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Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Titel: Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Braun
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mich Alec und die Stichflamme an die Drachen aus den Erzählungen von meinem Vater und Chaff.
    Schließlich drehte sich Alec wieder zu uns und verbeugte sich, wie ein Künstler sich vor seinem Publikum verbeugt. Ich tat ihm den Gefallen und klatschte Beifall. Denn es hatte mir ja auch gefallen. Was ich natürlich nie vor jemandem zugeben würde.
    Nach der Vorstellung kam Alec zu uns herüber und setzte sich neben mich ans Feuer.
    Ich schaute zu Chaff hinüber und sah, dass er ebenfalls Alecs Kunststück bewundert hatte. Oder zumindest zugesehen. Denn er schaute Alec mit unergründlichem Blick an.
    „Ach komm schon! Das muss dich doch auch beeindruckt haben! Sie habe ich schließlich auch überzeugt!“, sagte Alec als Antwort auf Chaffs Blick.
    Dieser widmete sich wieder seinem Hasen zu, der auf einem Stock aufgespießt über dem Feuer briet.
    „Ich habe schon wesentlich beeindruckendere Spielchen mit Feuer gesehen.“
    Damit beließ er es. Alec rollte mit den Augen. Ich musste lächeln.
    Nach einigen Minuten war der Hase fertig gebraten. Chaff gab mir ein Hasenbein und ich schlang das Fleisch in mich hinein. Mein Hunger war groß und ich konnte mich nicht daran erinnern, vor Kurzem so etwas Leckeres wie Hase gegessen zu haben. Chaff gab mir auch noch die Hälfte der Hasenbrust. Auch diese verdrückte ich gleich. Alec sah mir dabei zu.
    Ich versuchte seinen Blick zu ignorieren, doch als ich zu Ende gegessen hatte, sah ich ihn fragend an.
    „Noch nie einen hungrigen Menschen gesehen?“, fragte ich.
    „Das schon, aber ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der in meiner Gegenwart so ungezwungen essen kann.“
    „Wieso das denn?“
    „Na ja, wahrscheinlich, da sie alle zu große Angst davor haben, selbst als Essen zu enden!“
    „Ich habe keine Angst vor dir!“, antwortete ich.
    Alec lächelte.
    „Ich weiß! Obwohl ich mir manchmal wünsche, du hättest es!“
    „Warum?“
    Alec wandte sich von mir ab und schaute ins Feuer.
    „Weil ich immer noch ein Mörder bin!“
    Von da an sprach er kein Wort mehr mit mir an diesem Abend. Und Chaff ging er noch mehr aus dem Weg als zuvor. Ich versuchte auch nicht, ihn zu belehren und ihm klarzumachen, dass er kein Monster sei. Zudem musste ich zugeben, dass er recht hatte. Er hatte getötet.
    Als Chaff beschlossen hatte, die Wache zu übernehmen, zog Alec sich zurück, um sich irgendwo hinter einem umgestürzten Tisch zu verkriechen. Ich ging durch das Dorf und suchte nach etwas, was nicht zerstört worden war. Schließlich fand ich, was ich gesucht hatte. Von den Bootsstegen aus sah das Meer genauso aus wie früher. Die Nacht hatte dem Wasser eine dunkle Farbe verliehen und die Sterne, die sich auf der Oberfläche spiegelten, erleuchteten den dunkelblauen Himmel. Und weit draußen auf dem Meer hing der Mond über den scheinbar friedlichen Wellen. Ich sog genüsslich die Meeresluft ein, die mir ins Gesicht wehte. Ich roch das Salz des Wassers, etwas, was ich gut kannte.
    Ich setzte mich an den Rand einer der Stege und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Es war kalt und dennoch erfrischend. Die Hitze des Feuers, an die ich mich eben gewöhnt hatte, schien aus meinem Körper zu fließen.
    So konnte ich sehr gut meine Gedanken ordnen. Ich starrte, versunken in meine Erinnerungen, auf die helle Scheibe des gerade zunehmenden Mondes. Bald würde es Vollmond geben.
    Gedankenverloren beugte ich mich über das still daliegende Wasser und starrte in das blasse Gesicht eines Mädchens. Ich betrachtete mein Spiegelbild. Nicht besonders schön. Ich berührte vorsichtig meine Wange, das Spiegelbild tat es mir nach. Ich fragte mich, ob mich jemand vermissen würde, wenn ich starb. Vielleicht würde Chaff mich betrauern und mein Bruder. Möglicherweise auch die beiden Professoren Taek und Bram. Und Own. Aber Alec? Er würde sicherlich wütend sein, dass ich tot wäre und ihn nicht mehr zu den Ruinen der Seelen führen könnte. Dann dachte ich an Jack. Ich musste lächeln bei dem Gedanken an den freundlichen und chaotischen Vampir. Er würde mich möglicherweise auch vermissen. Ich würde ihn auf jeden Fall vermissen. Und was war mit Jason? Er vielleicht auch.
    Also würden mich doch einige Leute vermissen. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Somit musste ich wieder an Alec denken. Ich musste daran denken, was passieren würde, wenn ich ihm nicht länger helfen würde, die Ruinen zu finden. Ich dachte daran, dass er sagte, er wolle seine Schwester zurückholen. Ich versuchte

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