Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
aufzusehen. Die Magie hatte diesen unzulänglichen Körper geradezu ausgebrannt. Hunger lohte in ihm. Er zwang das Zittern aus der Stimme Königin Selorans. » Das Meer trägt sie an die Landzunge östlich der BanNasrag. Zwei der BôrNadár werden euch dort treffen. Bringt mir den Jarhaal und Prinzessin Darejan lebend und unversehrt. «
    Der Kommandant der Soldlinge verneigte sich schweigend und verließ hastig den Raum.

17
    K älte! Salz, das auf den Lippen brannte und in den Augen. Da waren Lichter, die sich in der Dunkelheit bewegten. Stimmen, die durcheinanderriefen. Klamme Nässe, die den letzten Rest Wärme und Leben aus den Knochen sog. Die Lichter kamen näher. Die Stimmen wurden lauter, deutlicher, hatten einen seltsamen Dialekt. » Haltet ihn! « – » Verdammte Bestie! « » Sucht da drüben weiter! Sie müssen irgendwo sein! «
    Die Erinnerung kam langsam zurück. Der Sturm! Die eisige Kälte der See. Hände, die ihre an einer zerbrochenen Spiere festgehalten hatte– und irgendwann selbst losgelassen hatten. Hier! Ich bin hier! Die Worte wollten nicht aus ihrer Kehle. Alles, was sie zustande brachte, war ein Ächzen. Ihre Finger krallten sich in die rauen Felsen, zwischen denen sie lag. Eine Welle schwappte über sie hinweg, hob sie ein Stück an und ließ sie wie eine zerbrochene Puppe auf das scharfkantige Gestein zurückfallen. Schmerz schoss durch ihre Glieder und sie hörte sich selbst schwach aufschreien.
    » Was war das? « – » Es kam von dort! « Die Lichter tanzten näher. Über ihr in den Felsen knirschte Stein auf Stein, eine Gestalt zeichnete sich schwarz vor den dunklen Umrissen der hinter ihr steil aufragenden Klippen ab, sprang zu ihr herab. Sie wurde gepackt und auf die Füße gezerrt. Darejan keuchte schmerzerfüllt, wurde herum und gegen eine nasse Brust gerissen, eine Hand verschloss ihre Lippen.
    » Still, Prinzessin, oder wollt ihr, dass die Soldlinge eurer Schwester uns finden « , zischte Norens Stimme direkt neben ihrem Ohr. Er gab ihren Mund frei, ergriff stattdessen ihr Handgelenk und zog sie vorwärts. » Kommt mit! Und kein Laut! « Ihre Glieder waren steif vor Kälte und Erschöpfung. Rutschend und stolpernd folgte sie ihm auf dem losen Geröll, bis er sie in den Schatten eines Felsvorsprungs schob.
    » Kapitän? « , erklang eine Stimme leise aus der Dunkelheit vor ihr.
    » Ja!– Habt ihr ihn? «
    » Ja! War ein Stück weiter beim Kliff. Soweit alles in Ordnung mit ihm.– Gerdens Bein ist verletzt. « Erst jetzt erkannte Darejan Salden. Hinter ihm bewegten sich drei weitere Gestalten. » Wie konnten diese Kerle uns so schnell finden? «
    Noren schnaubte. » Weil sie genau wussten, wo sie suchen mussten. Oder glaubst du, es geht hier mit rechten Dingen zu? Bestimmt nicht! Das ist sein Werk!– Ebenso wie dieser verfluchte Sturm, der aus dem Nichts aufgezogen ist!– Ahoren will ihn wieder haben! Um jeden Preis! « Er trat einen Schritt zurück, blickte an dem Felsvorsprung vorbei– und presste sich mit einem leisen Fluch schnell in dessen Dunkelheit zurück. » Wir müssen von hier weg, ehe sie uns den Weg in der Brandungskehle abgeschnitten haben! Vorwärts! «
    Wieder wurde Darejan am Handgelenk gepackt und hinter Noren hergezogen. Es ging geduckt zwischen tangbehangenen Felsen hindurch, über scharfkantiges Geröll, das unter ihren Schritten erschreckend laut knirschte. Hinter einem mehr als doppelt mannshoch aufragenden Steinblock zog er sie zu Boden und kauerte sich neben sie. Das Meer hatte eine Kuhle um den Felsen herum in den Schlick gespült und mit Wasser gefüllt. Gespenstisch weiß schimmerte der Panzer eines kleinen Krebses darin. In vielleicht zwanzig Schritt Entfernung ragte die Steilwand der BanNasrag senkrecht in den Nachthimmel. Zwanzig Schritt, auf denen es nichts gab außer fahlem Sand. Noren wies auf die schwarzen Schatten am Fuß der Felsen, wo die Gezeiten eine Hohlkehle in sie hineingewaschen hatten. » Dorthin wollen wir, Prinzessin. Wenn ich sage: › Lauft! ‹ , dann lauft so schnell ihr könnt hinüber und versteckt euch! Bleibt nicht stehen! Dreht euch nicht um! Egal was ihr hinter euch hört!– Verstanden? «
    Darejan nickte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    » Gut! « Er lehnte sich neben ihr an den Felsen, spähte vorsichtig um ihn herum. Angespannt beobachtete sie, wie er die Hand hob. Hinter sich konnte sie die anderen Männer atmen hören. » Lauft! « Sie gehorchte. Unter ihren Füßen patschte der Sand. Fast bis zu den Knöcheln

Weitere Kostenlose Bücher