Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
dich?“, durchdrang seine Stimme die Stille.
Ich richtete mich wieder auf und schaute geradeaus. Ich presste die Lippen zusammen und versuchte das Zittern meiner Unterlippe zu verbergen.
„Oder liegt es nur daran, dass ich ein Dämon bin und kein Mensch?“, fragte er weiter.
Meine Finger verkrampften sich in dem roten Stoff des Kleides, das ich trug.
„Willst du nun nicht mehr reden? Oder nur mit mir nicht mehr?“
Ich holte tief Luft und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn jedoch gleich darauf wieder.
„Was? Habe ich nicht einmal mehr deinen Hass verdient, dass du mich ignorierst?“ Er klang zornig.
Meine Augen zuckten zu ihm. Er hatte sich nach vorne gelehnt und starrte mich erzürnt an.
„Willst du eine ehrliche Antwort?“, entgegnete ich leise.
„Das hatte ich erwartet!“, antwortete Chraz.
Ich wandte mein Gesicht wieder ab und schaute erneut in die draußen herrschende Finsternis.
„Du bist nicht abstoßend … es liegt nur daran, dass ich dich nicht mögen will! Denn wenn ich das täte, wäre die Tatsache umso schlimmer, dass ich dich für deine Taten bestrafen werde!“, sagte ich mit fester Stimme.
Schweigen folgte als Antwort. Ein leichter Windhauch wehte zu den Fenstern herein. Ich fröstelte leicht und bekam eine Gänsehaut. In diesem Moment schwang die Tür auf und eine gekrümmte Gestalt in einem langen, zerlumpten Mantel betrat den Raum. Chraz erhob sich sogleich von seinem Thron und blickte die Gestalt empört an.
„Weshalb hat das so lange gedauert?“, rief er aus.
„Verzeiht, mein Herr! Ich hatte … Probleme!“, antwortete die Gestalt mit einer lispelnden Stimme.
„Suche Vergebung bei jemand anderem!“ Chraz’ Stimme wurde immer lauter. „Du wagst es, ohne meine Aufforderung hier aufzutauchen und mich mit lahmen Ausreden zu langweilen? Dann verrate mir, welche Probleme konnten dich von deinem einfachen Auftrag abhalten?“
Die gekrümmte Gestalt trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
„Sprich, bevor ich dich töte!“, brüllte Chraz.
„Alec … mein Herr!“, kam die kleinlaute Antwort.
Ich wurde sofort hellhörig. Chraz schien es bemerkt zu haben und wies die Gestalt an, den Blick noch immer auf mir ruhend: „Nun, wenn das so ist, werde ich dir noch einmal verzeihen, Ugg ! Aber ich möchte Alec gerne persönlich sprechen. Also, wenn es dir endlich genehm ist, würde ich vorschlagen, dass du ihn zu uns einlädst!“
Die Gestalt verbeugte sich tief und machte sich daran, zu verschwinden. Ich blieb mit Chraz allein zurück.
„Freust du dich, ihn wiederzusehen?“, fragte mich Chraz.
Er hatte sich inzwischen wieder auf seinem Thron niedergelassen und lächelte mich kalt an.
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und schüttelte langsam den Kopf. Dabei hatte ich einen gleichgültigen Blick aufgesetzt und hoffte, Chraz würde die Lüge dahinter nicht bemerken. Doch wie ich erwartete, glaubte er mir nicht.
„Du schwindelst, Jaqueline! Und man soll doch nicht lügen!“, erklärte er mir mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Nun war alles, was ihn noch menschlich erscheinen ließ, von ihm abgefallen und zurück blieb das, was ich von Anfang an von ihm erwartet hatte: ein herzloses, kaltblütiges Monster.
Die Tür öffnete sich erneut einen Spalt und ein dunkelhäutiger Sklave steckte den Kopf herein.
„Mein Herr, Euer Gast ist eingetroffen!“, richtete er Chraz aus, dann schloss sich die Tür wieder.
„Na also! Dann können wir doch noch alle gemeinsam feiern! Ist das nicht toll?“, fragte Chraz.
„Du bist widerwärtig!“, antwortete ich darauf abfällig.
„Nicht so feindselig! Schließlich kommt gleich Besuch! Man sollte sich vor Besuch benehmen!“, erwiderte Chraz.
„Er ist ja noch gar nicht hier! Also darf ich so unfreundlich werden, wie mir genehm ist!“, entgegnete ich wütend.
Chraz’ Gesicht erstarrte und wurde kalt und glatt.
„Nun denn, bringt ihn herein!“, rief er und stand auf.
Das Tor öffnete sich und herein kamen Ugg in seinem abgewetzten Mantel und Darmn, die Alec in ihrer Mitte führten. Hinter ihnen schloss sich die Tür wieder.
Als Alec mich erblickte, wurde sein beherrschter, kalter Blick traurig. Auch mein Herz wurde schwer, als ich begriff, dass Alec tatsächlich hier war. Er würde jetzt sterben, das wusste ich.
Ich konnte es in seinen Augen und aus Darmns fiesem Grinsen erkennen.
„Alec! Wie schön, dass du zu mir zurückkehrst! Ich freue mich …“, begrüßte ihn
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