Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
gefallen!“
„Ich will es nicht allen recht machen!“, rief ich empört dazwischen.
„Wenn du meinst! Aber du bist Mina trotzdem sehr ähnlich. Vor allem dein Dickkopf, den hast du sicherlich von ihr geerbt!“
Beruhig dich, sagte ich mir immer wieder, damit ich nicht die Beherrschung verlor. Aber ich musste auch gestehen, dass er irgendwie recht hatte. Was ich natürlich niemals laut zugeben würde.
„Wir sollten weiter, es wird bald dunkel!“, erklärte Alec und löschte das Feuer.
Beunruhigt blickte er sich um, was wiederum mich beunruhigte. Ich wollte ihn fragen, warum er es so eilig hatte und was ihm Sorgen mache, ließ es jedoch sein.
Alec war sehr gründlich und ließ nichts übrig, was verraten könnte, dass wir hier gewesen waren. Sobald er zufrieden mit seiner Arbeit schien, packte er mich erneut und nahm mich huckepack. Erneut erschrak ich mich und umklammerte Alecs Oberkörper, als ich mich auf seinem Rücken befand. Ich bemerkte, wie Alec ein Lachen unterdrückte. Dann ging es wieder los. Der Wind, die verschwommenen Bäume ringsum und das Gefühl, regelrecht durch den Wald zu fliegen. Ich konnte die kalte Haut von Alec durch unsere Kleidung spüren. Sie war genauso kalt wie Jacks Haut. Und ich musste schon wieder an ihn denken. Was er wohl in diesem Moment tat, falls er überhaupt noch am Leben war? Und Jason? Jetzt im Nachhinein fühlte ich mich schlecht mit dem Gedanken, sie beide im Stich gelassen zu haben. Ebenso Layla und Emma. Ich wünschte mir, umkehren zu können und ihnen zur Seite zu stehen. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich erst gar nicht gemerkt hatte, wie Alec angehalten hatte und wir nun vor einer tiefen Kluft standen. Ein Räuspern von Alec riss mich aus meinen Gedanken und holte mich zurück in die Gegenwart.
„Ab hier musst du zu Fuß gehen! Es lässt sich leider nicht vermeiden, obwohl ich es nett finde, wie du dich an mich klammerst!“
Als ich dies hörte, wurde mir bewusst, dass ich noch immer an Alecs Rücken klebte. Sofort ließ ich los und landete etwas ungeschickt auf den Füßen. Ich richtete mich auf und ging ein paar Schritte vor, bis ich direkt vor dem Abgrund der Schlucht stand.
Mir wurde fast schwindelig, als ich nach unten sah und den reißenden Fluss entdeckte, der sich dort unten mit gewaltiger Kraft immer weiter in die Erde grub. Seit vielen, vielen Jahren schon. Ich wich zurück. Ich wandte mich Alec zu und wollte gerade fragen, wie wir über diese Schlucht kommen sollten, doch er kam mir zuvor und zeigte mit dem Zeigefinger auf eine wacklige Hängebrücke nahe unserem Standort. Ich schluckte bei ihrem Anblick.
„Du verlangst doch etwa nicht, dass ich da drübergehe?“, fragte ich vorsichtig, die Antwort bereits kennend.
Doch Alec nickte nur mit einem breiten Grinsen im Gesicht und ging auf die Brücke zu, falls man sie so überhaupt nennen durfte. Ich folgte ihm zögernd, blieb jedoch am Rand der Hängebrücke stehen und beobachtete Alec, wie er mit beachtlicher Geschwindigkeit über das morsche Seil mit Brettern lief. Bei ihm sah das so leicht aus, doch ich war mir sicher, ich würde das nicht einmal halb so gut hinbekommen. Von der andern Seite aus rief Alec mir etwas zu.
„Komm schon, Jackie! Es ist ganz leicht! Immer einen Fuß vor den anderen!“
„Ja, für dich vielleicht! Du hast auch keine Angst in besonders hohen Höhen!“, erwiderte ich.
„Na, los! Sieh einfach nicht nach unten, dann kann gar nichts geschehen!“
„Sagst du!“, antwortete ich ängstlich.
Wieso konnte er mich nicht einfach auf die andere Seite tragen? Jetzt musste ich wohl oder übel meine Höhenangst überwinden.
Vorsichtig machte ich den ersten Schritt, und als mich die Bretter hielten, ging ich weiter, darauf bedacht, nicht nach unten zu sehen.
Als ich etwa die Mitte erreicht hatte, rutschte ich ab. Ich stieß einen spitzen Schrei aus und griff nach dem Seil. Das Garn grub sich in mein Fleisch, der Schmerz war unerträglich. Schon nach wenigen Augenblicken waren meine Hände schwach von dem Gewicht, das sie halten mussten. Ich spürte Alecs kalte Hand an meinem Arm. Mit einem Ruck zog er mich herauf, noch immer zittrig fiel ich ihm in die Arme. Hier fühlte ich mich sicherer als irgendwo anders. Sachte trug er mich über die Brücke und setzte mich ab.
„D-danke!“, bedankte ich mich, noch immer heftig zitternd.
Alec nahm meine Hände sanft in seine und betrachtete die Schnittwunden.
„Du bist verletzt!“ war alles, was er zu den
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