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Seelengrab (German Edition)

Seelengrab (German Edition)

Titel: Seelengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Buranaseda
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Mädel erst gestern Abend kennengelernt“, fuhr Florian Richter fort und zuckte mit den Schultern.
    „Eine Telefonnummer werden Sie ja wohl bekommen haben“, meinte Hirschfeld und nahm am Holztisch Platz.
    „Nein“, er schüttelte den Kopf, „ich habe ihr meine gegeben.“
    „Falls die junge Dame sich bei Ihnen melden sollte, richten Sie ihr aus, dass wir sie sprechen müssen. Außerdem benötige ich eine Auflistung aller Mitbewohner sowie der Personen, die in den letzten Wochen hier ein und aus gegangen sind“, sagte Hirschfeld.
    Richter nickte lahm, während er eine italienische Espressokanne aus dem Spülbecken fischte, den unteren Teil abschraubte und den Filter entnahm. Das Aluminium der sechseckigen Kanne war an einigen Stellen korrodiert und ließ die Oberfläche matt erscheinen.
    „Wie stark möchten Sie Ihren Kaffee?“, erkundigte er sich.
    „Stark.“
    Hirschfeld hatte im Gefühl, dass er sein Hotelzimmer, an das er sich inzwischen fast gewöhnt hatte, an diesem Abend nicht so schnell wiedersehen würde.
    „Gut“, erwiderte der Lockenkopf und ließ Wasser in die Kanne laufen.
    Dann füllte er grob gemahlenes Kaffeepulver aus einer verbeulten Blechdose in das Sieb, klopfte es mit dem Löffel fest und schraubte den oberen Teil wieder auf die Kanne.
    „Ich nehme an, Sie haben keine guten Neuigkeiten, was Susanne anbelangt“, erkundigte sich Florian Richter und strich die Reste des Kaffeepulvers mit den Fingern von der Kanne.
    „Wie kommen Sie darauf?“, fragte Kirchhoff.
    Bis auf Susannes Eltern und Leif Müller wusste noch niemand etwas von ihrer Ermordung.
    „Nun ja“, antwortete der Lockenkopf, entzündete mit einem Stabfeuerzeug eine Flamme des Gasherdes und stellte den Espressokocher darauf, „Susannes Eltern tauchen heute Morgen völlig aufgelöst hier auf. Und jetzt haben wir zwei Kripobeamte in der Küche. Da ist es nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen.“
    Die Espressokanne gab jetzt blubbernde Geräusche von sich.
    „Susanne ist ermordet worden“, entgegnete Kirchhoff.
    „Ah“, erwiderte Richter nüchtern, nahm am Holztisch neben Hirschfeld Platz und stützte das Kinn in die Hände.
    Hirschfeld hätte eine stärkere Reaktion erwartet. In Gedanken machte er sich einen Vermerk hinter Richters Namen. Er war sicher, dass Kirchhoff die Teilnahmslosigkeit des Studenten ebenfalls nicht entgangen war.
    „Was ist passiert?“
    „Darüber können wir zum jetzigen Zeitpunkt aus ermittlungstechnischen Gründen keine Auskünfte geben.“
    „Verstehe“, entgegnete Richter.
    „Erzählen Sie uns bitte etwas über Susanne“, forderte Hirschfeld den jungen Mann auf. „Was war sie für ein Mensch? Hatte sie Probleme mit anderen?“
    Florian Richter zog die Augenbrauen hoch:
    „Wie meinen Sie das: Probleme?“
    „Hatte sie Feinde?“
    „Nein“, jetzt wirkte der Lockenkopf fast belustigt, „Susanne hat sich oft zurückgezogen. Auch wenn sie vielleicht ab und an etwas eigenwillig war, mochte sie jeder, und zwar ohne Ausnahme.“
    „Sie eingeschlossen?“
    „Ja, natürlich“, antwortete Richter, stand vom Tisch auf, nahm den Espressokocher, in dem es kaum noch zischte, vom Gasherd und löschte die Flamme.
    „Hatte Susanne einen festen Freund?“, fragte Hirschfeld.
    „Nein, nicht, dass ich wüsste.“
    „Vielleicht einen Lover?“, blieb Kirchhoff hartnäckig.
    Aus seinem Mund klang das Wort irgendwie anachronistisch.
    „Tut mir leid, über Susannes Liebesleben kann ich Ihnen keine Auskunft geben.“
    „In Ordnung“, entgegnete Hirschfeld. „In welchem Verhältnis standen Sie beide zueinander?“
    „Susanne war meine Mitbewohnerin. Wir waren befreundet. Mehr nicht.“
    Der Lockenkopf hatte inzwischen die Kaffeebecher befüllt und sich wieder zu Hirschfeld an den Holztisch gesetzt. Der Kriminalhauptkommissar nahm eine der Tassen entgegen.
    „Wo waren Sie am Mittwoch vor Weiberfastnacht?“, stellte Kirchhoff die obligatorische Frage.
    „Zu Hause, hatte einen Kater“, erwiderte Florian Richter und schloss die Hände um seinen Kaffeebecher.
    Noch vor den Karnevalstagen?, dachte Hirschfeld. Reife Leistung.
    „Wann haben Sie Susanne das letzte Mal gesehen?“
    „Mhm, so gegen Abend, meine ich.“
    „In welcher Stimmung war sie?“, erkundigte sich Hirschfeld, blies in den Kaffee und nahm vorsichtig einen Schluck. Das Koffein schoss ihm sofort in den Kopf, Richter hatte nicht zu viel versprochen.
    „Nicht anders als sonst. Sie wollte noch etwas einkaufen fahren und

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