Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
überzeugen, wieder in den Kampf zu ziehen!“, drückte Own seine Bedenken aus.
Professor Taek dagegen schien zuversichtlich. Oder er wollte seine Sorgen nicht zeigen.
„Ich bin mir sicher, du bekommst das hin! Du kannst ihn sicherlich überzeugen, das spüre ich!“
In mir regten sich allerlei verschiedene Gefühle. Zum einen Angst, das Vorhaben könnte schiefgehen, zum andern verspürte ich den Drang, etwas zu tun. Nicht ständig nur dazusitzen und nichts zu tun. Und ich war fürchterlich aufgeregt, da ich mir sicher war, Alecan war der alte Freund und Seelenjäger, von dem der Professor erzählt hatte. Und dann war ich beunruhigt, da Own mich noch immer besorgt ansah. Er schien nicht ganz überzeugt von meinem Erfolg.
Doch darüber konnte ich nicht lange nachdenken. Sofort, als ich meinen Entschluss bekräftigt hatte, schickte mich Professor Taek zum Schneider im Dorf. Ich solle neue Kleidung für mich bestellen, ich jedoch nahm an, er wolle mit Own allein sprechen. Und so machte ich mich auf den Weg zum Schneider. Der Professor hatte gesagt, ich dürfe mir alles kaufen, solange es nicht unpraktisch zu tragen war.
Mit dem Gedanken an Alecan und Owns Reaktion auf Professor Taeks Vorschlag stapfte ich durch den Schnee. Er war inzwischen schon knöcheltief. Ich wickelte mir den Umhang des Professors enger um den Körper. Und während ich so durch die Straßen lief, beobachtete ich die weißen Wölkchen, die aus meiner Nase wirbelten, und lauschte dem Knirschen des Schnees unter meinen Füßen. Bis ich vor dem zweistöckigen Haus mit der Aufschrift „Olivers kleine Schneiderei“ stand.
Ich trat durch die Tür und schreckte leichte zusammen, als die Glocke über der Tür läutete.
Im Innern des Geschäfts war es warm. Ein Feuer brannte in dem Kamin, der sich hinter einer Art Tresen befand. An den Wänden standen hohe Regale, in denen Hunderte von Stoffen und verschiedenste Kleidung gelagert waren. In einem Schaukelstuhl vor dem Kamin saß ein dunkelhaariger Mann. Er hatte eine rote Hose in den Händen und stopfte gerade irgendein Loch. Als ich eintrat, hob er den Kopf und lächelte mich freundlich an.
„Guten Tag, die Dame! Was kann ich für Euch tun?“, begrüßte er mich höflich.
„Guten Tag! Ich möchte Kleider kaufen!“
„Nun, das wollen die meisten, wenn sie in meine Schneiderei kommen! Manche wollen auch, dass ich ihnen ihre Kleidung flicke. Na ja, ist ja auch nicht so wichtig! Welche Art von Kleidern sucht Ihr denn? Ein stattliches Ballkleid oder eher ein schlichtes Alltagsgewand? Und ein paar Schuhe passend dazu? Und vielleicht noch einen Schal? Bei diesem Wetter ist das nicht verkehrt!“
„Was habt Ihr denn so für Kleider?“, fragte ich schnell, bevor er gar nicht mehr aufhörte zu reden.
„Ich denke, ich habe genau das Richtige für Euch! Wartet doch einen Moment bitte!“
Mit diesen Worten verschwand er im Hinterzimmer. Nach wenigen Minuten tauchte er wieder auf, ein rotes Stoffbündel in den Armen. Er blieb vor mir stehen und öffnete das Bündel. Ein rotes Kleid breitete sich aus. Es reichte bis zum Boden und bestand aus weichem Stoff. Das dunkelrote Kleid hatte weite Ärmel, an deren Enden mit schwarzem Faden Schriftzeichen aufgenäht wurden. Es war wunderschön, doch ich wusste, ich konnte so etwas nicht für eine Reise anziehen. Also schüttelte ich betrübt den Kopf.
„Tut mir leid, doch ich benötige etwas, was sich für Reisen eignet!“
Der Schneider nickte wissend und legte das Kleid wieder sorgfältig zusammen. Dann lief er zu einem der Regale herüber und griff nach einem schwarzen Bündel. Mühsam wickelte er die Kleidungsstücke aus dem Tuch. Er hielt ein schwarzes Ledergewand in den Händen. Es bestand aus einer langen Hose und einem anliegenden Oberteil. Es war eindeutig für eine Frau gemacht, dennoch war ich erstaunt, dass er es mir hinhielt. Zu Hause bei meiner Familie durfte ich zur Arbeit auf dem Feld Hosen tragen, doch wenn ich im Dorf unterwegs war, musste ich immer ein Kleid anziehen. So wie alle Frauen und Mädchen.
Trotzdem nahm ich dem Schneider die Kleidungsstücke aus der Hand und betrachtete sie genauer.
„Gefällt es Euch? Es ist das einzige Exemplar! Die meisten denken, eine Frau sollte ein Kleid tragen, da es ihre feminine Seite unterstreicht, doch ich denke, dieses Gewand unterstreicht sie genauso gut. Ihr könnt es anprobieren, dann könnt Ihr noch immer entscheiden, ob Ihr es kaufen wollt.“
Ich nickte. Der Schneider zeigte auf eine
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