Seelengrab (German Edition)
dem Schatten des Feuerwehrautos und kam ihnen entgegen.
„Hellmann“, begrüßte Kirchhoff den Kriminalkommissar und vermied den Augenkontakt.
„Peter, Lutz“, erwiderte Hellmann den Gruß und setzte einen tadelnden Gesichtsausdruck auf. „Wir warten seit 20 Minuten auf euch. Wo habt ihr so lange gesteckt?“
Er trug eine dunkelgrüne Barbourjacke mit braunem Cordkragen. An den Füßen hatte er gelbe Gummistiefel.
„Man kann nie wissen“, entgegnete er beleidigt, als er Hirschfelds Blick nach unten folgte. „Ich habe einfach keine Lust, mir die Schuhe zu ruinieren.“
„Und ich dachte immer, die gelbe Variante gibt es nur in Kindergröße“, erwiderte Hirschfeld.
Noch bevor er den Satz vollendet hatte, wurde ihm bewusst, dass sein Humor nicht immer auf Gegenliebe stieß, besonders nicht in Situationen, in denen er im Begriff war, die Ermittlungen in einem Mordfall aufzunehmen.
Hellmann sah ihn für einen Moment irritiert an, dann setzte er ein breites Lächeln auf, da er Hirschfelds Bemerkung für einen Ausdruck der Sympathie hielt.
„Wo ist die Leiche?“, fragte Kirchhoff mit einem Seitenblick auf Hirschfeld, bevor Hellmann etwas erwidern konnte.
„Dort drüben zwischen den beiden großen Eibensträuchern“, gab Hellmann zurück und deutete auf den breiten Rasenstreifen, der parallel zum Gehweg verlief. „Die Tote liegt unmittelbar neben dem Zaun, der das Grundstück zum Römerbad eingrenzt. Sie ist halb von Laub bedeckt und wird noch fotografiert.“
„Okay, worauf warten wir noch?“
Sie setzten sich in Bewegung und passierten die beiden Polizeiwagen, die quer über den Fußgängerweg geparkt standen.
„Wo steckt eigentlich Jansen?“, erkundigte sich Kirchhoff, hob das rot-weiße Plastikband mit der Aufschrift POLIZEIABSPERRUNG an und ließ erst Hellmann und dann Hirschfeld den Vortritt, bevor er selbst darunter hindurch auf die Rasenfläche trat.
„Der spricht gerade mit den beiden Streifenpolizisten, die als Erste am Fundort waren.“
„Gut“, entgegnete Kirchhoff. „Zuerst möchte ich die Bilder sehen. Danach sprechen Lutz und ich mit dem Pärchen, das die Leiche entdeckt hat.“
„Natürlich, natürlich“, beeilte Hellmann sich zu erwidern.
Kirchhoff und Hirschfeld wandten sich zum Gehen und ließen Hellmann mit seinen gelben Gummistiefeln davonstapfen.
Die beiden Kriminalhauptkommissare hatten nach wenigen Schritten bereits die innere Absperrung erreicht. Nur Erkennungsdienst, Rechtsmedizin und der Einsatzleiter hatten jetzt noch Zutritt zur Spurensperrzone, in der ein weißes Faltzelt als Regenschutz zwischen den Sträuchern aufragte. Sie mussten sich für den Augenblick mit ein paar Digitalaufnahmen von Leiche und Fundort begnügen, um keine eigenen Spuren zu setzen und damit vorhandene zu zerstören. Alle Personen, die sich hinter der Absperrung aufhielten, steckten in weißen Tyvek -Schutzanzügen und trugen Mundschutz und Überschuhe.
„So ein verfluchter Mist!“, rief eine Stimme aus den Eibensträuchern.
Kurz darauf tauchte eine junge Frau zwischen den Büschen auf. Ein paar Strähnen ihres schwarzen Ponys schauten unter der Kapuze des Schutzanzuges hervor, in dem sich ihr zierlicher Körper verlor. Über den Schultern trug sie eine schwere Fototasche. Mit beiden Händen hielt sie eine digitale Spiegelreflexkamera umklammert, auf die sie weiter einredete:
„Ich fass es nicht, das darf doch nicht wahr sein!“
Peter Kirchhoff räusperte sich vernehmlich. Die Fotografin hob den Kopf und funkelte ihn aus dunklen Augen an.
„Ich will kein Wort hören, Kirchhoff“, sagte sie grimmig.
Dann entdeckte sie Hirschfeld.
„Und mit wem habe ich noch die Ehre?“, fragte sie und blies sich eine Strähne aus dem Gesicht.
„Lutz Hirschfeld.“
„Sehr erfreut“, erwiderte die junge Frau und klang alles andere als begeistert. „Ich kann Sie beide gerade überhaupt nicht gebrauchen.“
„Ich hatte die Hoffnung, Sie könnten uns bereits ein paar Aufnahmen zeigen“, entgegnete Kirchhoff emotionslos.
„Das ist leichter gesagt als getan. Der Gurt meiner Kamera hat sich gerade verabschiedet. Deswegen ist mir der Apparat runter- gefallen. Das Display ist tot. Wenn die Aufnahmen durch die Erschütterung verloren gegangen sind, kann ich wieder von vorne anfangen. Und Sie wissen ja, was das bedeutet.“
„Das ist in der Tat sehr unerfreulich, Renee. Aber Sie haben doch sicher die Möglichkeit, die Kamera zu überprüfen, oder?“
„Natürlich.“
„Können
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