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Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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hoffte wirklich, dass sie noch gestern zur Polizei gegangen war, wie sie es ihr geraten hatte.
    Suna befürchtete, dass Rüdiger Tenstaage tatsächlich etwas zugestoßen war. Er war erfolgreicher Architekt, hatte ein schönes Haus und eine Frau, die ihn zwar nicht liebte, aber immerhin fürchtete. So ein Mann verschwand nicht einfach, um sich woanders ein neues Leben aufzubauen, zumindest nicht freiwillig.
    Dass Lucia nichts mit dem Verschwinden ihres Mannes zu tun hatte, davon war sie überzeugt. Sie meinte genug Menschenkenntnis zu besitzen, um die Frau gut einschätzen zu können. Und sie war sich sicher, dass Lucia die Wahrheit gesagt hatte.
    Ob die Polizei das allerdings genauso sehen würde, das wagte sie zu bezweifeln. Tatsächlich würde es keinen guten Eindruck machen, dass Lucia das Verschwinden ihres Mannes nicht nur nicht angezeigt, sondern auch noch zu vertuschen versucht hatte. Besonders die gefälschten E-Mails würden sie in ziemliche Erklärungsnot bringen. Umso wichtiger war, dass Lucia die Wahrheit sagte, bevor man ihren Mann fand.
    Suna war gerade an ihrem Auto angekommen, als ihr Handy klingelte. Sofort holte sie es aus ihrer Jackentasche. Sie hoffte, dass es Lucia war, die sie anrief. Sie hatte ihr am Tag vorher noch ihre Karte gegeben, bevor sie gegangen war.
    Doch das Display zeigte Rebeccas Namen an.
    »Hallo Lieblingsschwägerin, was gibt’s?«, meldete Suna sich. Sie bemühte sich um einen einigermaßen gut gelaunten Tonfall.
    Rebeccas Stimme klang weniger fröhlich. »Hallo Suna, du hast dich doch gestern nach einem Rüdiger Tenstaage erkundigt. Kannst du mir sagen, aus welchem Grund?«
    Suna ahnte Böses. »Habt ihr ihn gefunden?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
    »Wir nicht.« Rebecca atmete einmal tief durch. »Aber zwei Jungs, die die Schule geschwänzt und stattdessen einen kleinen Ausflug vor die Stadt unternommen haben. Er lag in einer Art Verlies in der alten Konservenfabrik. Der Gerichtsmediziner konnte nach den ersten Untersuchungen noch nicht genau sagen, woran er gestorben ist. Eventuell ist er erstickt, aber auf jeden Fall sah er ziemlich übel aus. Und er ist wohl mit einer Elektroschockpistole außer Gefecht gesetzt worden, so einer, die über mehrere Meter Entfernung eingesetzt werden kann. Jedenfalls hatte er entsprechende Brandmale am Rücken. Er muss eine ganze Weile in der Fabrik gefangen gehalten worden sein. Das Versteck, in dem er eingesperrt war, hatte jemand ziemlich professionell vorbereitet. Es muss also alles von langer Hand geplant worden sein und war gut durchdacht. Wenn die beiden Jungs sich da nicht rumgetrieben hätten, hätte er dort noch Tage oder sogar Wochen liegen können, ohne entdeckt zu werden.«
    Sie machte eine kleine Pause, bevor sie fragte: »Du wusstest von seinem Verschwinden?«
    »Ja«, gab Suna zu. »Allerdings erst seit gestern. Seine Frau hat es mir erzählt. Ich habe ihr geraten, sofort zur Polizei zu gehen.« Sie erzählte ihr ausführlich, wie Kobo die Bilder von Tenstaage auf Saskias Handy wiederhergestellt und wie sie Tenstaage identifiziert hatte. Auch von ihrem Gespräch mit Lucia berichtete sie.
    »Mit Tenstaage hatte Saskia Christensen also auch zu tun?«, fragte Rebecca ungläubig.
    »Richtig.« Suna nickte. »Sie scheint ihn eine ganze Weile beobachtet zu haben. Heimlich, so wie es aussieht.«
    Rebecca stieß hörbar den Atem aus. »Das wird ja immer verzwickter. Ich werde die Info auf jeden Fall gleich weitergeben. Ich bin übrigens gerade auf dem Weg zur Mordkommission. Pavel Svoboda soll verhört werden. Ich bin gespannt, ob die Polizei etwas aus ihm rausbekommt.«
    »Du hältst mich doch weiter auf dem Laufenden ja?«, bat Suna.
    »Das mache ich. Und Suna, bitte sei extrem vorsichtig und gib mir sofort Bescheid, wenn du etwas Neues herausfindest, okay? Für meinen Geschmack gibt es momentan eindeutig zu viele Tote in deiner Umgebung.«

*
    Pavel Svoboda saß in demonstrativ entspannter Haltung auf dem Stuhl im Verhörzimmer, als Rebecca eintrat. Er hatte sich zurückgelehnt und die gespreizten Beine weit ausgestreckt. Ein überlegenes, fast schon arrogantes Lächeln lag auf seinem Gesicht.
    Rebecca nickte den beiden anwesenden Kriminalbeamten zur Begrüßung leicht zu.
    Oberkommissar Torben Wehrkamp war ein gut gepolsterter Enddreißiger. Sein Gürtel spannte über dem ansehnlichen Bauch und aus dem Kragen seines Hemdes quoll eine kleine Speckrolle. Mit seinen roten Haaren, der hellen Haut und den Sommersprossen im

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