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Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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bin. Damals waren wir fünfzehn oder sechzehn, und Saskia war schon da manchmal so merkwürdig. Sie hat ab und zu angedeutet, dass ihr mal irgendwann etwas Schlimmes passiert ist, aber sie wollte mir nie sagen, was das gewesen ist. Und ich habe auch nicht nachgebohrt. Es war ganz klar, dass sie über das Thema nicht reden wollte.«
    Suna dachte wieder an Irene Vossen, die sie tot in ihrer Garage gefunden hatte. »Wissen Sie, ob dieses Ereignis mit ihrer Familie zu tun hatte?«
    »Nein, wie gesagt, sie wollte nicht darüber reden.«
    Suna blickte auf den Zettel, den sie vorher an ihre Magnetwand geheftet hatte. Den Namen Jörn Christensen hatte sie darauf notiert. Nach wie vor hatte sie das Gefühl, ihn nicht einschätzen zu können. War er ein über alles liebender Ehemann oder ein eiskalter Killer? Irgendwie traute sie ihm beides zu.
    »Sie haben gesagt, dass Saskia stabiler war, seitdem sie mit ihrem Mann zusammen war«, bemerkte sie daher. »Haben Sie mitbekommen, dass es in der letzten Zeit bei den beiden gekriselt hat?«
    Tamara lachte kurz auf. »Bei Saskia und Jörn? Bestimmt nicht, die beiden waren so glücklich miteinander, wie ich das noch bei keinem anderen Paar erlebt habe. Man könnte fast sagen, sie waren Seelenverwandte, sie haben einfach zusammengehört. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendetwas geben könnte, worüber die beiden sich ernsthaft hätten streiten können.«
    Suna runzelte die Stirn. Sie dachte an Paul Sheridan, der ihr erst am Vormittag seine mehrwöchige Affäre mit Saskia gestanden hatte. Dass er gelogen hatte, hielt sie für äußerst unwahrscheinlich. Dazu war er selbst viel zu überrumpelt gewesen. Oder hatte er sie bewusst auf eine falsche Fährte locken wollen?
    Inzwischen war sie selbst nicht mehr sicher, was sie überhaupt noch glauben konnte. Aber einen wichtigen Punkt wollte sie unbedingt noch abklären.
    »Frau Steffens«, begann sie vorsichtig. »Ich habe gestern mit Pavel Svoboda gesprochen, Saskias Exfreund.«
    »Oh nein, mit diesem Kotzbrocken«, unterbrach sie Tamara aufgebracht.
    Suna war sich nicht ganz sicher, ob sie sich vielleicht verhört hatte.
    »Bitte?«
    Wieder lachte Tamara leise auf. »Entschuldigen Sie, aber der Kerl verursacht mir echt einen Würgereiz. Wenn ich nur an ihn denke, könnte ich schon aggressiv werden.«
    »Das kann ich Ihnen nicht verdenken«, stimmte Suna im Brustton der Überzeugung zu. »Mir ging es ganz ähnlich. Ich kann solche Typen auch nicht ausstehen, trotzdem muss ich wissen, ob er mir die Wahrheit gesagt hat. Er hat behauptet, Saskia hätte ihr Geld als Prostituierte verdient, während sie zusammen waren. Wissen Sie etwas davon?«
    Ein lautes, verächtliches Schnauben drang aus dem Telefon.
    »Und ob. Der Scheißkerl hat sie eiskalt auf den Strich geschickt, während er mit seinem Hintern auf dem Sofa gesessen und sich irgendwelche Schundfilme reingezogen hat. Keine Ahnung, warum sie das mit sich hat machen lassen. Eigentlich war sie doch eine intelligente junge Frau. Sie hätte so viel aus ihrem Leben machen können, stattdessen hat sie für irgendwelche ekelhaften Kerle die Beine breitgemacht. Ich habe Saskia immer wieder gesagt, sie soll den Kerl endlich abschießen, aber sie hat den Absprung einfach nicht geschafft. Sie meinte immer, sie müsse sich doch um Linda kümmern, und wenn sie bei Pavel rausfliegt und auf der Straße sitzt, könne sie das nicht.«
    »Keine leichte Situation«, gab Suna zu, sparte sich aber einen weiteren Kommentar. Sie machte eine kurze Pause, bevor sie ihre nächste Frage stellte. »Können Sie mir sagen, ob Saskias Ehemann von ihrer Vergangenheit wusste?«
    Ihr war es unangenehm, Saskias beste Freundin kurz nach deren Tod so auszuhorchen, aber erstaunlicherweise reagierte Tamara vollkommen gelassen darauf.
    »Natürlich wusste er davon«, gab sie in lockerem Ton zurück. »Das war es ja, was die beiden zusammengebracht hat. Er war schließlich damals einer ihrer Freier.«
     

Mittwoch, 20. März
    Das Klingeln ihres Telefons riss Suna aus dem Tiefschlaf.
    Sie schreckte hoch, tastete nach der Quelle des ruhestörenden Lärms, die wie jede Nacht neben ihrem Bett lag, und hielt sie ans Ohr.
    »Ja?«, meldete sie sich verschlafen, während sie mit der anderen Hand nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe tastete. Als es hell wurde, kniff sie die Augen zusammen und versuchte die Digitalanzeige ihres Weckers abzulesen. Er zeigte 03:24 Uhr an.
    Adrenalin strömte durch Sunas Körper. Das musste ein

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