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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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anders. Ich streifte mit meinen Lippen über ihren Mund, als wollte ich sie um Erlaubnis für diesen Kuss bitten. Meine Hände wanderten vom Stein zu ihren Schultern und zogen sie in eine Umarmung. Anfangs wirkte sie wie erstarrt, dann jedoch wurde ihr Körper unter meiner Berührung weich und nachgiebig. Ihre Lippen öffneten sich und einen Herzschlag später erwiderte sie meinen Kuss. Diese wunderbare Frau küsste mich, ohne dass ich sie durch Lügen und falsche Versprechungen dazu gebracht hatte! Bedeutete das etwa, dass sie mich mochte? Ich erforschte ihre Lippen und ihren Mund mit meiner Zunge, hielt mich aber zurück, um den Kuss nicht zu leidenschaftlich werden zu lassen.
    Die sanfte Zärtlichkeit, mit der sie die Berührung meiner Lippen erwiderte, erfüllte mich mit so viel Wärme, dass es mir die Kehle zuschnürte. Ich hatte in meinem Leben viele Frauen geküsst, aber niemals zuvor hatte ich etwas Ähnliches empfunden. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich nicht mit ihr schlafen würde. Nicht heute und nicht aus den falschen Motiven heraus. Ich würde diese Frau nicht einfach benutzen, wie ich es mit so vielen vor ihr getan hatte. Dafür respektierte ich sie zu sehr.
    Ich streifte ihre Lippen noch einmal sanft mit den meinen, dann beendete ich den Kuss. Beinahe sofort vermisste ich die Wärme, die sie mir gegeben hatte. »Du bist müde«, sagte ich. »Lass uns ins Hotel zurückfahren.«
    Jules wirkte benommen, was ich zum einen auf mein Talent als Küsser zurückführte und zum anderen darauf, dassmeine Theorie stimmte: Ihre Offenheit verschwand, sobald es um mehr ging, als über die Dinge nur zu reden.
    Wir gaben unsere Schläger zurück und machten uns auf den Weg zum Parkplatz. »Für jemanden, der keine Zeit für Dates hat, küsst du ziemlich gut«, sagte ich.
    »Ich bin beschäftigt, aber ich bin keine Klosterschwester.«
    Der praktische Teil war vorüber und schon wurde sie wieder forsch. Ich würde es mir wohl auch in Zukunft nicht verkneifen können, sie aus der Reserve zu locken.
    In Zukunft? In wenigen Tagen würde sie in ihr Leben zurückkehren und ich würde sie nicht wiedersehen. Abgesehen davon, dass ich bald nach Oben gehen würde, hätte sie ohnehin keine Zeit für mich, denn sie musste sich noch immer um ihre Mutter kümmern. Selbst wenn sie sich entschied, für die Schutzengel zu arbeiten, änderte das nichts am Gesundheitszustand ihrer Mutter. Das zu ändern, lag nicht einmal in unserer Macht. Wenn ich genauer darüber nachdachte, war das ungerecht und auch unlogisch. Wir konnten Menschen und Tiere von den Toten zurückholen, sofern sie eines unnatürlichen Todes gestorben waren, aber wir konnten keine Krankheiten heilen. Wie armselig war das denn?
    Früher einmal, noch vor der Rebellion, hatten wir die Fähigkeit dazu gehabt, doch es war uns verboten gewesen, sie zu nutzen. Als Luzifer, ich und einige andere dagegen aufbegehrten, nahm der Hirte uns die Kraft, um zu verhindern, dass wir sie unerlaubt einsetzten. Er war der Ansicht, dass wir – indem wir eine natürliche Auslese verhinderten – für eine Überbevölkerung sorgen würden, die der Entwicklung der Menschheit nicht guttäte. Das war nur einer der Punkte gewesen, der letztlich dazu geführt hatte, dass wir uns gegen den Hirten erhoben hatten. Nachdem ich jahrtausendelangZeit gehabt hatte, die Menschheit zu beobachten, musste ich ihm im Nachhinein allerdings recht geben.
    Ich mochte nichts für Jules’ Mutter tun können, aber ich konnte zumindest dafür sorgen, dass Jules von dieser Reise mit ein paar Erinnerungen zurückkehrte, die sie so schnell nicht vergessen würde.
    Als wir über den Parkplatz gingen, den sich die Minigolfanlage mit mehreren Geschäften teilte, kamen wir an einem Disney Store vorbei. Das Schaufenster war mit unzähligen Stofftieren, Tassen und Pappaufstellern dekoriert, darunter sämtliche Märchenfiguren. Beim Anblick der Stoffausgaben der sieben Zwerge musste ich grinsen. Wenn Rachel Schneewittchen war, war Jules definitiv das Aschenputtel. Die kleine, schmutzige Küchenmagd, die das Leben so hart getroffen hatte. Mir kam jedoch noch ein anderer Gedanke.
    Ich sah sie an. »Warst du schon einmal in Disney World?« Der Blick, mit dem sie mich daraufhin bedachte, war ein eindeutiges »Soll das ein Witz sein?«. Sie brauchte nichts zu sagen – ich kannte die Antwort auch so. »Weißt du was, du wirst hinkommen. Das verspreche ich dir.«
    Ich spielte mit dem Gedanken, mich gleich jetzt mit ihr in den

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