Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
dann jedes Mal wie ein König!“
„Und das ist inwiefern schlecht?“, fragte ich mit so viel Sarkasmus, wie ich mir zutraute.
Aber es funktionierte. Alec musste lächeln.
„Ich finde allein die Vorstellung, dass ich über ein Volk regieren würde, erschreckend! Das wäre mir zu viel Verantwortung; man muss Entscheidungen treffen, die ein ganzes Volk betreffen. Man hat kaum Privatsphäre und man muss das tun, was das Beste für das Volk ist. Und vor allem liebe ich die Jagd und als Herrscher müsste ich meinen Pflichten nachgehen und dürfte nicht das tun, was mir gefällt! Kein tolles Leben, wenn du mich fragst! Da könnte man auch im Gefängnis sitzen!“
„Ich hätte da noch eine Frage!“
Alec sah mich erwartungsvoll an.
„Woher wusstest du, dass ich die Geheimnisse kenne? Und woher wusstest du, dass ich sie gelesen habe? Ich meine, das kannst du gar nicht wissen, wenn du nicht … wenn du mich nicht beobachtet hast!“ Das Letzte flüsterte ich nur noch.
Trotzdem hatte er es natürlich gehört und nun lachte er los. Ich verstand nicht, was an meiner Frage so witzig gewesen sein soll, fragte jedoch nicht nach. Stattdessen wartete ich, bis Alec sich beruhigt hatte und mich von sich aus aufklärte.
„Ich habe das Buch geschrieben! Daher weiß ich, dass du die Geheimnisse gelesen hast. Und … nun ja … ich habe mir gedacht … dass du möglicherweise anfällig für Gefahren bist. So habe ich mir erlaubt … dich etwas zu … studieren . Und ich hatte recht! Hätte ich nicht eingegriffen, dann wärst du jetzt tot!“, erzählte er stockend.
Verständnislos starrte ich ihn an. Er hatte das Buch geschrieben? Und wann hatte er mich gerettet ? Die Antwort bekam ich sofort.
„Damals, in dem Dorf, bei dem Jungen. Als die Salakei dich aufgespürt hatten. Ich muss zugeben, dass du wirklich mutig bist. Oder dumm. Dass du einfach so auf die Salakei losgegangen bist! Du hättest keine Chance gehabt, wenn ich nicht da gewesen wäre, um dich zu beschützen!“
Ich schnappte nach Luft.
„Mich zu beschützen? Bin ich etwa so hilflos, dass man auf mich aufpassen muss?“
„Nein, aber du bist ein junges Mädchen ohne eine Ahnung, was dich in der Welt da draußen erwartet! Ich will dich nicht kränken oder beleidigen, aber du bist trotz allen Mutes jünger als ich. Du weißt nicht, auf was du dich einlässt! Alles und jeder könnte dich umbringen, und das darf nicht geschehen!
Wusstest du, dass du für manche die letzte Möglichkeit bist, sich gegen Chraz zu beweisen? Viele Wesen da draußen sind auf deiner Seite und zählen auf dich, aber es gibt auch viele, denen nichts lieber wäre, als dich tot zu sehen. Dein Körper ist jedoch zu schwach, um zu überleben, also muss einer die Aufgabe übernehmen, ihn zu beschützen. Ich zweifle natürlich keinesfalls deine Stärke an, deine innere Stärke, doch das ist nicht genug. Du brauchst meine Hilfe dringender, als du denkst! Du stehst nicht allein, deine Freunde sind immer bei dir. Außerdem glaube ich nicht, dass Jason und Jack dich je wieder aus den Augen lassen, wenn sie dich das nächste Mal sehen!“ Ein Lächeln huschte bei dem letzten Satz über seine Lippen.
„Ich akzeptiere deine Bedingung!“, fügte er noch hinzu.
Auf einmal war er eine völlig andere Person. Er war plötzlich der Seelenjäger, der sich gegen seinen Unterdrücker aufgelehnt und für seine Freiheit gekämpft hat. Er war genauso, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Keine Bedrohung mehr, kein blanker Hass, kein arroganter, selbstverliebter Mörder. Wenn ich jetzt in sein Gesicht sah, sah ich einen guten Charakter mit dem schönsten Lächeln, das ich je gesehen hatte. Nichts von dem selbstgefälligen Ausdruck war mehr in seinen Zügen, gerade so, als würden zwei Persönlichkeiten in einem Körper leben.
„Kann ich dich noch etwas fragen?“, fragte ich ihn.
„Klar!“
„Wieso willst du zu den Ruinen der Seelen? Ich meine, du bist ein Seelenjäger! Ist es nicht deine Natur, die Seelen zu jagen? Damit will ich sagen, wenn du da bist, was wirst du den Seelen antun?“
Da war er wieder, der Ausdruck eines Mannes, dem nichts mehr im Leben geblieben ist.
„Ich verspreche dir, die Seelen werden keinen Schaden nehmen! Ich mag ein Monster sein, aber ich respektiere den Tod mehr als alles andere. Ich will nur einen geliebten Menschen zurückholen, ich werde keiner Seele etwas antun! Du hast mein Wort!“ Er meinte es ernst, das sah ich ihm an.
Dennoch traute ich dem Versprechen nicht so
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