Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
sie sich.
»Genau die. Die Baudelhoff hat als Sozialarbeiterin im Gefängnis gearbeitet. Jemand hat sie mit ihrem eigenen Schal erdrosselt und in die Trave geworfen. Wo genau wissen wir nicht, genauso wenig wie den exakten Zeitpunkt. Jetzt wird natürlich unter Hochdruck nach dem Täter gesucht, aber bei den wenigen Anhaltspunkten wird das verdammt schwierig.«
»Gibt es schon eine Spur?«, erkundigte sich Suna, obwohl sie mit ihren Gedanken eher bei ihrem eigenen Fall war.
Rebecca lachte freudlos auf. »Hunderte. Das ist ja das Problem. Im Gefängnis ist sie ja mit jeder Menge Kriminellen zusammengekommen. Jeder von denen könnte der Täter sein, vielleicht aber auch jemand, der mit ihrem Job gar nichts zu tun hatte, der sie privat kannte. Aber wie dem auch sei, wenn ich mal zwischendurch eine Minute Luft habe, sehe ich, was ich über diesen Pavel Svoboda finde. Vielleicht kommst ja dann wenigstens du in deinem Fall weiter.«
Suna bedankte sich bei Rebecca, gab ihr noch Svobodas Adresse und sein ungefähres Alter durch, dann legte sie auf.
In diesem Moment klopfte es an der Tür zu ihrem Büro. Ohne auf Sunas Aufforderung zu warten, betrat Linda Vossen den kleinen Raum. Sie wirkte fahrig, und ihr Gesicht sah noch eine Spur blasser aus als am Tag zuvor.
»Ich habe gerade Saskias Auto abgeholt«, erklärte sie ohne weitere Begrüßung. Sie strich sich nervös durch die Haare. »Das, das an der Brücke geparkt war. Sie wissen schon ... Im Auto lag Saskias Handy. Ich dachte, Sie wollen es sich vielleicht mal ansehen. Saskia hatte darin ihren Kalender, in dem sie alle wichtigen Termine abgespeichert hat. Ich habe schon reingesehen, konnte aber leider gar nichts damit anfangen. Sie hat nur irgendwelche Kürzel aufgeschrieben.«
Mit ausgestrecktem Arm hielt sie Suna ein schwarzes Telefon entgegen, das diese ihr nickend abnahm.
»Danke. Vielleicht bekomme ich dadurch wirklich ein paar neue Hinweise. Schaden könnte das sicher nicht.«
»Sind Sie denn schon weitergekommen?«, fragte Linda vorsichtig. Sie sah Suna an, wobei sich in ihrem Blick Erwartung und Angst mischten.
»Ich kämpfe mich so durch«, erwiderte Suna diplomatisch. »Aber ich hoffe, dass ich Ihnen bald erste Ergebnisse präsentieren kann. Momentan kann ich nicht viel mehr tun, als mir selbst ein Bild von Ihrer Schwester zu machen. Das ist zwar mühsam, aber ich denke, es lohnt sich. Der eine oder andere Anhaltspunkt ergibt sich daraus immer. Und dem kann ich dann gezielt nachgehen. Demnächst bekommen Sie übrigens von mir einen ersten Zwischenbericht. Da sind dann alle Gespräche einzeln aufgeführt.«
Sie überlegte, ihrer Klientin von ihrem Gespräch mit Svoboda zu erzählen, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Es war nicht notwendig, Lindas positives Bild von ihrer Schwester zu zerstören, indem sie von ihrer fragwürdigen Vergangenheit berichtete, zumindest noch nicht zu diesem Zeitpunkt.
»Ich habe mich heute Vormittag mit Saskias Exfreund getroffen, Pavel Svoboda«, sagte sie daher nur. »Kennen Sie ihn gut?«
Linda nickte wenig begeistert. »Ich habe Saskia häufig besucht, als sie bei ihm gewohnt hat. Aber ich war eigentlich immer froh, wenn er nicht zuhause war. Ich mag ihn nicht, mochte ihn noch nie. Und ich fand auch, dass er meiner Schwester nicht gutgetan hat. Seitdem sie mit Jörn zusammen war, wirkte sie viel glücklicher, viel stabiler.«
Suna nickte. Der untrügliche Instinkt einer Frau, dachte sie. Bei Linda schien er zu funktionieren. Schade nur, dass er bei manchen Frauen einfach aussetzte oder gar nicht vorhanden war.
»Gut.« Linda fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare. »Es tut mir leid, aber ich muss dann auch gleich wieder weiter. Ich habe noch einen Kundentermin.«
Sie verabschiedete sich kurz und verließ Sunas Büro.
Noch bevor die Tür ins Schloss gefallen war, klingelte Sunas Telefon. Auf dem Display wurde Rebeccas Handynummer angezeigt.
»Hast du was für mich?«, meldete sich die Privatdetektivin ohne Umschweife.
»Schwer zu sagen«, gab Rebecca zögernd zurück. »Was Konkretes kann ich dir noch nicht bieten, aber ich habe mich mal nach deinem Svoboda umgehört. Scheint ja ein richtiger Sunnyboy zu sein.«
Suna grinste. »Der Traum aller Schwiegermütter, würde ich glatt behaupten.«
»Oh ja«, Rebecca lachte laut auf. »Ich kann mir gut das Gesicht meiner Mutter vorstellen, wenn ich ihr so einen Kerl als meinen neuen Freund präsentieren würde. Ihr würden sämtliche Gesichtszüge
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