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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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schimmernd in der Dunkelheit erhob. Heilige Scheiße, Akashiel hatte uns an denselben Ort gebracht, an dem Shandraziels Leute die Schutzengel überfallen und mich als Verräter hatten dastehen lassen!
    Ich wollte mich gerade über die grandiose Auswahl des Ortes beschweren, als sich um uns herum ein Dutzend Gefallene materialisierten und uns langsam umzingelten. Dieses Mal war Shandraziel bei ihnen. Ich wusste nicht, ob er schon unter den Kämpfern vor Luzifers Seelenkammer gewesen war und ich ihn nur nicht bemerkt hatte, oder ob er erst bei unserer Flucht durch das Öffnen unserer Signaturen auf uns aufmerksam geworden war. Bei seinem Anblick schob ich mich noch näher an Jules heran.
    »Toller Plan, Schutzengel«, beschwerte ich mich bei Akashiel.
    Wir waren geliefert. Ich zögerte noch, ob ich kämpfen oder lieber Jules packen und mit ihr von hier verschwinden sollte in der Hoffnung, ein Versteck für sie zu finden, bevor die Gefallenen mich einholten. Jetzt, wo sie ihre Seele zurückhatte, konnte ich ihre Signatur wieder vor Shandraziel verbergen. Deshalb tendierte ich stark dazu, die Kurve zu kratzen, als ich bemerkte, dass Shandraziel etwas in Händen hielt.
    Es war keine Waffe.
    Sondern eine Akte.
    Mir wurde kalt, als ich begriff, was das bedeutete.
    Grinsend trat er zwischen die Reihen seiner bewaffneten Krieger. Seine schwarzen Lederklamotten schienen jedes bisschen Mondlicht zu absorbieren, das auf sie fiel. »Du hast nicht wirklich gedacht, dass wir ihren Vertrag bei den anderen aufbewahren würden, oder?« Das Grinsen verschwand so schnell aus seinen Zügen, wie es gekommen war. »Du hast Jahrhunderte unserer Arbeit vernichtet. Jahrtausende!«
    Ich zuckte die Schultern. »Manchmal gibt es eben Rückschläge.«
    Es war dumm von mir, zu glauben, dass sie Jules’ Vertrag zu den anderen stecken würden, aber genauso dämlich war es von Shandraziel, ihn hierherzubringen. Dann jedoch wurde mir klar, dass ihn nicht Dummheit, sondern Vorsicht zu diesem gewagten Schritt getrieben hatte. Er schien zu fürchten, ich könnte in die Höhlen zurückkehren und die Akte dort finden, deshalb hatte er entschieden, sie lieber bei sich zu behalten. Nicht zuletzt bot ihm der Vertrag auch die Möglichkeit, mir vor Augen zu führen, dass Jules’ Seele noch immer Luzifer gehörte.
    Ich umfasste den Schwertgriff fester. Ohne diesen Vertrag würde ich diese Wiese nicht verlassen.
    »Du hast die Wahl«, sagte Shandraziel in falscher Freundlichkeit. »Stell dich gegen uns, und ihr sterbt alle drei, oder ergib dich.«
    »Und dann?«
    »Töte ich dich«, er hob sein Schwert und deutete mit der Spitze erst auf Jules und dann auf Akashiel, »und verschone die beiden.«
    Ich wusste, dass es ein Fehler war, ihm zu vertrauen, allerdings blieben mir nicht gerade viele Möglichkeiten. Umzingelt von einem Dutzend Gefallenen gab es keinen Ausweg für Jules und Akashiel. Ich warf das Flammenschwert zu Boden, wo es sich zischend in Nichts auflöste, und trat auf Shandraziel zu.
    »Kyriel, nicht!«, riefen Jules und Akashiel gleichzeitig.
    Ich drehte mich noch einmal zu ihnen um und versuchte mich an einem aufmunternden Lächeln – etwas, was mir schon an einem guten Tag schwerfiel. Heute entgleiste es mir völlig.
    »Pass auf sie auf«, sagte ich zu Akashiel.
    Der Schutzengel nickte.
    Als ich die Wand der Gefallenen erreichte, die uns in einem unregelmäßigen Ring umgab, packten mich zwei bei den Armen und zerrten mich hinter den Ring, fort von meinen Freunden. Jules schrie und wollte zu mir, doch Akashiel hielt sie fest.
    Mein Eisschwert in einer Hand, hatte er den anderen Arm um ihre Taille geschlungen und hinderte sie daran, mir hinterherzulaufen. Sie strampelte in seinem Griff und wehrte sich gegen ihn, doch Akashiel war stärker. Er zog sie fest an sich und verstärkte den Druck seiner Arme, bis sie sich nicht mehr bewegen konnte.
    Jetzt, da mich zwei seiner Leute hielten und er nicht fürchten musste, dass ich ihn angreifen konnte, war Shandraziel mutig genug, vor mich zu treten. Siegessicher grinste er mir ins Gesicht. Und ich spuckte in seines. Kindisch, aber im Augenblick das Einzige, was ich tun konnte.
    Jules hatte ihr Leben riskiert, um mich zu retten, und letztlich befanden wir uns jetzt wieder an derselben Stelle, an der wir angefangen hatten. Nur dass ich dieses Mal froh sein musste, wenn Shandraziel Wort hielt und sie tatsächlich verschonen würde. Darauf, dass er mich an den Felsen ketten würde, wo sich die glühende Lava

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