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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Arbeit zerstört war und jene Seelen, die ich selbst gefangen hatte, ebenso frei waren wie alle anderen, machte mir nichts aus. Tatsächlich gefiel mir der Gedanke, dass Luzifer sie nicht mehr für seine Zwecke einspannen konnte. Ich hatte mein Versprechen eingelöst und dafür gesorgt, dass Jules ihre Seele zurückbekam. Das war alles, was zählte.
    Mein Schlagabtausch mit Azazel lenkte mich von dem ab, was hinter mir geschah. Langsam fingen sich auch die ersten Gefallenen wieder, und einer von ihnen redete auf Azazel ein, mit ihm den Platz zu tauschen. Das fehlte mir gerade noch – ein weiterer ausgeruhter Gegner!
    Als es dunkler wurde und der Seelenglanz mehr und mehr verging, der die Höhle bisher erleuchtet hatte, nutzte ich einen Moment, in dem ich meinen Gegner zurückgedrängt hatte, um in mich hineinzuhorchen. Ich sandte meine Sinne nach den Seelen aus, suchte nach welchen, bei denen es uns womöglich nicht gelungen war, sie zu befreien, doch ich spürte nichts. In diesem Raum befand sich keine einzige gefangene Seele mehr.
    Wir drängen sie von der Schwelle auf den Gang zurück , erklang Akashiels Stimme in meinem Geist, und so bescheuert und gefährlich sein Vorschlag klang, so sehr hoffte ich,dass er tatsächlich einen Plan hatte und nicht nur von dem Wunsch angetrieben wurde, seiner Existenz ein möglichst spektakuläres Ende zu setzen. Ich für meinen Teil plante jedenfalls noch nicht abzutreten.
    Wir müssen von den Metallwänden fort!
    Das können wir auch erreichen, wenn wir uns in die Höhle zurückziehen, statt nach draußen zu stürmen , gab ich zu bedenken.
    Aber von hier drinnen können wir uns nicht versetzen. Das Metall schließt uns ein.
    Ein Punkt für ihn. Ich konnte nur hoffen, dass er plante, uns an einen Ort zu bringen, an dem ein Haufen schwer bewaffneter Engel zur Verstärkung auf uns wartete.
    Auf dem Weg nach draußen werden wir Jules zwischen uns halten. Sobald wir zwei Meter vom Portal weg sind, schnappst du sie dir und folgst meiner Signatur.
    Alles klar! Ich wusste nicht, was er vorhatte, doch ich vertraute darauf, dass er wusste, was er tat.
    »Jules!«, rief ich über meine Schulter hinweg. »Zu mir!«
    Obwohl ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, da ich einen weiteren Angriff abwehren musste, glaubte ich ihr Erschrecken zu spüren. Trotzdem kam sie meiner Aufforderung ohne Zögern nach.
    »Was auch immer geschieht«, sagte ich, sobald sie einen Meter hinter mir stand, »halte dich zwischen Akashiel und mir!«
    Bereit? , erkundigte sich Akashiel.
    Bereit.
    Ich gehe zuerst. Ohne mir eine Möglichkeit zum Widerspruch zu lassen, sprang er vor, das Schwert quer vor sich haltend, und drängte beide Gefallenen gleichzeitig von der Schwelle zurück. Ich schob Jules hinter Akashiel her und folgte ihr mit so wenig Abstand, dass ich jede Waffe abwehren konnte, die sich ihr näherte.
    Akashiel mobilisierte all seine Reserven und pflügte in einem verzweifelten Ausfall wie eine Dampfwalze durch den Gang. Ohne zu wissen, wie ihnen geschah, wichen die Gefallenen vor ihm zurück; diejenigen, die es seitlich an ihm vorbei schafften, machten mit meiner Waffe Bekanntschaft.
    Schnapp dir Jules!
    Ich schlug nach einem Angreifer und zwang ihn zurück, beinahe im selben Atemzug schlang ich den freien Arm um Jules’ Taille. Bereit!
    Mir nach! Jetzt!
    Ich konzentrierte mich auf Akashiels Signatur und folgte ihr.
    Wenige Herzschläge später wurde der felsige Höhlenboden unter meinen Fußsohlen von einem weichen, nachgiebigen Untergrund abgelöst. In dem Wissen, dass sich die Gefallenen an uns hängen würden, gab ich Jules frei und schob sie zwischen Akashiel und mich, ehe ich mir einen Überblick verschaffte.
    »Eine Wiese!«, entfuhr es mir. »Offene Fläche? Die machen uns platt!«
    Über uns funkelten die Sterne an einem samtschwarzen Nachthimmel. Die Luft war klar und nach der Hitze im Vulkan überraschend kalt auf meiner Haut. Der frische Wind trieb mir nicht nur einen feinen Sprühregen ins Gesicht, sondern klärte auch meinen Kopf und öffnete mir den Blick für meine Umgebung.
    Die Nacht war längst nicht so undurchdringlich, wie ich zunächst gedacht hatte, tatsächlich zeigten sich am Horizont bereits die ersten Anzeichen der nahenden Dämmerung. Das war allerdings auch das einzig Wesentliche, das ich erkennen konnte. Ansonsten gab es hier nichts. Keine Straße, keine Häuser und keine Laternen. Nur Hügel, Wiesen und Wälder und der schneebedeckte Gipfel des MountRainier, der sich hell

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