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Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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aufmachte und zwei Reihen unglaublich schiefe Zähne entblößte. Trotzdem war er sehr charmant, wenn man ihn mal vor seinem Computer weglocken konnte. Kein Wunder, dass seine Vermieterin ihn sofort gefühlsmäßig adoptiert hatte, als er bei ihr eingezogen war.
    »Ich brauche die Dateien so schnell wie möglich, am besten heute noch. Ruf mich an, wenn du was gefunden hast, okay?«, erinnerte sie ihn noch einmal, doch sie bekam keine Antwort. Kobo hatte sich wieder völlig in sein Spiel vertieft.
    »Oh shit, nein!«, hörte sie ihn noch murmeln, während sie das Zimmer verließ und die Treppe hinunterlief. Unten wartete schon Frau Edelmann auf sie.
    »Hat er denn wenigstens etwas gegessen?«, erkundigte sie sich besorgt.
    Suna nickte. »Hat er. Und er ist immer noch dabei. Sie wissen doch, Ihrem Hühnerfrikassee kann keiner widerstehen.« Als die Witwe über das ganze Gesicht strahlte, fügte sie hinzu: »Ich hätte noch eine Bitte an Sie. Könnten Sie Kobo daran erinnern, die Dateien für mich wiederherzustellen? Ich weiß, es wird schwierig, ihn von seinem Spiel loszueisen. Aber wenn alles nicht hilft, könnten Sie ja für kurze Zeit den Strom abstellen und behaupten, es gäbe einen Stromausfall. Der Laptop, den ich mitgebracht habe, läuft über Akku.«
    »Das ist eine sehr gute Idee.« Frau Edelmanns Miene hellte sich deutlich auf. »Das könnte ich ja auch mal machen, wenn er mal wieder zu beschäftigt ist, um etwas zu essen.«
    »Warum nicht?«, lachte Suna. »Allerdings sollten Sie den Trick nicht zu häufig anwenden, sonst kommt Kobo noch auf die Idee, einen Notstromgenerator anzuschaffen!«

*
    Wieder in ihrem Büro angekommen, versuchte Suna als Erstes, ihre ehemalige Schwägerin Rebecca bei der Staatsanwaltschaft zu erreichen, aber dort ging niemand ans Telefon. Dasselbe Ergebnis erzielte sie bei einem erneuten Versuch, Saskias Freundin Tamara in London zu erreichen. Dort meldete sich immerhin die Mailbox, doch Suna hinterließ keine Nachricht. Auch ein zweiter Versuch bei Rebecca schlug fehl.
    Na toll, heute scheint wirklich keiner mit mir reden zu wollen, dachte sie frustriert.
    Bewaffnet mit einer großen Tasse Milchkaffee, machte sie sich über den Stapel Zeitungen her, den sie unterwegs an einem Kiosk gekauft hatte. Jede davon berichtete ausführlich über den Mord an Susanne Baudelhoff.
    Artikel für Artikel ging Suna die Nachrichten durch und notierte jede Information, die sie für relevant hielt. Jedes Mal wurden es weniger. Anscheinend hatten alle Zeitungen auf dieselbe Presseerklärung zurückgegriffen.
    Demnach war Susanne Baudelhoff dreiundfünfzig Jahre alt gewesen, als sie ermordet worden war. Sie war studierte Sozialpädagogin und hatte in der Lübecker JVA mit Suchtkranken gearbeitet. In der Nacht von Sonntag auf Montag war sie ihrem Mörder begegnet, der sie mit ihrem eigenen Schal erdrosselt und anschließend in die Trave geworfen hatte. Es gab weder Hinweise auf ein Sexualverbrechen, noch fehlten Geld, Handy oder Schmuck. Deshalb ging die Polizei davon aus, dass es sich auch nicht um einen Raub handelte. Das Motiv war noch völlig unklar.
    Suna sah von ihren Notizen auf und runzelte nachdenklich die Stirn. Saskia war nicht vorbestraft gewesen, das wusste sie ganz sicher. Im Gefängnis hatte sie Susanne Baudelhoff also nicht begegnen können, es sei denn, sie hatte jemanden dort besucht. Soweit sie wusste, hatte Saskia auch keine Drogen genommen, aber ihr Freund Pavel Svoboda hatte damit zu tun gehabt. Rebecca hatte zumindest berichtet, dass er eine Vorstrafe wegen Verstoß gegen das BTM, also das Betäubungsmittelgesetz hatte. Das bedeutete, dass er beim Verkauf oder Konsum illegaler Drogen erwischt worden war. Vielleicht bestand darin ja die Verbindung zwischen Saskia und der Baudelhoff.
    Plötzlich hatte Suna eine Idee. Sie griff wieder zum Telefon und drückte die Wahlwiederholungstaste. Diesmal hatte sie mehr Glück. Rebecca meldete sich gleich beim zweiten Klingeln.
    »Ich habe da was ganz Interessantes gefunden«, sprudelte Suna ohne weitere Begrüßung los. »Es geht um meinen Fall und eure Leiche aus der Trave. Ich habe entdeckt, dass die beiden Frauen in Verbindung standen.«
    »Hey, jetzt mal ganz langsam.« Rebecca lachte. »Wenn du so ein Tempo vorlegst, verstehe ich kein Wort.«
    »Ich habe eine Verbindung zwischen Saskia Christensen, der Frau, die von der Fehmarnsundbrücke gestürzt ist, und Susanne Baudelhoff gefunden«, wiederholte Suna. Sie zwang sich, trotz ihrer

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