Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
nur ein paar Skelette lagen, nichts Besonderes. Eigentlich hätte ich mich darüber gefreut, dass wir nun zurück zu Brams Hütte ritten, doch die Angst vor dem, was da eben geschehen war, saß noch zu tief. Ich fragte mich, was mich erwartete, wenn ich der Nachricht Folge leistete und in die Kirche käme.
Bei Professor Bram angekommen, diskutierten Own und er über mögliche Aufenthaltsorte von Alecan oder wie sie mit ihm in Kontakt treten könnten. Ich hörte nicht zu, sondern verkroch mich in einer Ecke, von der ich einen guten Blick auf die Uhr hatte, die an Professor Brams Wand hing. Es war elf Uhr und zweiundzwanzig Minuten. Ich beobachtete den Zeiger, wie er immer weiterschlich.
Die halbe Stunde fühlte sich an wie zehn Stunden. Als es endlich so weit war, stand ich auf und ging zur Tür.
„Wo willst du hin?“, fragte der Professor.
„Etwas frische Luft schnappen!“, gab ich nur zur Antwort und schon war ich zur Tür hinausgeschlüpft.
Mit schnellen Schritten lief ich auf die Kirche zu. Was immer mich erwartete, ich hatte das Gefühl, es wäre gefährlich. Gefährlicher als alles, was ich bisher kennengelernt hatte. Was immer es war, es war tödlich. Das konnte ich spüren.
Dann stand ich vor der riesigen Kirche. Sie war größer, als ich angenommen hatte. Wieso der Fremde ausgerechnet diesen Ort ausgewählt hatte? Ich wusste es nicht. Also holte ich tief Luft und ging in das Innere der Kirche.
Als ich durch das große Tor trat, empfingen mich ein Schwall kühle Luft und modriger Geruch. Ich lief unbeirrt weiter durch die Bankreihen bis hin zum Altar. Ich legte meine Hände auf den kalten Stein und betrachtete dabei das Kreuz, das gegenüber dem Altar hing. Ich sah mir Jesus’ Leichnam noch einmal genauer an. So wichtig für so viele Menschen und doch schon seit so langer Zeit tot. Was die Leute wohl dazu gebracht hat, dass sie ihn noch heute so ehren? Auch ich wollte ihm die letzte Ehre erweisen und kniete vor dem Altar nieder. Ich spürte den kalten Stein der Stufen durch meinen Lederanzug hindurch. Ich schloss die Augen und fing an zu beten. Bitte, lass Own und die beiden Professoren mir vergeben. Ich musste das tun.
„Du betest?“ Die Stimme hallte von den hohen Wänden wider.
Ich wollte mich umdrehen, doch ich widerstand dem Drang und blieb, wo ich war. Stattdessen legte ich meinen Kopf auf die Steinstufen nieder. Die Kälte durchflutete mich, ich fröstelte.
„Na ja, in diesen Zeiten kann das nicht schaden.“
Ich hörte Schritte, jeder Einzelne hallte durch den dunklen Raum.
„Sehr beeindruckend! Findest du nicht auch? Was die Menschen geschaffen haben, um einen toten Mann zu ehren.“
Ich schwieg. Ich kannte die Stimme hinter mir, es war die aus dem dunklen Keller. Sofort bekam ich ein Gefühl der Kälte und Beklommenheit. Es legte sich auf mich wie ein schweres Tuch und hielt mich dort fest, wo ich lag. Auf dem Boden einer Kirche. Diesem Fremden so nahe.
„Ich hatte nicht erwartet, dass du wirklich kommst. Also verzeih mir die Frage, wieso? Wieso bist du gekommen? Um dein Schicksal zu sehen?“
Ich schwieg noch immer. Die Schritte verhallten dicht hinter mir. Er war stehen geblieben.
„Nun gut! Ich hatte auch nicht erwartet, dass du dich mit mir unterhalten würdest. Doch du musst zugeben, dieser Ort war eine passende Wahl für das, was gleich geschehen wird.“
Ich holte tief Luft.
„Ihr wollt mich in einer Kirche umbringen. Das ist nicht besonders klug.“
„Warum nicht? Du glaubst doch nicht etwa an Gott? Oder doch? Denn das wäre dumm!“
„Weshalb sollte der Glaube dumm sein? Er gibt einer Person doch erst das, um stark zu sein und weiterzukämpfen. Der Glaube an etwas verbindet die Menschen.“
„Du sprichst von Religion, als würde sie Frieden schenken, doch durch sie haben die Völker sich getrennt.“
„Ja, die Religion treibt einen Keil zwischen die Menschen und anderen Völker dieser Welt, aber ich spreche von Glaube. Der Glaube an etwas vereint die Völker wieder. Wie auch der Glaube an meine Kraft, die nicht existiert.“
„Wieso vertraust du nicht auf dich? Du redest so, als hättest du schon vor langer Zeit aufgegeben. Ich sage, tu das nicht!“
Ich hob meinen Kopf. Die Wange, die auf dem Stein gelegen hatte, war taub.
„Ich bin nicht die, für die mich alle halten! Ich kann diesen Krieg nicht gewinnen!“
„Nicht allein, nein! Aber mit etwas Hilfe kann alles gelingen. Solange du noch an dich glaubst.“
„Von welcher Hilfe sprecht
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