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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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führte über den Pferdemarkt, auf der rechten Seite des Platzes, erklärte er. Sie blickte in die Richtung, in die sein ausgestreckter Arm wies. Ein hell gestrichenes Gebäude schmiegte sich dort in den Schatten des Handelspalastes. Mit einem dankbaren Nicken ergriff Darejan den Verrückten erneut bei der Hand und schlängelte sich mit ihm durch das Gedränge von Händlern und Pferdeknechten hindurch.
    Sie hatten den Pferdemarkt beinah schon hinter sich gelassen, als ein Ruck an ihrem Arm sie dazu zwang, sich umzudrehen. Der Verrückte stand wie versteinert inmitten der Menge und starrte unverwandt zu einem Pferch hinüber, aus dem gerade ein schrilles Wiehern erklang.
    » Sie sollten nicht hier sein. « Die Worte kamen rau zwischen seinen Lippen hervor und waren nicht mehr als ein Flüstern. » Sie sollten nicht hier sein « , wiederholte er, erneut so leise, dass Darejan ihn kaum verstand.
    » Wer sollte nicht hier sein? « Verwundert folgte sie seinem Blick. Sie musste mehrmals hinsehen, ehe sie ihren Augen traute. Zwei CayAdesh-Rösser bewegten sich unruhig in der viel zu kleinen Koppel. Ihr Gefiederfell leuchtete in jeder vorstellbaren Schattierung von Gold und Schatten in der Sonne. Das größere der beiden warf wütend den Kopf auf. Seine Mähne, die teils langes Mähnenhaar, teils glänzende Federn war, flog um seinen Hals. Seine schuppigen Hufklauen rissen Furchen in den festgestampften Boden. Ein Mann, der in einen aufwendig bestickten Mantel gekleidet war, brüllte einen der umstehenden Knechte an, die Bestien gefügig zu machen. Abermals erklang jenes Wiehern, gefolgt von dem Knall einer Peitsche. Im nächsten Moment riss der Verrückte sich von ihr los und strebte auf das Gatter zu. Ihr Versuch, ihn aufzuhalten, scheiterte. Er schüttelte einfach ihre Hand ab, schob sie beiseite und marschierte weiter. Erst als er den Pferch beinah erreicht hatte, gelang es ihr, ihn zum Stehen zu bringen. Eben wollte sie ihn wieder bei der Hand packen und weiterzerren, als sie die Stille bemerkte. Zögernd blickte sie sich um. Alles starrte sie an. Nein, starrte ihn an. Und er hatte nur Augen für die CayAdesh-Rösser– und sie nur Augen für ihn. Das größere der Tiere war offenbar ein Hengst und das zweite, kleinere eine Stute. Darejan blinzelte. Eine Stute, ja, und sie erwartete eindeutig ein Fohlen. So vollkommen reglos, wie sie dastanden, hätten sie ausgestopft sein können. Nur allmählich kam wieder Leben in die beiden. Zögernd streckte die Stute die Nüstern vor, schnaubte leise. Abermals schüttelte der Hengst seine Federmähne, beugte den Hals beschützend über seine trächtige Gefährtin. Sein Wiehern klang beinah wie eine Frage.
    » Sie sollten nicht hier sein « , hörte sie den Verrückten wieder flüstern.
    Der Mann in dem aufwendig bestickten Mantel blickte mit zusammengekniffenen Augen zu ihnen her. Offenbar hatte auch er die Worte verstanden. » Was soll das heißen? Wer glaubst du eigentlich, wer du bist, Kerl? Irgendeiner von diesen Jarhaal-Hexern, der meint, mir wegnehmen zu können, was rechtmäßig mir gehört?– Pack dich fort, sonst wird es dir leidtun! «
    Der Verrückte schien seinen erbosten Ausbruch gar nicht bemerkt zu haben. Langsam hob er die Hand, näherte sich den CayAdesh-Rösser weiter. Nur aus dem Augenwinkel bemerkte Darejan den kurzen Wink mit der Peitsche, den der Pferdehändler seinen Knechten gab. Wortlos gehorchten die Männer und kamen auf sie zu. Sie ergriff den Arm des Verrückten, versuchte ihn mit sich zu ziehen. Er rührte sich nicht, blickte nur weiter die CayAdesh-Rösser an. Darejan wurde von einem der Knechte herumgerissen und vorwärtsgeschubst. Im selben Moment packten zwei seiner Kameraden den Verrückten und wollten auch ihn von dem Pferch fortzerren. Mit einem gellenden Schrei bäumte er sich in ihrem Griff auf– einen Herzschlag später krachte einer von ihnen gegen das Gatter und schaffte es gerade noch, sich vor den Zähnen des CayAdesh-Hengstes zu retten, der mit einem kreischenden Wiehern vorwärtsgestürzt war. Die anderen Knechte mischten sich in das Handgemenge ein, bekamen den Verrückten endlich zu fassen. Doch seine wilde Gegenwehr erlahmte erst, als ein Faustschlag ihn auf die Knie schickte. Die ganze Zeit wandte er die Augen nicht von den CayAdesh. Die Männer verdrehten ihm die Arme auf den Rücken, einen Moment schien es, als würde er sich noch einmal gegen sie stemmen, dann durchrann ihn ein Zittern. Er erschlaffte in den Händen der

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