Seelenkuss / Roman
Schmerzen.«
»Sind Sie deshalb weggerannt? Weil Sie Schiss hatten, dass wir Sie zum Reden bringen?«
Bannerman nickte einmal, wobei sein Gesicht grau wurde und ihm Schweißperlen auf die Oberlippe traten.
»Verdammt!« Ashe hasste das, aber Bannerman war ein Widerling und hätte eine gehörige Abreibung nötig gehabt; nur stand sie nicht auf Folter.
»Ist der Dämon im North-Central-Einkaufszentrum?«, fragte Reynard. »Ja oder nein?«
»Ja.« Der Anwalt krümmte sich, als hätte er einen fiesen Krampf.
Reynard beugte sich zu ihm. Obwohl ihm sein Mitgefühl anzusehen war, schreckte es ihn nicht von seiner Aufgabe ab. »Hat er noch andere Immobilien gekauft?«
»Bisher nicht.«
Also handelte es sich bei den anderen beiden Adressen, die der Hacker Ashe gegeben hatte, um Bannermans eigene Investitionen, nicht um Tonys. Gut zu wissen.
»Sind Sie im Begriff, weitere Käufe für den Dämon zu arrangieren?«, wollte Reynard wissen.
»Ja«, keuchte Bannerman.
»Wie viele?«
Bannerman krümmte sich noch heftiger und sank würgend auf Knie und Hände. Ashe sprang zurück, bevor er ihr auf die Stiefel kotzte. Bei dem Geräusch überkamen sie Ekel und Mitleid zugleich.
Der Anwalt hielt drei Finger in die Höhe.
Demnach wollte der Dämon drei weitere Häuser kaufen.
Bannerman richtete sich mühsam wieder auf und wischte sich den Mund mit einem Taschentuch ab. Reynard half ihm und lehnte ihn an den Wagen. Zuerst sank der Kopf des Anwalts nach vorn, und als er ihn wieder hob, war ihm seine Erschöpfung sehr deutlich anzusehen.
»Zuerst schien alles ganz simpel«, erzählte er. »Er kam mir normal vor, sogar nett, und er wollte bloß einen Buchladen. Ich besorgte ihm die Cowan-Immobilie. Ich dachte, warum nicht? Aber dann veränderten die Dinge sich.« Bannermans Gesichtsmuskeln zuckten wild, doch er zeigte den Ausdruck eines Mannes, der seinen Schmerz mit dumpfer Ergebenheit erduldete.
»Wie?«
»Das war, als ob er teils menschlich gewesen wäre, als er zum ersten Mal in die Kanzlei kam. Ich erkannte gar nicht gleich, dass er ein Dämon ist. Aber jetzt ist er nur noch einer, und das immer.«
»Wie sucht er seine Häuser aus?«, fragte Reynard. »Gibt es bestimmte strategische Lagen, die er wünscht?«
»Ich weiß nicht. Er läuft bloß durch die Stadt, und sobald er ein Haus gefunden hat, das ihm gefällt, muss ich den Besitzer zum Verkauf überreden. Und ich muss es bezahlen.« Bannerman ließ den Kopf wieder nach vorn sinken, als fehlte ihm die Kraft, ihn länger zu halten. Er hatte die Augen zusammengekniffen. »Stoppen Sie ihn! Ich kann es nicht.«
Ashe wurde klar, dass Bannerman soeben trotz seiner Schmerzen freiwillig Informationen preisgegeben hatte. Sie dachte an ihr erstes Gespräch mit dem Anwalt, als plötzlich Schleim in sein Büro getropft war. Auf eine ziemlich indirekte Art hatte er sie da schon gebeten, ihn vor Tony zu retten. Und er wollte es immer noch.
»Und wenn der Eigentümer sich weigert zu verkaufen?«, hakte Reynard nach.
Bannerman schüttelte den Kopf. »Das will ich gar nicht wissen.«
Ashe spürte, wie sich neuer Zorn in ihr regte. »Ich werde diese Höllenbrut so was von vereisen!«
Reynard trat einen Schritt zurück und langte ins Auto. Als er sich wieder aufrichtete, hielt er eine Akte in seiner Hand. »Finden wir hier drin Näheres zu den Verkäufen?«
Bannerman öffnete die Augen und bejahte stumm.
Ashe nahm die Akte und überflog die Papiere. Sie war keine Anwältin, aber es sah aus, als wären hier die kleinsten Details der Transaktionen akribisch festgehalten. Unweigerlich musste sie grinsen. »Bekommen Sie etwa keinen Beratervorschuss?«
Nun machte der Anwalt sich gerade und bedachte Ashe mit einem vernichtenden Blick – schon eher wie der Bannerman, den sie kennengelernt hatte. »Ich könnte Sie immer noch wegen Körperverletzung anzeigen.«
»Was Sie nicht tun werden, denn Sie brauchen uns, damit wir Ihnen Ihren knochigen Arsch retten.«
»Sie vulgäre, arrogante …«
»Ich würde nicht mit Steinen werfen, Alter. Sie waren es doch, der einen Killer auf mich angesetzt hat, oder?«, konterte Ashe.
»Das können Sie nicht beweisen!« Aber Bannermans Gesicht nahm die Farbe von Brotteig an, und er riss die Augen weit auf. »Von der rechtlichen Seite betrachtet, ist das eine reine Mutmaßung.« Er japste nach Luft, und sein Atem klang schmerzlich pfeifend.
Ashe verbarg ihren Ekel nicht. »Spricht jetzt der Dämon aus Ihnen oder nur der üble Rechtsverdreher?
Weitere Kostenlose Bücher