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Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Titel: Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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vielleicht Nerven«, fällt der andere Bulle ein.
    »Ich meine ja nicht, dass ich sie wiederhaben will! Ich würde einfach gern was trinken.«
    Der zweite Bulle zündet sich eine Zigarette an, und in dieser Sekunde, als die Flamme sein Gesicht erleuchtet, erkenne ich in ihm einen von den drei Typen, die mich letzte Woche mit dem Koks hochgehen ließen.
    »Hoppla«, platze ich heraus. »Hat man dich versetzt? Bist du nicht mehr bei der Drogenfahndung?«
    »Du musst mich verwechseln, Kollege«, sagt er ziemlich unwirsch. »Ich wüsste nicht, woher wir uns kennen sollten.«
    Aber ich kann mich nicht irren. Ich habe ein zu gutes Gedächtnis für Gesichter. Und er, denke ich, erinnert sich auch. Aber dann rufe ich mich zur Vernunft und sage:
    »Da muss ich mich wohl getäuscht haben, Verzeihung.«
    »Also, Fall abgeschlossen oder was?«, fragt der erste Bulle. »Können wir abhauen?«
    »Klar, alles okay. Ich würde mich bloß gern noch bei diesem Arsch da revanchieren«, sage ich und merke, wie die Aggressivität in mir hochkommt.
    »Das ist öffentliche Ruhestörung«, entgegnet er dozierend.
    »Ach ja? Schade. Sagt mal, Kollegen, könntet ihr mich nicht zu Hause absetzen?« Irgendwie sticht mich anscheinend der Hafer.
    »Du verwechselst uns nicht zufällig mit einem Taxi?«, fragt der Ex-Drogenfahnder.

    »Ach komm! Ich wohne hier gleich um die Ecke, am Ende vom Prospekt Mira. Ich zahle auch.«
    »Guter Mann, du gehst nicht vielleicht ein wenig zu weit?«, knurrt er.
    »Schon gut«, lenke ich demütig ein. »Dann verschwinde ich mal, ja?«
    »Sie sind frei«, nickt der Erste.
    Ich drehe mich um und gehe. Dann sagt mir eine Stimme, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich hole meine Brieftasche heraus, lege fünfhundert Rubel für ein Taxi zur Seite, behalte den Rest in der Hand und gehe zurück zu den Bullen.
    »Was ist denn jetzt wieder los?«, fragt der Fahrer durch die offene Scheibe.
    »Wer ist der Dienstälteste von euch?«
    Der erste Bulle steigt aus. Ich halte ihm das Geld hin. Er sieht abwechselnd mich und das Geld an und versteht nicht, was das soll.
    »Nehmen Sie, es ist für Sie«, sage ich.
    Mit einer ganz sonderbaren Behutsamkeit greift er nach den Scheinen und lässt sie rasch in seiner Jackentasche verschwinden.
    »Danke, Jungs«, sage ich.
     
    Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich in der Bezeichnung »Jungs« nichts Abgeschmacktes sehe.

Der Club
    Ich erwache um halb neun mit dickem Schädel und einem ekligen Geschmack im Mund. Als Erstes rufe ich meine Arbeitsstelle an und melde mich krank. Dann falle ich wieder ins Bett und versuche einzuschlafen. Aber das Handy reißt mich immer wieder in die Wirklichkeit zurück. Mal sind es irgendwelche Mädchen, mal Kollegen und sogar ein paar Kunden.
    So verbringe ich zwei Stunden, teils wach, teils schlafend. Um zehn vor elf ruft Vadim an.
    »Hallo, Partner!«
    »Grüß dich.«
    »Pennst du, oder wie?«
    »Ich würde gerne, aber man lässt mich ja nicht.«
    »Schlaf, Alter, schlaf! Damit du bei der Eröffnungsparty fit bist.«
    »Ich werde mein Bestes tun. Bist du schon wieder zurück?«
    »Gerade eben. Treffen wir uns um zwei im Club? Ich habe gestern Mischa angerufen, wir sind zum Essen verabredet.«
    »Okay, klar.«
    »Sag mal, bist du aufgeregt?«
    »Geht so. Ich bin müde. War ein ziemlich anstrengender Abend gestern.«

    »Wie mein Abend war, erzähl ich dir nachher. Na gut, schlaf erst mal, wir sehen uns um zwei. Ich fahre jetzt nach Hause, mich umziehen.«
    »Gut, bis dann.«
    Seiner Stimme ist deutlich anzumerken, dass er es kaum erwarten kann, in seinen Club zu fahren. Der Club, der heute eröffnet wird und uns mit einem Schlag berühmt macht. Aus irgendeinem Grund fällt es mir schwer, ihn auch meinen Club zu nennen. Ich stelle das Handy ab und bleibe noch eine Dreiviertelstunde liegen. Dann gehe ich ins Bad und untersuche im Spiegel mein Gesicht, für den Fall, dass die gestrige Begegnung mit den beiden Obdachlosen doch Spuren hinterlassen hat. Aber da ist nichts zu sehen. Ich habe anscheinend ein ungewöhnlich solides Gesicht.
    Um halb eins sitze ich in meiner Küche, trinke Kaffee, rauche eine Zigarette und habe überhaupt keine Lust, irgendwohin zu gehen. Ich empfinde ein Gefühl totaler Apathie der ganzen Welt gegenüber. Außerdem bin ich hundemüde, einfach wahnsinnig müde. Trotzdem trinke ich meinen Kaffee aus und zwinge mich, in meine Klamotten zu steigen.
     
    Wir kommen fast gleichzeitig in der Mjasnizkaja-Straße an. Vadim steigt

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