Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
ernsthaft umbringen wollte. Das war bestimmt nur Zufall oder ‘ne Verwechslung oder so.«
»Und was war mit Saskia Christensen? Welche Verbindung bestand zwischen ihr und Susanne Baudelhoff?«, wechselte Wehrkamp das Thema.
Svoboda runzelte die Stirn und zog die Mundwinkel nach unten. »Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?«
»Saskia Christensen hat Susanne Baudelhoff erpresst«, warf Rodejahn ein. »Weswegen?«
»Echt? Erpresst?« Svoboda blickte von einem zum anderen. Er schien ehrlich verblüfft zu sein. »Davon weiß ich nichts.«
Carla Rodejahn stand auf, ging auf Svoboda zu und beugte sich zu ihm herunter, sodass ihre Gesichter nahe beieinander waren. »Das sollten Sie aber«, zischte sie. »Die zehntausend Euro, die Ihre Exfreundin erpresst hat, sind nämlich bei Ihnen gelandet, als Ablösung dafür, dass sie nicht mehr für Sie angeschafft hat.«
»Ablösung?« Svoboda riss erstaunt die Augen auf und spielte das Unschuldslamm. Dann lachte er spöttisch auf. »Ach was, Ablösung. Sie hatte noch Schulden bei mir, für Miete und Essen und so. Sogar ihre kleine Schwester haben wir meistens bei uns durchgefüttert. Das kostet ganz schön viel. Warum sollte ich das allein bezahlen? Sie hatte doch diesen reichen Kerl geheiratet. Da konnte sie ruhig ein bisschen was rüberschieben. Wie sie an die Kohle gekommen ist, weiß ich nicht. Und eigentlich ist es mir auch egal.« Er zuckte die Achseln und machte ein betont gleichmütiges Gesicht. »Wir alle haben unsere Geheimnisse. Und manche davon sind tödlich.«
Blitzschnell beugte Rodejahn sich vor. Sie musterte ihn mit eiskaltem Blick. »Wow, Svoboda, Sie sind ja ein richtiger Philosoph. Dann teilen Sie doch mal Ihre Geheimnisse mit uns.«
»Ich?« Svoboda riss demonstrativ unschuldig die Augen auf. »Ich weiß von nichts. Wenn ich etwas wüsste, würde ich Ihnen das natürlich sofort sagen.«
Rodejahn lehnte sich wieder zurück und schüttelte den Kopf. »Nicht nur Philosoph, sondern auch noch Unschuldsengel«, murmelte sie.
»Was ist mit Rüdiger Tenstaage?«, mischte sich Wehrkamp ruhig ein.
Svoboda zog die Augenbrauen zusammen. »Mit wem?«
»Rüdiger Tenstaage«, wiederholte Wehrkamp. »Kennen Sie ihn?«
»Nee, nie gehört.« Svoboda schüttelte den Kopf. »Was soll mit ihm sein?«
Rebecca beobachtete die Szenerie mit schwindender Zuversicht. Aus dem Kerl würden sie nichts Vernünftiges rausbekommen, das war ihr inzwischen klar geworden. Entweder, dachte sie, ist der Typ ein begnadeter Schauspieler, oder – was wahrscheinlicher ist – er hat tatsächlich absolut keine Ahnung, was hier abgeht.
*
Suna war gerade in ihr Büro zurückgekommen, als das Telefon klingelte. Die Nummer, die auf dem Display angezeigt wurde, sagte ihr nichts. Umso erstaunter war sie, als sich Lucia Tenstaage meldete.
»Ich komme gerade von der Polizeiwache zurück«, berichtete sie merklich aufgeregt. »Die Polizei hat mich verhört.« Sie schluchzte laut auf.
»Frau Tenstaage, ich habe gehört, was mit ihrem Mann passiert ist«, sagte Suna in sanftem Ton. »Glauben Sie mir, es tut mir leid, dass Sie in eine solche Situation hineingeraten sind, aber ich weiß nicht, wie ich Ihnen momentan helfen kann.«
»Die Polizei glaubt mir nicht«, sprudelte es aus Lucia heraus. Ihre Stimme klang schrill. »Sie haben mich zwar gehen lassen, aber ich soll nicht die Stadt verlassen, haben sie gesagt. Sie haben mich sogar gefragt, ob ich eine Affäre habe. Dabei war Rüdiger doch derjenige, der fremdgegangen ist.« Wieder schluchzte sie auf. »Frau Lürssen, ich habe solche Angst!«
Suna versuchte, die aufgeregte Frau zu beruhigen. »Ich verstehe vollkommen, dass Sie Angst haben. Ich denke, das hätte jeder in Ihrer Situation. Aber lassen Sie sich nicht verrückt machen. Sie haben nichts getan, also kann man Ihnen nichts nachweisen. Trotzdem sollten Sie sich einen Anwalt nehmen, der Ihnen beisteht und Sie über Ihre Rechte aufklären kann.«
»Das habe ich auch schon überlegt«, schniefte Lucia. »Aber der einzige Anwalt, den ich kenne, ist ein Freund von Rüdiger. Ihn werde ich garantiert nicht anrufen.«
»Das müssen Sie auch nicht. Ich kann Ihnen Robert Lürssen empfehlen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen gern seine Nummer geben.«
»Lürssen?«, wiederholte Lucia unsicher. »Ist das Ihr Ehemann?«
»Mein Exmann.« Suna lachte. »Als Ehemann war er eine ziemliche Katastrophe, aber er ist ein wirklich guter Anwalt. Rufen Sie ihn ruhig an und sagen Sie ihm, dass ich Ihnen
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