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Seelengrab (German Edition)

Seelengrab (German Edition)

Titel: Seelengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Buranaseda
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eine Zeit lang an Susanne interessiert.“
    Der Lockenkopf?, dachte Hirschfeld. Darüber hatte der Student vorhin kein Wort verloren.
    „Die beiden waren also kein Paar.“
    „Richtig. Susanne hat Flo die kalte Schulter gezeigt. Er hat ein paar Monate gebraucht, um darüber hinwegzukommen.“
    Und sich mit ein paar flüchtigen Bekanntschaften wie der gestrigen getröstet, vollendete Hirschfeld den Satz in Gedanken.
    Kirchhoff legte die Unterlagen zur Seite, die offenbar nichts Interessantes zutage förderten, und ging vor dem Schreibtisch in die Hocke. Er zog einen Papierkorb darunter hervor und leerte den Inhalt auf den Holzboden.
    „Sie sind nicht gerade zimperlich, oder?“, bemerkte Christine Gerstner und zog geräuschvoll die Nase hoch.
    Die Durchsuchung behagte ihr offensichtlich nicht.
    „Wir kommen jetzt allein zurecht“, bat Hirschfeld die junge Frau hinaus. „Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, das uns weiterhelfen könnte, rufen Sie uns bitte an.“
    Der Korbsessel knarzte, als Christine Gerstner sich erhob. Dann setzte sie sich zögernd in Bewegung und nahm die Visitenkarte, die Kirchhoff ihr stumm hinhielt.
    „Ach, eine Sache noch“, hielt Hirschfeld die junge Frau zurück, „Haben Sie diese Kette schon einmal an Susanne gesehen?“
    Er zeigte ihr den Anhänger.
    „Nein, das war absolut nicht ihre Welt“, antwortete sie. „War’s das jetzt?“
    „Ja.“
    „Ich begreife nicht, wie man so etwas seinen Haaren antun kann“, bemerkte Kirchhoff, als Christine Gerstner das Zimmer verlassen hatte.
    Er hockte immer noch auf dem Boden und stocherte mit seinem Kuli, den er aus seiner Jacketttasche gezogen hatte, im Abfall herum.
    „Ich fand die Frisur gar nicht so übel.“
    Kirchhoff legte den Kopf schief und warf Hirschfeld einen vielsagenden Blick zu.
    „Irgendetwas gefunden?“
    „Nein, bisher nicht. Sieht nur nach ein paar Notizen für die Uni aus. Vielleicht gibt ihr Reisegepäck mehr her“, erwiderte Kirchhoff und deutete auf einen dunkelgrünen Trekkingrucksack, der an einem Pfosten den Hochbettes lehnte.
    Kirchhoff öffnete die Riemen, schlug den Deckel zurück und zog das Hauptfach auf. Neben ein paar Büchern, Kleidung und einer Kulturtasche kam auch ein Laptop zum Vorschein.
    „Dann versuche ich mal mein Glück“, meinte er und klappte den Deckel auf.
    Als er das System hochfuhr, erschien nach ein paar Sekunden die Startseite.
    „Ich habe es fast befürchtet“, meldete Kirchhoff, „der Rechner ist passwortgeschützt. Das ist dann wohl ein Fall für die KTU.“
    Hirschfeld hatte inzwischen das Zimmer durchquert und war vor einer Pinnwand mit Fotos und Briefen stehen geblieben, die neben dem Fenster hing. Auf einer Fotografie war Susanne an einem menschenleeren Strand zu sehen. Das Meer hinter ihr war aufgewühlt. Weiße Schaumkronen tanzten auf den heranrollenden Wellen, die gegen das Ufer schlugen. Am Horizont türmten sich dunkle Gewitterwolken auf. Der Wind zerrte an ihrer Jacke und wehte ihr die langen dunklen Haare aus dem Gesicht. Susanne blickte ernst und furchtlos in die Kamera. Sie schien Hirschfeld direkt anzusehen, als wolle sie ihm irgendetwas mitteilen. Er hatte einen Menschen vor sich, dessen Handlungen und Motivationen für ihn nicht greifbar waren. Susanne Bach hatte ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft bezogen, obwohl sie sich lieber vor der Welt zurückzog. Wie ihre Persönlichkeit gab auch ihr Tod Rätsel auf. Sie hatte ein Jesus-Medaillon getragen, als ihre Leiche am Rheinufer gefunden worden war. Ohne Ausnahme hatte jeder, der sie näher kannte, ausgeschlossen, dass der Anhänger Susanne gehörte. Ihr abendlicher Abstecher in die WG hatte Hirschfeld endgültig davon überzeugt, dass dies kein Zufall sein konnte: Wenn sie die Herkunft des Medaillons klärten, würden sie auch Susannes Mörder auf die Spur kommen.

26
    Bin plötzlich aufgewacht. Hab schlecht geträumt. Reiße die Augen auf und starre in die Dunkelheit. Im Schlafsaal ist es ruhig. Höre nur die anderen atmen. Ganz regelmäßig. Ein und aus. Versuche mich an den Traum zu erinnern. Dann muss ich an gestern Nachmittag denken.
    Die meisten haben draußen gespielt. Ich hab mich in die Scheune geschlichen und bin die Holzleiter zum Heuboden hochgeklettert. Dort hab ich mich flach auf den Bauch gelegt. Das Stroh hat überall gekratzt, aber das hat mir nichts ausgemacht. Bin ganz nah an den Rand gekrochen. Hab nach unten geguckt und auf einem Halm rumgekaut. Es war heiß und stickig. Das T-Shirt hat

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