm. Der Klammergriff um meine Kehle verschwand, und plötzlich hatte ich wiederBoden unter den Füßen. Zeitgleich fiel auch die Lähmung von mir ab. Ich geriet ins Wanken, fing mich jedoch schnell wieder und sog gierig die aufgeheizte Luft in meine brennenden Lungen.
    »Ich vermute«, brachte ich mühsam hervor, den Hustenreiz ebenso unterdrückend wie das Keuchen, das in meiner Kehle saß, »das war ein Nein. Du sorgst nicht dafür, dass er sich mir stellen muss?«
    »Nein.« Sein Blick war unverändert auf mich gerichtet, als wollte er mich jeden Moment wieder packen. Statt jedoch zuzugreifen, deutete er auf eine Einbuchtung im Fels, die sich zu meiner Linken auf Hüfthöhe befand. »Und ich will meinen Stein des Sehens zurück.«
    Luzifers Steine des Sehens unterschieden sich äußerlich nicht von den Kristallen, die die Höhle erleuchteten. Er hatte sie absichtlich so erschaffen und an mehreren Stellen zwischen den Kristallen versteckt, wo sie ihm als eine Art Überwachungssystem dienten, auf das sich durch ein Schlüsselwort zugreifen ließ. Offensichtlich hatte jemand einen seiner Klunker mitgehen lassen. Wenn er das entsprechende Wort kannte, wäre es ihm möglich, die Höhle von jedem beliebigen Ort aus zu beobachten, solange die anderen Steine noch hier waren.
    »Ich habe deinen blöden Stein nicht.« Dass ich einer der wenigen war, die überhaupt von der Existenz dieser Steine wussten, und dass ich obendrein noch das Schlüsselwort kannte, untergrub meine Glaubwürdigkeit wohl ein wenig.
    »Wäre es für einen Verräter nicht sinnvoll, zu sehen, was hier unten vor sich geht?«
    »Vielen Dank für dein Vertrauen«, erwiderte ich trocken. »Du meine Güte, für wie dämlich hältst du mich eigentlich? Glaubst du etwa, ich wüsste nicht, dass du die Steine regelmäßig austauschst, sodass mir dein kostbares Seherdingbestenfalls ein paar Tage, wohl eher nur einige Stunden helfen würde?«
    Er schien über meine Worte nachzudenken, dann nickte er. »Du kannst jetzt gehen.«
    Großzügig. Danke. Ich wollte ohnehin keinen Kaffee mehr mit dir trinken.
    »Wir waren immer Freunde«, sagte er plötzlich, bevor ich mich versetzen konnte. »Ich wäre womöglich bereit, dir eine weitere Chance zu geben. Denk darüber nach.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, die Macht der Gewohnheit war stark, ebenso der Wunsch, dass alles wieder so werden würde, wie es einmal war. Gleichzeitig wusste ich, dass das nicht möglich war. Nicht, nachdem ich Jules begegnet war. Statt einer Antwort flüchtete ich mich in ein unverbindliches Nicken und versetzte mich zum Wagen zurück.
    Mittlerweile hatte die Dämmerung Einzug gehalten und eine leichte Brise war aufgekommen, die nach der drückenden Hitze in der Höhle trotz der tropischen Temperaturen so angenehm kühlte, dass ich die Fenster herunter, und mir den Fahrtwind um die Ohren wehen ließ. Das war besser als jede Klimaanlage!
    Als ich fünfzehn Minuten später mein Zimmer betrat, stürmte Jules mir entgegen und fiel mir um den Hals, kaum dass ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.
    »Ich bin so froh, dass du lebst!«
    Immer noch nur mit dem Handtuch bekleidet klammerte sie sich an mich wie eine Ertrinkende an eine im Wasser treibende Boje. Als ich meine Arme um sie schloss, spürte ich, dass sie zitterte. Sosehr ich mich über diese unerwartete Nähe freute, so misstrauisch stimmte mich ihr Verhalten. »Warum sollte ich nicht leben? Ich habe dir doch

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