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Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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teigigen Gesicht wirkte er wie ein verweichlichter Buchhalter, aber Rebecca wusste, dass er manchmal eher einem Pitbull glich. Hatte er sich erst einmal in einen Fall verbissen, ließ er nicht mehr locker, bis er ihn gelöst hatte. Grundsätzlich keine schlechte Eigenschaft. Schwierig wurde es nur, wenn er sich auf der falschen Fährte befand, aber nicht bereit war, auch nur einen Zentimeter davon abzurücken.
    Jetzt saß er Svoboda gegenüber, nur ein schmaler Tisch trennte die beiden voneinander. Er hatte sich weit vornübergebeugt und stierte ihn eindringlich an, während er seine Fragen stellte.
    Seine direkte Vorgesetzte, Carla Rodejahn, sah sich scheinbar gelangweilt im Raum um. Sie hatte ihren Stuhl ein Stückchen nach hinten gerückt und sich zurückgelehnt, als ginge sie die ganze Sache überhaupt nichts an. Rebecca wusste, dass sie vielleicht zehn oder zwölf Jahre älter war als Wehrkamp, doch durch ihr faltiges Gesicht hätte sie auch locker als zwanzig Jahre älter durchgehen können. Sie war extrem schlank und drahtig, und der entschlossene Zug, den sie stets um den Mund hatte, machte ihr Gesicht hart.
    Wortlos stellte Rebecca sich in den hinteren Teil des Raums und lehnte sich an die Wand. Sie verfolgte ein Verhör lieber direkt im Zimmer als durch eine einseitige Spiegelglasscheibe oder über einen Videomonitor. So bekam sie alles viel besser mit, konnte auch die Atmosphäre fühlen, die sich im Raum aufbaute und in entscheidenden Momenten veränderte.
    Und die war im Augenblick alles andere als angenehm.
    Rebecca fühlte Svobodas Blicke auf sich, und sein anzügliches Grinsen war für sie nur schwer zu ertragen. Sie wusste, dass sie mit ihren regelmäßigen Gesichtszügen, den langen blonden Haaren und der schlanken Figur die Blicke der Männer häufig anzog wie ein Magnet. Normalerweise war das auch kein Problem für sie. Im Lauf der Zeit hatte sie gelernt, damit umzugehen, die Blicke einfach an sich abprallen zu lassen. Doch es gab Typen, bei denen fühlte sie sich regelrecht beschmutzt, wenn sie Anstalten machten, sie mit den Augen auszuziehen. Und dieser Pavel Svoboda gehörte mit Sicherheit dazu. Trotzdem versuchte sie, sich ihre Abscheu nicht anmerken zu lassen.
    »Also noch mal von vorn«, sagte Wehrkamp gerade mit erstaunlich tiefer, fester Stimme. »Sie geben also zu, dass Sie Saskia Christensen, Susanne Baudelhoff und Elisabeth Kannhausen kannten. Finden Sie es nicht seltsam, dass drei Frauen, die mit Ihnen zu tun hatten, innerhalb eines Monats sterben?«
    Svoboda zuckte gelangweilt die Achseln. »Zufall. Mit der Baudelhoff hatten doch viele im Bau zu tun. Und alle waren froh, wenn die ihnen nicht mit ihrem Sozialtick auf den Sack gegangen ist. Das hat echt kein Mensch gebraucht. Ich wollte die bestimmt auch nicht mehr sehen, als ich endlich wieder draußen war.« Noch im selben Augenblick merkte er, dass er einen Fehler gemacht hatte. »Das heißt aber nicht, dass ich sie umbringen wollte, klar?«, korrigierte er sich schnell.
    Die beiden Polizisten warfen sich bewusst bedeutungsvolle Blicke zu, was Svoboda keinesfalls übersehen konnte.
    »Hey, die Frau war echt nervig. Die wollte einem gleich ein Suchtproblem einreden, wenn man nur mal gekokst hat. Dabei macht das doch jeder.« Svobodas Blick wanderte unstet zwischen Wehrkamp und Rodejahn hin und her.
    »Klar, jeder«, nickte Wehrkamp.
    »Ja, ist doch nichts dabei. Und die Kannhausen war ganz ähnlich drauf. Über die habe ich meine Wohnung gekriegt, aber dann wollte sie sich ständig einmischen. Wollte mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Die spinnt doch total, die Alte. Ich hab ihr gesagt, wenn sie sich nicht raushält und sich ständig einmischt, würde ihr irgendwann einer die Fresse polieren. Dann hat sie Ruhe gegeben.«
    »Sie haben sie also zum Schweigen gebracht?«, mischte Rodejahn sich ein. Ihre Stimme klang beinahe freundlich, aber Rebecca kannte den kalten, lauernden Unterton.
    »Schwachsinn.« Svoboda setzte sich auf und starrte die Beamtin an. Er wirkte inzwischen lange nicht mehr so selbstbewusst wie am Anfang. »Warum hätte ich das auch tun sollen? Ich meine, was hätte ich davon gehabt? Die Kannhausen hat mich ja in Ruhe gelassen, nachdem ich ihr klargemacht hatte, dass ich mir von ihr nichts vorschreiben lasse. Und die Baudelhoff, mal ganz ehrlich, die hatte echt einen an der Klatsche, aber eigentlich wollte die nur helfen. Die war halt so der Mutti-Typ. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand die

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