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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Intensität eines Schmiedeofens brennen. Sein Gesicht war eher maskulin als schön, die strengen kräftigen Züge einzig durch den Umstand weicher wirkend, dass er bei seiner Wandlung jung gewesen sein musste.
    Sein Haar war rostbraun wie ein Fuchspelz. Dicht und glatt fiel es ihm bis zur Taille, durchwirkt von Goldbändern und Perlen. Überhaupt trug er viel Gold – schwere Armreifen und einen verdrehten Torques, der auf seinem Schlüsselbein auflag, beides verziert mit roten Steinen, die in dem merkwürdigen Licht funkelten. Einzig seine Kleidung – dunkles Hemd und schlichte Hose – wirkte alltäglich.
    »Was willst du?«, fragte Ashe und war froh, dass ihre Stimme sich normal anhörte. »Ich will ja nicht unhöflich sein, aber dieses ganze Nachthemd-Vampir-Friedhof-um-Mitternacht-Ding hält man am besten kurz, vor allem weil ich gerade … nun ja, beschäftigt war.«
    »Mir schien dies die sicherste Art, mit dir zu sprechen. Du und dein Wächterfreund habt meinen Gesandten, Frederick Lloyd, zerstört.« Er blies auf das Licht in seiner Hand, das zu Boden schwebte und dort weiterleuchtete wie ein bleiches Feenlagerfeuer.
    »Dann bist du Belenos, der König des Ostens.«
    »Korrekt.«
    »Und ich dachte die ganze Zeit, du wärst bloß eine Anhäufung fieser Angstträume.«
    »Man schimpfte mich schon Schlimmeres.«
    Er verneigte sich und hob eine Hand an sein Herz. Eine Geste, die aus der Zeit der Caesaren stammen dürfte. Seine Höflichkeit beruhigte Ashe keineswegs. Vampirmonarchen gehörten nicht unbedingt zu den Wesen, von denen man bemerkt werden wollte – egal, wie nett sie sich gaben. Als Belenos sich wieder aufrichtete, klapperte sein Haarschmuck sanft, was Ashe an Knochen denken ließ.
    »Was willst du?«, wiederholte sie und ergänzte: »Eure Majestät.«
    Er sah amüsiert aus. »Gute Manieren bei Ashe Carver, der berühmten Jägerin?«
    »Das war gratis. Alles Weitere musst du dir verdienen.«
    »Sehr wohl!«
    »Was soll das mit dem Friedhof?«
    »Ich dachte, hier würdest du dich heimisch fühlen.«
    »Auf einem Friedhof?«
    »Du bringst meiner Art den Tod. Ich bin ein König der Einst-Toten. Deine Gedanken befassen sich mehr mit den Toten als mit den Lebenden um dich herum. Es schien mir angemessen.«
    Ashe erschauderte, teils vor Kälte, teils weil wahr war, was er sagte. »Die Leute um mich herum neigen dazu zu sterben.«
Wie Reynard es wird, wenn ich diese Urne nicht wiederbeschaffe.
Ein neuer, heftiger Schmerz regte sich in ihrem Bauch. Er hatte ihr schon vorher etwas bedeutet. Jetzt war er lebenswichtig für alles, was sie sich erhoffte.
    Belenos neigte seinen Kopf zur Seite und beobachtete sie, als wäre sie ein interessanter Wurm. »Dann verstehst du ein wenig, was es heißt, von meiner Art zu sein. Die Lebenden siechen unvermeidlich dahin, und das Einzige, was wir tun können, um sie zu retten, ist, die dunkle Gabe mit ihnen zu teilen.«
    Die Welt schwankte leicht, als hätte Ashe zu viel getrunken. Sie spürte die Trauer in seinen Worten, betörend wie einen köstlichen Duft. Beide empfanden dieselbe Melancholie. Ehe sie begriff, was sie tat, trat sie einen Schritt näher. Sie reagierte auf den allzu menschlichen Kummer in seinen Augen. Er legte eine Hand auf ihren Arm, berührte sanft ihre Haut. Die Kälte schien von ihr abzufallen, so dass ihre Muskeln sich entkrampften.
    Ashes Blick verharrte auf seinem Mund. Beinahe meinte sie, seine Lippen auf ihren zu spüren. Darunter lauerten die Reißzähne. Sanfte Sinnlichkeit über einem tödlichen Hunger.
Erotisch.
    Was hatte sie gemacht, bevor sie hier auf dem Friedhof gelandet war? Ihr Verstand wollte sich erinnern, doch es war, als versuchte man, durch ein Meer aus dickflüssigem goldenen Honig zu laufen.
    Belenos war plötzlich noch näher. Seine Finger zogen das Gummi aus ihrem Haar. Es löste sich aus dem Pferdeschwanz und fiel ihr bleichen Flügeln gleich über die Wangen. Offen trug Ashe es eigentlich nur, wenn sie mit einem Mann zusammen war. Wenn sie verführte oder verführt wurde.
    Nein, nicht mit diesem – nicht mit einem Vampir!
    Er strich ihr über die Wange.
    Reynard!
    »Du hypnotisierst mich.« Indem sie all ihre Willenskraft aufwandte, gelang es ihr, seine Berührung abzuwehren. Sie stolperte rückwärts, weg von ihm. Prompt kehrte die Kälte zurück, als hätte Ashe eine schützende Blase verlassen. Ihr Herz hämmerte so sehr, dass sie den Puls an ihrem Hals fühlte.
    »Ich sorge lediglich dafür, dass es für dich

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