Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
Ja.
„O.k. Ist schon besser! Und jetzt, was hast du geträumt?“
Ich schwieg.
„So schlimm?“, fragte Alec.
„Ja.“
Ich spürte, wie Alec seinen Arm um meine Schulter legte. Ich lehnte mich gegen ihn und vergrub mein Gesicht in seinem Hemd. Ich konnte seinen Atem auf meinem Haar spüren.
So fühlte ich mich besser. Mein Atem wurde regelmäßiger, mein Herzschlag beruhigte sich. Nach ein paar Minuten ging es mir wieder einigermaßen gut.
Ich vernahm ein leises Rauschen und ein Lichtblitz erhellte die Umgebung. Alec hatte ein Feuer angezündet. Die kleinen Flammen leckten an dem silbernen Gegenstand, den Alec schon das letzte Mal benutzt hatte, um ein Feuer zu errichten. Es war eine Miniaturfackel in Alecs Hand. Ich beobachtete die rotorangefarbenen Flammen, folgte ihren Bewegungen, ließ mich von ihrem wilden Tanz in den Bann ziehen. So lag ich lange in Alecs Armen, starrte wie gebannt auf die Fackel. Für einen Augenblick konnte ich all meine Sorgen, Ängste, Erinnerungen und Gedanken verdrängen und an ihre Stelle rückte völlige innere Ruhe.
Ich war plötzlich wie leer gefegt. Kein anderes Gefühl regte sich in mir. Ein grauer Schleier legte sich über mich, durch den die Umgebung verworren und unscharf wirkte. Ich schloss die Augen und blendete alles um mich herum aus. Jetzt war alles still, kein Geräusch mehr. Ich war allein in mir. Bis Alec die Stille durchbrach.
„Du solltest noch einmal versuchen zu schlafen! Morgen wird ein langer Tag!“
Ich nickte nur. Ich löste mich von Alec und legte mich wieder auf den Waldboden.
Alec wollte aufstehen, doch ich hinderte ihn daran.
„Nein, bleib bitte hier!“, flüsterte ich, mehr bekam ich nicht hervor.
Alec hielt kurz inne.
„Ich muss nur schnell etwas überprüfen, dauert nicht lange! Außerdem bin ich ganz in der Nähe! Wenn etwas ist, musst du nur rufen, dann bin ich sofort da!“
„Nein! Bleib hier!“, sagte ich noch einmal.
Alec sah mich an, dann setzte er sich wieder neben mich. Ich ergriff seine Hand und zog sie an meine Brust. Sie war kalt, doch das störte mich nicht. Ich schloss erneut die Augen und versuchte mich zu entspannen. Versuchte zu schlafen.
Nach einer Weile hörte ich ein Rascheln und ich öffnete wieder die Augen. Ich sah, wie Alec sich hinlegte. Er lächelte mich an.
„Schlaf jetzt!“, hauchte er.
Ich erwiderte sein Lächeln, schließlich schloss ich die Augen und glitt erneut in die Welt der Träumenden. Doch diesmal fühlte es sich anders an. Als wäre jemand oder etwas in meinem Kopf und sehe sich meine Träume an. Alec. Er wachte über mich im Schlaf.
Ich roch den Duft von Tannennadeln und feuchter Erde. Ein leichter Wind brauste mir um die Ohren und kühlte meine Wangen. Ich schlug die Augen auf und erblickte das Blätterdach einer Eiche über mir. Ich drehte meinen Kopf so, dass ich direkt in Alecs Gesicht blicken konnte. Er lag noch immer neben mir und ich hielt noch immer seine Hand gepresst an meine Brust. Seine Hand war inzwischen warm geworden. Auch er wandte mir jetzt sein Gesicht zu und ich konnte in seine Augen sehen. Sie waren schwarz. Ich runzelte die Stirn. Als ich sie das letzte Mal bewusst betrachtet hatte, waren sie dunkelrot gewesen.
Alec lächelte mich an. Plötzlich machte mein Herz einen Satz. Ich wich Alecs Blick aus und ließ seine Hand los. Meine Finger waren steif und ließen sich nur schwer lösen.
Sobald Alec seine Hand zurückgezogen hatte, richtete ich mich auf. Im Licht der Sonne, das grün durch die Blätter der Bäume schien, wirkte der dunkle Wald aus der Albtraumnacht viel freundlicher. Ich sah einen kleinen blauen Vogel, der auf einem der tiefer liegenden Äste saß. Er fing meinen Blick auf und beäugte mich neugierig. Dann fing er an in den höchsten Tönen zu zwitschern. Langsam entstand aus den einzelnen Tönen schließlich eine wunderschöne Melodie. Unterbrochen wurde sie durch das Gickern eines Eichhörnchens, das den Stamm in Windeseile hinaufhuschte. Von der Ferne her hörte ich das Klopfen eines Spechtes. So wirkte eigentlich alles sehr friedlich. Abgesehen von der Tatsache, dass neben mir ein Seelenjäger saß und ich an diesem Ort einen fürchterlichen Traum hatte.
Ich stand auf, etwas zu schwungvoll, und wäre beinahe wieder umgekippt, wenn Alec mich nicht festgehalten hätte. Er sah mich besorgt an. Ich straffte die Schultern und löste mich aus seinem Griff.
„Müssen wir nicht weiter?“, fragte ich schnell.
Ich wollte das so schnell wie möglich
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