Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
verschwunden. Verschluckt von den Baumriesen um uns herum.
Ich war noch wie gelähmt, als Alec zu mir sprach.
„Geht es dir gut?“
Ich schüttelte den Kopf. Nein, es ging mir nicht gut. Ich war schockiert von diesem Ereignis.
Alec schien es bemerkt zu haben und legte mir sanft den Arm um die Schultern und zog mich an sich. Ich ließ es geschehen. Ich schloss die Augen und versteckte mein Gesicht in Alecs Jacke.
Nach einer Weile nahm mich Alec wieder auf seinen Rücken. Ich war froh darüber, von hier wegzukommen. Ich konnte den Anblick der Leichen nicht mehr ertragen.
Die ganze Zeit über schwieg Alec. Sein Blick war starr, sein Gesichtsausdruck ernst. Immer wieder öffnete ich den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch jedes Mal wieder.
Erst als Alec stehen blieb und mich absetzte, wagte ich es, zu sprechen.
„Danke!“ Meine Stimme war noch etwas zittrig bei dem Gedanken an den vorigen Kampf.
„Danke mir nicht dafür, dass ich gemordet habe!“, erwiderte Alec.
„Aber du hast mein Leben bewahrt und dein eigenes riskiert. Und für solch eine Tat sollte man dich ehren!“
Alec schnaubte.
„Ich habe dich beschützt, damit ich dich für meine Zwecke missbrauchen kann! Du weißt, dass es so ist! Und auf einen solchen Beweggrund sollte man nicht stolz sein!“ Er klang verbittert und hart.
„Dein Beweggrund ist mir egal! Du hast mich gerettet! Das ist alles, was zählt! Und ich werde dich nicht für diese genommenen Leben verantwortlich machen. Schließlich wollten sie mich!“, stellte ich klar, „Und du weißt, dass es wahr ist! Du bist nicht immer an allem schuld!“
Alec fuhr sich aufgebracht durch sein Haar.
„Nein!“ Ich zuckte zusammen, als er dieses Wort durch den Wald brüllte. „Wieso willst du mir klarmachen, dass ich nicht das Monster bin, das alle in mir sehen? Mich inklusive!“ „Weil ich nicht will, dass du dich zerstörst und umbringst!“
„Ich bin doch schon tot! Ich bin schon völlig zerrissen! Niemand kann das mehr heilen, aber ich kann dafür sorgen, dass mein Leben einen Sinn bekommt!“
„Vielleicht kann niemand mehr diese Wunden heilen, aber jemand kann sie wieder zusammenflicken. Eines Tages findest du jemanden, der dich wieder zusammensetzt.“
„Aber es werden immer Narben bleiben!“ Ich sah ihm den Schmerz an, den ich verursacht hatte, indem ich ihn an Amy erinnert hatte.
Ich schwieg. Worte würden mich im Moment nicht weiterbringen, also ließ ich es sein. Fürs Erste.
„Wir sollten weiter, bevor die Nacht anbricht!“, erklärte Alec, diesmal ruhiger.
Ich nickte.
„Ich nehme an, immer noch dort entlang?“, fragte er und zeigte in die entgegengesetzte Richtung, aus der wir gekommen waren.
Ich nickte erneut. Alec nahm mich auf seinen Rücken und lief los. Und es kam mir so vor, als würden die Bäume langsamer vorbeiziehen als sonst. Aber vielleicht irrte ich mich auch. Schließlich hatte ich mich an diese Reisemethode gewöhnt und es kam mir wirklich nur so vor. Oder vielleicht waren auch mein Zeitgefühl und meine Wahrnehmungsfähigkeit etwas getrübt.
Ich weiß nicht, wie lange wir durch den Wald rannten, zumindest Alec rannte und ich ließ mich tragen, doch irgendwann blieb Alec wieder so abrupt stehen wie letztes Mal. Auch diesmal wurde ich gegen seinen Rücken geschleudert und ich fluchte im Stillen.
Ich wollte fragen, warum wie anhielten, aber Alec drückte mir sogleich die Hand auf den Mund, als ich ihn öffnete. Er war wie versteinert und lauschte irgendwelchen Geräuschen, die ich nicht wahrnehmen konnte. Um eine Antwort auf meine nicht noch gar ausgesprochene Frage zu bekommen, pustete ich leicht gegen Alecs Handfläche, die noch immer auf meine Lippen gepresst wurde. Alec regte sich nicht.
Dann, ganz plötzlich, raste Alec los. Er flog mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Wald. Manchmal hatte ich Angst, er könnte gegen einen Baum rennen, doch die Frage, warum er auf einmal so losgeflitzt war, beschäftigte mich viel mehr.
Ich wurde trotz seiner Bemühungen auf Alecs Rücken ganz schön durchgerüttelt. Vor allem als er einen Satz über einen umgestürzten Baum machte und zehn Meter weiter unsanft auf dem Boden aufkam. Aber langsamer wurde er dadurch nicht. Eher beschleunigte er noch ein wenig.
Ich hatte Mühe, mich an ihm festzuhalten. Ich hörte Alecs Atem, wie er aus dem Takt geriet. Er versuchte es zu verstecken, aber ich konnte spüren, dass er schwächer wurde. Früher oder später müsste sogar er sich ausruhen. Und
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