Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
wieder jemanden umbringe. Dann spielen sich die Bilder vor meinem inneren Auge ab und ich sehe sie deutlich vor mir“ Seine Stimme klang betrübt und er starrte ins Feuer.
Ich schaute ihn von der Seite an. Sein Blick in die Ferne gerichtet. Ich konnte sehen, wie er schauderte, als er die Gesichter noch einmal sah.
Ich wollte mich gerade entschuldigen, dass ich gefragt hatte, doch in dem Moment öffnet Alec den Mund.
„Weißt du, ich wünsche mir oft, ich könnte einfach vergessen, doch das habe ich nicht verdient! Ich bin ein Monster, eine Bestie, losgelassen auf Samalia! Meine Gefühle haben keine Bedeutung, ich habe das Leben gar nicht verdient! Ich bin Satans Sohn und Chraz’ Werkzeug. Aller Schmerz der Welt könnte mich nicht bestrafen für das, was ich getan habe!“
„Wieso sagst du so etwas?“
„Weil es die Wahrheit ist! Leute um mich herum sterben, Jaqueline!“ Er sah mich eindringlich an.
„Um mich herum sterben die Leute auch!“
„Das ist etwas anders!“ Ich zuckte zusammen bei seinem wütenden Tonfall.
„Du kannst nichts dafür! Um dich herum sterben die Leute, weil die Mörder es auf dich abgesehen haben, um mich herum sterben die Leute, weil ich sie umbringe! Und dafür kannst du mich nicht in Schutz nehmen! Das bin ich nun mal!“
„Aber weshalb quälst du dich dann so, wenn du nichts an dem ändern kannst, was du bist?“
„Weil ich etwas ändern könnte! Es gäbe so viele Möglichkeiten, mich zu verändern. So viele Möglichkeiten, Leben zu bewahren, als es zu nehmen. Aber das verstehst du nicht! Du hast noch nie jemanden umgebracht!“
Ich schwieg. Ich überlegte eine Weile, ob ich es sagen sollte, und entschied mich schließlich dafür.
„Aber warum auf diese Weise?“
„Weil ich anders nur Schaden anrichten würde! So kann ich mich selbst bestrafen, da es all die Personen, die ich getötet habe, nicht mehr können!“
„Jetzt weiß ich, weshalb du so verbittert bist! Du glaubst nicht daran, dass jemand dich so mögen könnte, wie du bist! Ist es nicht so?“
„Nein, ich bin so, wie ich bin, weil ich keinen Kontakt zu anderen Lebewesen will!“
„Sag ich doch! Du hast Angst davor, verstoßen zu werden!“
„Da liegst du falsch! Ich habe Angst davor, jemandem wehzutun. Ich habe einmal die Kontrolle verloren, ich werde es kein weiteres Mal!“
„Du hast die Kontrolle verloren?“
Doch er antwortete nicht. Er starrte wieder ins Feuer. Ich betrachtete ihn und blickte in sein Gesicht. Es war voller Schmerz, voller Trauer. Ich wollte nicht noch einmal fragen, was er damit meinte. Ich wusste bereits, was er sagen wollte. Ich drehte mich weg und starrte ebenfalls ins Feuer.
Nach einer Weile riss Alec mich aus meinen Gedanken.
„Amy war klug, witzig und einfach wunderschön. Ihr Lachen war ansteckend, und wenn sie traurig war, war man automatisch auch traurig. Und morgens, wenn sie aufwachte, standen ihre Haare in alle Richtungen ab, da sie einen wilden Schlaf hatte. Der Anblick war jedes Mal zum Schreien“ Alec lächelte leicht. „Allerdings war sie auch eigensinnig und ließ sich nicht gerne etwas befehlen.“
Sein Lächeln erlosch.
„Sie hatte an mich geglaubt und ihr Vertrauen in meine Selbstbeherrschung war ihr Untergang. Eines Tages kam sie mir zu nah und ich verlor die Kontrolle … Ich hab sie auf schreckliche Weise getötet! Und das werde ich mir nie verzeihen! Dass ich den einzigen Menschen, außer meiner Schwester, den ich je wirklich geliebt habe, ermordet habe.“
Ich musste schlucken. Das, was er sagte, machte mich traurig.
„Niemand verlangt von dir, dass du dir vergibst, aber vielleicht solltest du darüber nachdenken, anfangen, es zu tun. Ich werde niemals vergessen, dass sich meine Eltern und viele andere für mich geopfert haben. Und trotzdem sollte ich mir eines Tages verzeihen, dass das geschehen ist. Nur noch nicht jetzt! Mein Vater sagte mir einst, ein gebrochenes Herz, das geflickt wurde, ist besser als ein heiles Herz ohne Liebe. Und meine Mutter erklärte mir, es ist schon ein Fortschritt, wenn man jemand anderem vergeben kann, aber niemand ist vollkommen, solange er nicht sich selbst vergeben kann.“
Ein Lächeln stahl sich auf Alecs Lippen.
„Du erinnerst mich so sehr an deine Großmutter Mina! Sie war schlau, sie versuchte immer, weise zu wirken, und war unglaublich dickköpfig. Sie war eine der wenigen Menschen, die es immer allen recht machen wollte. Sie war bemüht, jemand zu sein, der sie nicht war, nur um anderen zu
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