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Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Titel: Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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»Ja, danke. Machen Sie mir die Rechnung, bitte.«
    Ich zahle und gehe. Draußen regnet es. Mit hochgezogenen Schultern suche ich mir ungeschickt einen Weg zwischen den Pfützen hindurch. Ich habe keine Zigaretten mehr, und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich zurück in das Restaurant gehen soll oder weiter zur Metrostation. Endlich beschließe ich, dass es besser ist, meinen Kopf ein wenig auszulüften, auch wenn es regnet, und gehe den Tschistoprudni-Boulevard hinunter. Ich schäme mich in Grund und Boden, fühle mich dermaßen zum Kotzen wegen der hysterischen Szene, die ich veranstaltet habe, dass ich mich am liebsten auf der Stelle im nächsten Teich ersäufen würde.
    An einem der trüb erleuchteten Kioske in der Metrostation kaufe ich eine Packung Kent super light, verlange dann, nach kurzem Zögen, noch eine Flasche Gshelka. Die Verkäuferin, die meine äußere Erscheinung offenbar nicht mit der billigen Wodkamarke zusammenbringt, fragt mehrmals nach und bietet mir Russian Standard an, aber ich bestehe auf meiner Wahl.
    Wieder auf der Straße, stecke ich mir eine Zigarette an und betrachte zweifelnd die Flasche. Eigentlich verstehe ich nicht, warum ich die jetzt gekauft habe. Seit fünf Jahren habe ich keinen Wodka mehr angerührt. Dann drehe ich kurzerhand den Verschluss auf, setze die Flasche an und trinke. Sofort krampft sich meine Kehle zusammen, ich bekomme
einen Hustenanfall, aber in meinem Bauch wird mir warm und feierlich. Genau dieses Wort fällt mir ein: feierlich.
    Ich setze meinen Weg über den Boulevard-Ring fort, trinke ab und zu einen Schluck Wodka, und nach und nach ergreift mich eine fast ausgelassene Stimmung. Ich bekomme Lust auf Frische, auf eine Dusche, ein sauberes Hemd und Eau-de-Cologne. Außerdem möchte ich jetzt dringend etwas Gutes tun, egal, wem, und sei es einem mir völlig unbekannten Menschen. Ich verspüre einen irren seelischen Aufwind, so ein Gefühl, das einen dazu treibt, Fabriken und Werkstätten zu errichten.
    Da sehe ich ein paar Obdachlose. Sie sitzen auf einer Bank, haben auf einer Zeitung etwas zum Essen ausgebreitet und stochern darin herum. Einer von ihnen raucht. Ich stelle mich vor ihnen auf und für mich selber gänzlich unerwartet spreche ich sie an:
    »Was ist, Leute, trinken wir was?«
    »Ej, was bist du denn für ein Arschloch? Hast du Scheiße gefressen?«, knurrt der, der raucht, und sieht aus zusammengekniffenen Augen zu mir auf. Dann holt er plötzlich aus und verpasst mir einen Schlag auf den Solarplexus.
    Ich klappe wie ein Taschenmesser zusammen, empfange einen kräftigen Tritt am Kopf und gehe zu Boden. Dicht vor meinen Augen sehe ich noch den derben Stiefel eines der Obdachlosen, höre, wie er zu seinem Kumpel sagt: »Kolja, der Wodka läuft aus, nimm mal die Flasche.« Dann bin ich weg.
     
    Ich erwache in dem ungewohnten Interieur eines Bullenautos. Mein Kopf liegt auf der Lehne des Vordersitzes, links
von mir sitzt ein uniformierter Fahrer. Auf der anderen Seite stehen zwei Bullen neben dem Auto und reden miteinander.
    »Unser Kunde ist anscheinend aufgewacht«, sagt einer der beiden, und ich, noch reichlich benommen, versuche mich zu erinnern, wo und weshalb ich denn dieses Mal verhaftet wurde.
    Dann halte ich meine Hände vors Gesicht und stelle fest, dass ich keine Handschellen anhabe. Verblüfft drehe ich mich um und entdecke auf dem Rücksitz die beiden Obdachlosen. Jetzt fällt mir alles wieder ein. Der Angstschweiß auf meinem Rücken trocknet.
    »Alles klar?«, fragt einer der Bullen. »Kannst du aussteigen?«
    »Ich glaube schon«, antworte ich und klettere erleichtert nach draußen.
    »Also, was ist jetzt«, fragt der Bulle weiter. »Wollen Sie Anzeige erstatten?«
    »Muss ich das?«, erkundige ich mich.
    »Sehen Sie mal nach, ob Ihnen irgendetwas fehlt, und ob Sie verletzt sind. Äußerlich ist nicht viel zu erkennen. Untersuchen Sie mal Ihre Taschen.«
    Als Erstes taste ich nach meiner Uhr. Nachdem ich festgestellt habe, dass die Breitling for Bentley noch an meinem Handgelenk sitzt, inspiziere ich meine Brieftasche, finde dort sämtliche Kreditkarten und das Geld, so um die zweihundert Dollar in Rubel. Ich erkläre wahrheitsgemäß, dass alles da ist. Dann taste ich mein Gesicht ab, fasse mir unter die Nase und betrachte meine Hand: kein Blut.
    »Also wie jetzt? Vielleicht sparen wir uns die Anzeige?«, fragt der Bulle hoffnungsvoll.

    »Leute, ich hatte noch eine fast volle Flasche Wodka«, höre ich mich sagen.
    »Mann, du hast

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