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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Bartholomew sich ein, der Reynard in die Augen sah. »Die frühen Hexer sperrten alles Böse in einen unendlichen Kerker zwischen den Welten.«
    Es dämmerte Reynard, auch wenn es nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam, sondern eher wie ein sachtes Anrempeln durch einen Fremden in einem überfüllten Saal. Eine Weile starrte er vor sich hin, während ihm die Gesprächsfetzen aus seiner Kindheit wieder einfielen. Erwachsene, die verstummten, wenn die Kinder sich näherten, jedoch nicht schnell genug, so dass einige Bruchstücke, phantastische, schaurige Worte zu hören gewesen waren: über ein Buch mit einer goldenen Sonne darauf, über Hexer, über den Orden.
    Darum ging es also bei dem heimlichen Getuschel!
Reynard versuchte, diesen Gedanken von sich zu weisen, doch er haftete hartnäckig an ihm wie Spinnweben im Altweibersommer. Alte schlechte Träume erwachten in den dunklen Nischen seiner Erinnerung, und trotz der Kälte im Zimmer fühlte er, wie ihm Schweiß über die Rippen rann.
    »Und der Dienst, von dem Sie sprachen?«
    Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Eine Burg braucht Wachen. Die Familien des Ordens senden ihre Söhne hin.«
    »Sie brauchen einen von uns«, folgerte Reynard und wies auf sich und Faulkner, »der in den Wachdienst geht, um das Böse in der Burg zwischen den Welten festzuhalten?«
    »Ja«, antwortete Bartholomew.
    Reynards Verstand rebellierte.
    »Und welche Welten sollen das sein?« Sein Tonfall schwenkte ins Sarkastische.
Diese Geschichte muss Lücken aufweisen, die ich nutzen kann, um ihr das Fundament zu entziehen. Dämonen? Feen? Wohl eher eine Bruderschaft von Dieben und Mördern! Ein Phantasiespiel womöglich, mit dem sie sich auf Bällen und Jagdgesellschaften die Langeweile vertreiben.
    »Alle Welten. Ich weiß nicht einmal, welche das alles sind. Niemand, der in die Burg ging, ist jemals zurückgekehrt, um uns von ihnen zu berichten.«
    »Das sagte man auch über gewisse Etablissements in Kalkutta, und dennoch stehe ich heute hier.«
    »Sie begeben sich demnach gern in Gefahr, vermute ich?« Bartholomew lächelte verächtlich und nahm seinen Platz wieder ein.
    Reynard wandte sich zum Feuer.
Schurken sind aus Fleisch und Blut, furchteinflößend, mag sein, aber mir nicht neu.
»Verraten Sie mir, warum ich Sie nicht die Vordertreppen hinunterwerfe!«
    »Es ist unseres Vaters Vermächtnis«, ließ Faulkner sich mit matter Stimme vernehmen. »Unser Familienname verlangt es.«
    »Dann erlaube, dass ich mich dieses kleinen Mannes und seiner Burgen annehme.«
    »Dein Mut ehrt dich, Reynard, ist indessen nicht vonnöten.« Faulkner erhob sich aus seinem Sessel. »Ich bin der Erstgeborene, folglich fällt diese Pflicht mir zu. Und ich werde da sein, wenn es die Familienehre verlangt.«
    Wie bezeichnend für Faulkner!
»Und was ist mit Elizabeth und deinen Kindern? Falls wahr ist, dass die Männer in diese Burg gehen und nie zurückkehren, was wird aus ihnen? Hast du daran gedacht?«
    »Selbstverständlich habe ich das. Doch was sollen sie von mir halten, wenn ich mich der Aufgabe entziehe und sie dir aufbürde?« Faulkner verstummte, und Reynard hörte, wie er entschlossen Atem schöpfte. »Du wirst für sie sorgen. Du bist ein Ehrenmann. Ich weiß, dass dieses Haus, dieser Titel alles war, was du dir jemals von Herzen gewünscht hast. Nun bekommst du deine Chance.«
    Seine Frau erwähnte er nicht, dabei dürfte sie ihnen beiden so präsent sein, als stünde sie im Zimmer.
Elizabeth.
    Verdammt!
Reynard hegte ernste Zweifel an Bartholomews Märchen – welcher Mann, der bei Sinnen war, hätte das nicht getan? –, und dennoch schien Faulkner jedes Wort zu glauben. Vielleicht hatte ihr Vater ihm mehr erzählt. Faulkner war schließlich der älteste Sohn.
    Was umso mehr Zweifel begründete. Sollte irgendetwas von dem Erzählten wahr sein, durfte Reynard seinen Bruder nicht gehen lassen. Faulkner hatte eine Familie, die ihn liebte und brauchte.
    Und Reynard war einer Räuberhöhle sehr viel eher gewachsen.
    Er drehte sich um und schwang seine Faust gegen Faulkners Kinn, dass es laut knackte. Schmerz schoss ihm von der Hand den Arm hinauf, während Faulkner zu Boden ging.
    Fluchend rieb Reynard sich die Handknöchel und blickte auf seinen reglosen Bruder hinab. Dessen weiße Manschetten leuchteten hell auf dem rubinrot gemusterten Teppich.
    Reynards Lippen kräuselten sich zu einem bitteren Lächeln. »Ich sorge für deine Familie, du Idiot! Für wen hältst du mich?«
    Faulkner

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