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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Knechte. Ein weiterer Wink und ein verächtliches » Das wird ihm eine Lehre sein! Schafft ihn weg! « , und die Männer schleiften ihn an den Rand des Platzes, wo sie ihn einfach fallenließen. Rasch kniete Darejan sich neben ihn und rollte ihn auf den Rücken. Blut quoll aus seiner aufgeplatzten Lippe und suchte sich einen Weg sein Kinn hinab. Er blinzelte mit einem Stöhnen. Ein zweistimmiges Wiehern schallte über den Platz, ließ ihn schwach den Kopf heben.
    » Sie sollten nicht hier sein! « , murmelte er erneut. Darejan sah das Flackern in seinen Augen. Seine Hand löste sich schwerfällig aus dem Straßenstaub. Sie zitterte, als er sie an die Schläfe presste und in sein Haar krallte. Abermals erklang das Wiehern. Mit einem Wimmern rollte er sich auf die Seite und schlang die Arme um den Kopf.
    Eine ganze Weile saß Darejan schweigend neben ihm.
    Als es ihr irgendwann gelang, ihn vom Boden hochzuziehen und zu einem kleinen Brunnen am Rand des Platzes zu stützen, war sein Blick erneut leer und verhangen.
    Niemand beachtete sie, während sie ihm mit einem Stück Stoff vom Saum ihres Kleides behutsam das Blut aus dem Gesicht wusch. Noch ein paar Mal hörte sie das Wiehern derCayAdesh-Rösser, doch irgendwann schienen sie aufzugeben.
    Nachdem die schlimmsten Spuren des Handgemenges beseitigt waren, zog sie ihn von der Einfassung des Brunnens hoch– und achtete diesmal darauf, nicht noch einmal in die Nähe des Pferdehändlers und seiner Knechte zu kommen, während sie um den Platz herumging. Der Verrückte folgte ihr stumm und teilnahmslos, seine Finger schlaff in ihren.
    Endlich ragte das Haus der Karten vor ihnen auf. Ein kunstvoll behauenes Gesims schmückte seine Fassade und auch der Türsturz über dem zweiflügeligen Eingangsportal war reich mit Ornamenten verziert. Im Schatten eines Vorbaus, der von mehreren Säulen getragen wurde, diskutierten Händler über diebeste Route für ihre Karawane. Darejan führte den Verrückten schweigend die Stufen zum Eingang hinauf, als ein etwas beleibter Mann mit bereits angegrautem Haar ihnen den Weg vertrat.
    » Was wollt ihr hier? « , verlangte er zu erfahren. Das Wort » Gesindel « hing unausgesprochen in der Luft.
    Einen Moment lang gab Darejan seinen abschätzigen Blick zurück, ehe sie antwortete. » Wir wollen ein paar Karten einsehen. «
    Der Mann musterte sie abermals. Dann sah er auf den Verrückten und runzelte die Stirn. » Was ist mit ihm? Ist er… krank? « Er raffte seine weite Robe enger um sich.
    » Nein. Er ist nur… «
    » Darf ich fragen, was hier vorgeht, Meister Veranen? « Hinter dem Mann erschien ein Zweiter, der um einiges jünger war.
    » Magister Joselen. « Der Ältere verneigte sich leicht. » Nichts von Bedeutung, Magister « , versicherte er mit einem beschwichtigenden Lächeln, als er sich wieder aufrichtete. » Nur diese beiden hier, die behaupten, ein paar Karten einsehen zu wollen. « Er schnaubte abfällig.
    Magister Joselen schob die Hände in die tuschfleckigen Ärmel seiner Robe und hob die Schultern. » Nun, wie ihr wisst, steht das Haus der Karten jedem offen. «
    » Aber… «
    » Wie immer seid ihr zu besorgt um meine Schätze, Meister Veranen. Ihr könnt ganz beruhigt sein. Ich werde mich persönlich um die beiden kümmern. « Er winkte Darejan und den Verrückten vorwärts. » Kommt! Folgt mir! « Damit drehte er sich um und verschwand im Inneren des Gebäudes. Ein letzter Blick zu dem misslaunig dreinschauenden Meister Veranen und Darejan beeilte sich, Magister Joselen zu folgen.
    Es ging durch einen länglichen Vorraum, in dessen hohe Fenster bunte Kristalle eingesetzt waren, die Ornamente aus Licht auf das schlichte Mosaik des Fußbodens malten. Die Wände waren hell getüncht und direkt unter der Decke mit einem so kunstvoll gearbeiteten Fries verziert, dass man auf den ersten Blick hätte glauben können, dort oben rankten sich tatsächlich Blüten und Blätter. Magister Joselen stieß die Tür am Ende des Vorraumes auf und betrat die Halle, die sich dahinter öffnete. Hier blieb er stehen und wandte sich zu ihnen um. Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen, während er beobachtete, wie Darejan sich staunend um sich selbst drehte. Auf der tief blauen Decke blitzten die Sternbilder Oreádons und die Wände waren mit den Symbolen der Himmelsrichtungen geschmückt. Eine feurige Sedreyan-Schlange, aus deren Maul Flammen anstelle einer Zunge zuckten, erhob sich im Süden, im Westen reckte eine betörend schöne

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