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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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war. Ich ließ auch nicht aus, wie sich der Gefallene bei mir bedankt hatte. »So wie es aussieht, versuchen mir meine einstigen Freunde ein Bein zu stellen«, schloss ich.
    »Du meinst, jemand versucht bewusst dich als Verräter hinzustellen?«
    »Was sonst?« Nur mühsam konnte ich meine Wut unterdrücken. »Ich habe die Kerle nicht gerufen. Bis zu dem Augenblick, in dem ich auf der Wiese gelandet bin, wusste ich weder, dass mir dieses Treffen bevorsteht, noch, wo es stattfinden würde. In dieser kurzen Zeit hätte ich es vielleicht geschafft, einen der Gefallenen darüber zu informieren. Unser Treffen wurde allerdings so früh unterbrochen, dass der kaum Gelegenheit gehabt hätte, einen Trupp Krieger zusammenzustellen.«
    »Du denkst also, dass dir jemand an den Kragen will? Hast du einen Verdacht?«
    Den hatte ich natürlich, doch im Augenblick war es noch zu früh, darüber zu sprechen. Zu wissen, dass Shandraziel dahintersteckte, erklärte allerdings noch nicht, woher er die Informationen hatte. »Wer wusste von diesem Treffen?«
    Akashiel runzelte nachdenklich die Stirn. »Miles und ich, Japhael und Roger.«
    »Roger?«
    »Japhaels Nephilim«, erklärte Akashiel. »Er hat das Treffen in Japhaels Namen anberaumt.«
    »Wer noch?«
    »Die übrigen Anwesenden und natürlich Uriel.«
    Den Erzengel konnten wir wohl ausschließen. Der war mir schon immer weitaus wohlgesinnter gewesen, als es mir lieb war. Japhael hingegen konnte mich nicht ausstehen. Er hatte schon einmal versucht mir ein Bein zu stellen, indemer den Auftrag abgeändert hatte, und ausgerechnet er war – neben mir – der einzige Überlebende des Überfalls.
    Hatte er etwa einen Deal mit Shandraziel geschlossen?
    Allerdings machte es schon einen Unterschied, ob es darum ging, einen Auftrag so weit zu verändern, dass ich ihn mit großer Wahrscheinlichkeit versauen und rausgeworfen werden würde, oder einen Angriff anzuzetteln, bei dem auch Engel den Tod fanden. Würde Japhael wirklich so weit gehen, um mich loszuwerden?
    Andererseits hatte er den Tod meiner Schutzperson in Kauf genommen, als er den Auftrag manipulierte. Aber den Tod seiner eigenen Leute?
    Ich musterte Akashiel, suchte in seinen kantigen Zügen nach einem Anzeichen von Verrat, doch wenn es einen Engel gab, bei dem ich mir nicht vorstellen konnte, dass er mich ans Messer liefern würde, dann ihn. Trotzdem war ich kein Narr. Ich musste sichergehen. »Warum warst du nicht dort?«
    Falls Akashiel den Hintergrund meiner Frage erkannte, ließ er sich nichts anmerken. Offensichtlich stand ihm im Augenblick ebenso wenig wie mir der Sinn nach einem Streit. »Ich habe Japhael gesagt, dass es keine gute Idee ist.«
    »Das Treffen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dich Ruchiel zuzuteilen. Ihr beide seid so grundverschieden, das konnte nur schiefgehen. Ich habe versucht es ihm auszureden, aber er wollte sich nicht umstimmen lassen. Also habe ich mich geweigert zu kommen. Wenn er das durchziehen wollte, sollte er es dir auch selbst beibringen und nicht mich den Boten mit den schlechten Nachrichten spielen lassen.«
    »Du hattest bloß keine Lust, mit mir zu diskutieren.«
    »Worauf du wetten kannst.« Die gewohnte Streitlust, die er mir gegenüber an den Tag zu legen pflegte, wich jedochsofort wieder der Nachdenklichkeit. »Du glaubst also, dass dir jemand eine Falle stellen wollte?«
    »Wollte? Wohl eher gestellt hat.«
    »Und du denkst, dass es Japhael ist?«
    »Er zählt nicht gerade zu meinen besten Freunden.«
    Akashiel lehnte sich zurück, der Zeigefinger seiner linken Hand lag auf einem Bleistift, den er unablässig auf der Tischplatte vor und zurück rollte, als würden ihm die Bewegung oder das hölzerne Rattern des Stiftes beim Nachdenken helfen. »Warum könnte Luzifer ein Interesse daran haben, ein paar Schutzengel zu töten?«, überlegte er laut. »Das passt nicht zu ihm und auch nicht zu seinem sonstigen Vorgehen. Es ist ein Risiko, das all seine Pläne gefährden kann.«
    Meine Rede.
    »Warum also?« Jetzt sah er mich wieder an.
    In diesem Moment wünschte ich mir, mich betrinken zu können. Ein Glas Whisky, der Alkohol, der warm die Kehle hinunterfloss, ein Feuer im Magen entzündete und meinen Geist nach einer entsprechenden Menge mehr und mehr vernebelte, bis ich die ganze Scheiße hier vergessen konnte. Da das keine Option war, zuckte ich die Schultern. »Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass Luzifer hinter diesem Angriff steckt.«
    »Was glaubst du dann?«
    »Ich habe nicht

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