Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
erschreckt!“, erklärte er.
Ich musste grinsen. Es war eine gewaltige Genugtuung für mich, dass ich es geschafft hatte, ihn zu erschrecken. Zudem sah mich Alec mit vorwurfsvoller Miene an. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht laut loszulachen.
„Was ist daran so lustig?“, fragte Alec etwas beleidigt.
„Die Tatsache, dass ich dich erschrecken kann, ist doch lustig, oder etwa nicht?“, entgegnete ich.
Alec verschränkte die Arme vor der Brust und verengte die Augen.
„Ja, mach dich nur über mich lustig!“, giftete er.
Ich unterdrückte einen weiteren Lachanfall und versuchte einen ernsten Blick aufzusetzen. Was mir nicht allzu gut gelang.
„Entschuldigung, aber das musste einfach sein!“
Alec sah mich noch einmal wütend an, doch ich wusste, dass er nicht wirklich wütend war.
Und ich behielt recht. Schon nach wenigen Minuten war seine gespielte Wut verschwunden und er machte sich einen Spaß daraus, Chaff mit einem lauten Hilferuf aufzuwecken.
Dieser war natürlich nicht besonders begeistert darüber und seine Laune sank noch mehr, als er den Nebel wahrnahm. Ab dem Moment warf er Alec alle fünf Minuten einen bösen Blick zu.
Und ein Streit brach aus, als es darum ging, wohin ich nun gehen sollte.
Nachdem das notdürftige Lager abgebrochen war, wollte Chaff mit mir zu Professor Bram und Michael, meinem Bruder. Doch Alec wollte ja, dass ich ihn zu den Ruinen der Seelen führte. Und als Chaff fragte, weshalb ich mit Alec mitgehen sollte und nicht mit ihm und Alec ihm den Grund erklärte, platzte Chaff beinahe der Kopf.
„Jaqueline, womit hat er dich erpresst, dass du das Familiengeheimnis verrätst und ihm den Weg zu den Ruinen zeigst?“
„Ich habe sie nicht erpresst!“
„Das sage sie alle! Ich werde nicht zulassen, dass Jaqueline einen Verräter und Seelenmörder zu den Ruinen führt!“
„Das ist nicht deine Entscheidung!“
„Nein, aber es ist Jaquelines! Und sie würde niemals …!“
„Ach, nein? Oh, doch! Sie wird!“
„Nicht, wenn ich es verhindern kann!“
„Das kannst du nicht verhindern!“
„Und ob! Ich werde das nicht zulassen! Die Seelen von Millionen stehen auf dem Spiel, wenn du den Standort der Ruinen kennst!“
„Das ist völliger Unsinn! Ich würde niemals einer Seele wehtun!“
„Aber sie versklaven ist in Ordnung? Oder was tust du sonst mit ihnen?“
„Ich halte keine Seele gegen ihren Willen fest!“
„Das glaubst aber auch nur du! Jaqueline wird nicht mit dir kommen!“
„Oh, das glaube ich schon!“
„ Aufhören ! Haltet für einen Moment die Luft an und lasst mich mal was sagen!“, schrie ich dazwischen, als ich es nicht mehr aushielt.
Beide verstummten und sahen mich beschämt an. Ich atmete tief durch und genoss den Moment der Stille. Herrlich!
„Also, ich werde es euch ganz langsam erklären, sodass ihr alles versteht und keine Fragen stellen müsst! O.k., ich werde Alec zu den Ruinen bringen, weil ich ihm vertraue. Aber falls er dieses Vertrauen auch nur ansatzweise ausnutzen will, kannst du ihn, Chaff, meinetwegen verprügeln, bis er es bitter bereut, mein Vertrauen ausgenutzt zu haben. Und wenn wir bei den Ruinen waren, dann wirst du mich, Alec, unversehrt zu Chaff und meinem Bruder zurückbringen. Wenn es alle verstanden haben, würde ich vorschlagen, aufzubrechen, denn es ist ungemütlich und kalt hier!“, trichterte ich ihnen ganz langsam ein.
Als ich geendet hatte, lächelte Alec siegessicher und Chaffs Blick sprach für sich. Großer Protest, er war gegen meine Entscheidung.
„Und, um das noch einmal klarzustellen, Alec wird mir kein Haar krümmen, ansonsten wird er es während seiner Lebzeiten gewaltig bereuen! Und, Chaff, keine Angst, bei den Ruinen sind genügend Geister, die verhindern, dass Alec auch nur einen bösen Gedanken hat! Verstanden?“, stellte ich nochmals klar.
Alecs Lächeln erlosch und Chaffs Miene entspannte sich etwas. Ich sah sie beide noch einmal warnend an, dann klatschte ich in die Hände.
„Fein! Also, können wir?“, fragte ich an Alec gewandt.
Der nickte noch etwas benommen von meiner Ansprache. Ich wandte mich Chaff zu und lächelte ihn an. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn. Es tat weh, erneut von jemandem Abschied zu nehmen, den ich gern hatte. Aber es musste sein.
Im Totensumpf
Es dauerte lange, bis Alec ein geeignetes Boot gefunden hatte, das seinen Vorstellungen annähernd entsprach. Es war groß genug für fünf Mann und lag tief im Wasser. Ich sprach deswegen
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