Seelenglanz
Ebenso wenig wie für eine Begrüßung.
»Schirm deine Signatur ab!«, verlangte ich und verbarg gleichzeitig meine eigene.
Akashiel nahm eine aufrechte Haltung ein und hob beschwichtigend die Hände. »Ich weiß, dass dir die Entscheidung nicht gefällt.«
»Mach schon!«, fuhr ich ihn an.
»Ich habe versucht Japhael davon abzuhalten, aber …«
»Deine Signatur! Schnell!«
Durch meinen Ausbruch endlich von der Dringlichkeit meines Anliegens überzeugt, nickte Akashiel. Rasch überprüfte ich, ob er mich lediglich zu beruhigen versuchte oder meiner Aufforderung tatsächlich gefolgt war. Als ich meinen Geist nach seiner Signatur ausstreckte, war sie nicht länger auffindbar.
Erleichtert stieß ich die Luft aus, ließ mich auf die abgewetzte Ledercouch fallen und streckte die Beine von mir. Heilige Scheiße, das war knapp gewesen!
»Miles«, wandte sich Akashiel an seinen Assistenten, dessen blonde Locken lächerlich engelhaft aussahen, »warumlässt du uns nicht für eine Weile allein und machst einen Spaziergang?«
Der Nephilim nickte und legte die Akte, die er in der Hand gehalten hatte, in einen Ablagekorb. »Kann ich noch etwas für dich tun?«
Meine Güte, klang der Vogel unterwürfig. Fehlte nur noch, dass er seiner Frage ein kriecherisches Herr folgen ließ. Als Akashiel den Kopf schüttelte, verneigte Miles sich knapp und verließ das Arbeitszimmer.
»Was ist hier los?«, wollte Akashiel wissen, sobald wir allein waren.
»Japhael wird gleich anklopfen«, erklärte ich. »Antworte ihm nicht. Hör mich erst an!«
Akashiel betrachtete mich in einer Mischung aus Nachdenklichkeit und Misstrauen. Ein Schatten lief über seine Augen, und ich wusste, dass in diesem Augenblick Japhael versuchte Kontakt zu ihm aufzunehmen. Gespannt wartete ich darauf, wie Akashiel reagieren würde. Als sein Blick meinem begegnete, hielt ich ihm stand und schüttelte nur warnend den Kopf. Mehr konnte ich nicht tun.
Es war kein Problem, die Signatur nur so weit zu öffnen, dass er mit Japhael sprechen konnte, ohne ihm seinen Aufenthaltsort zu verraten. Dass Akashiel in seinem Arbeitszimmer nicht schwer zu finden sein würde, machte mir keine Angst. Ich fürchtete jedoch, dass es Japhael gelingen könnte, Akashiel zu einem persönlichen Gespräch zu überreden. Wenn ich auch nur die geringste Chance haben wollte, Akashiel von meiner Unschuld zu überzeugen und ihn für meine Seite zu gewinnen, musste ich mit ihm sprechen, bevor Japhael es tun konnte.
Akashiel klappte sein Laptop zu und schob die leeren Kaffeetassen zur Seite, die sich auf dem Schreibtisch türmten, als würde ihm der frei gewordene Platz gleichzeitig dennötigen Raum für unser Gespräch geben. »Was ist hier los?«, wiederholte er seine Frage noch einmal, statt auf Japhael zu reagieren.
Ja, was war überhaupt los? Es war offensichtlich, dass mir jemand eine Falle gestellt hatte. Jemand aus meinem eigenen Lager. Luzifer konnte ich als Drahtzieher ausschließen, er würde nichts unternehmen, was seine eigenen Vorhaben in Gefahr bringen konnte. Aber wer steckte dann dahinter? Wie ich es auch drehte und wendete, mir fiel nur ein Name ein – nur ein Gefallener, dem ich in der letzten Zeit auf die Zehen getreten war und der mich, nebenbei bemerkt, noch nie hatte leiden können: Shandraziel.
Da ich das jedoch Akashiel so nicht erzählen konnte, mir aber auch keine Zeit blieb, in Ruhe abzuwägen, was und wie viel ich offenbaren sollte, entschied ich mich zur Flucht nach vorne. »Wir sind in einen Hinterhalt geraten«, platzte ich heraus. »Die anderen sind tot. Nur Japhael und ich haben überlebt und er hält mich jetzt für einen Verräter. Deshalb darf er mich nicht finden. Nicht, bevor ich Gelegenheit hatte, mit einer neutralen Person über alles zu sprechen.«
»Tot?«, echote Akashiel ungläubig. »Wie konnte das passieren?«
»Diese neutrale Person bist du«, fügte ich hinzu für den Fall, dass dieser Teil meines Berichtes nicht bei ihm angekommen war.
Ihm war anzusehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Unter normalen Umständen hätte ich mich sicher darüber lustig gemacht und die eine oder andere bissige Bemerkung losgelassen. Da ich ihn im Augenblick viel zu dringend auf meiner Seite brauchte, sparte ich mir jeglichen Kommentar über eine faltige Denkerstirn. Verflucht, mir war ohnehin nicht danach, Witze zu reißen. Nicht, solange mein Hintern nur Zentimeter über dem Grill schwebte.
In knappen Worten erzählte ich Akashiel, was geschehen
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