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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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gelernt hatte.
    Das Ganze hatte keine zwei Minuten gedauert.
    Wie nach jedem seiner täglichen Kämpfe in der Burg klopfte Reynard sich auf Wunden ab – ein paar Blutergüsse, aber nichts Erwähnenswertes – und marschierte weiter. Er würde Mac alles melden, sobald Eden in Sicherheit war.
    Leider hatte das Scharmützel ihn Kraft gekostet. Als er Hollys Kristall hervorholte und seine Suche fortsetzte, waren ihm die Beine schwer, und ein seltsamer Schmerz hinter seinem Brustbein pulsierte im Takt seines Herzens. Er trieb sich zur Eile an, ging, so schnell er konnte. Ihm lief die Zeit davon.
    Die Spur führte ihn in einen vertrauten Raum, der während der verhängnisvollen Schlacht im letzten Herbst beinahe zerstört worden war. Auf einer Seite saß Miru-kai, dessen Seidengewänder vor dem nackten Stein exotisch anmuteten. Ihm gegenüber hockte Eden auf einem Felsbrocken. Sie sah müde aus. Reynards Herz beschleunigte beim Anblick des Mädchens.
    Lautlos steckte Reynard den Kristall wieder ein und sandte ein stummes Dankgebet an Hollys Magie. Dann zog er abermals seine Smith & Wesson.
    »Miru-kai.«
    Der Prinz schaute auf. Seine Züge verhärteten sich, als er erkannte, wer seine Unterhaltung störte. »Ah, alter Fuchs, anscheinend haben Sie unsere Fährte aufgenommen!«
    Eden drehte sich zu ihm um. »Captain Reynard!«
    Sie sprang auf, rannte auf Reynard zu und warf sich in seine Arme, dass er fast zurückgestolpert wäre. »Du bist hier und holst mich nach Hause!«
    Reynard legte eine Hand auf die dunklen Locken. Die Wärme des Kindes erschien ihm in der kalten toten Luft des Kerkers umso lebendiger. Seine Kräfte schwanden merklich. Seine Knie zitterten vor Erschöpfung, was sich merkwürdig anfühlte – für einen Unsterblichen. Er hatte vergessen, wie es war, krank zu sein.
    Die Erinnerung holte ihn mit erbarmungsloser Wucht ein.
    Aber es war ihm ernst gewesen, als er sagte, dass Eden an erster Stelle stünde. Er umarmte das Mädchen und schob es hinter sich, so dass er sie mit seinem Körper vor Miru-kai abschirmte. Sie klammerte sich hinten an sein Hemd, als fürchtete sie, dass er verschwinden könnte. Dann glitt eine kleine Hand in seine.
    Er richtete seine Waffe weiter auf den Prinzen.
    Edens Halt tat ihm gut. Sein Kopf war klar, aber sein Bauch krampfte sich vor Furcht zusammen. In seinem geschwächten Zustand konnte zu vieles schiefgehen. »Ich bringe Eden zu ihrer Mutter zurück.«
    »Tun Sie das?«, fragte der Prinz halb verärgert, halb amüsiert. »Sie sehen eher aus, als würden sie gleich zusammenbrechen. Was haben Sie gemacht? Mit jedem Troll von hier bis zum Burgtor gerungen?«
    »Ich traf auf eine Gruppe Untoter. Wir hatten uns eben bekannt gemacht, da summte eine Eurer Feen vorbei. Ein kleiner blauer Bursche. Sind die Feen neuerdings mit den Vampiren des Ostens verbündet?«
    Nun lag kein amüsierter Ausdruck mehr in Miru-kais Blick. »Nein, erst recht nicht, seit wir einen Streit wegen des Mädchens hatten.«
    »Die Feen geben ihre Schätze nie her«, sagte Reynard ätzend. »Nicht, wenn sie das Spiel einmal gewonnen haben.«
    Der Prinz betrachtete ihn prüfend. »Es liegt nicht in unserer Natur.«
    »Und ihr spielt stets nach den Regeln.«
    »Richtig, sofern es Regeln sind, die uns gefallen. Wie dem auch sei, die junge Eden befand sich in Belenos’ zärtlicher Obhut. Mir schien er kein geeigneter Vaterersatz, ganz gleich, was er sich einredete, deshalb befreite ich sie.«
    Das war interessant. Doch entsprach irgendetwas, das Miru-kai sagte, je der Wahrheit?
    »Und nun befreie ich sie von Euch.« Reynard wollte sich einfach umdrehen und gehen, aber sein Sichtfeld verengte sich. Das Bild verdunkelte sich von den Rändern her, und kalter Schweiß klebte ihm das Hemd an die Haut.
    Miru-kai grinste eisig. »Sie halten sich demnach für einen fähigeren Beschützer? Ich bin ein Feenprinz, und Sie sind ein Wächter, der mir ein wenig angeschlagen scheint. Sie beleidigen mich, Reynard.«
    Dann, ohne Vorwarnung, knickten Reynards Beine ein. Er sank auf die Knie und kippte nach vorn. Klappernd landete seine Waffe, die ihm aus den schweißnassen Fingern glitt, auf dem Stein.
    »Captain Reynard!« Eden griff nach seinem Ärmel. »Geht’s dir nicht gut?«
    Miru-kai erhob sich, wobei seine schweren Seidenroben raschelten. »Reynard?«
    Statt zu antworten, schüttelte dieser den Kopf, um ihn frei zu bekommen. Er glaubte, Wachen in den Korridoren zu hören, die Befehle brüllten und in ihre Richtung

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