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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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die unerwünschten Nebenwirkungen ganz oder zum größten Teil ausgetrieben haben. Sie verändern die Struktur einer Droge ein wenig, um zu sehen, ob die Nebenwirkungen dadurch stärker oder schwächer werden. Sie fügen dem ursprünglichen Molekül der Droge ein Methyl, eine Hydroxylgruppe oder irgendeine andere funktionale Gruppe hinzu oder lassen sie weg, und dann beobachten sie, wie sich die Wirkung verändert.«
    »Wie haben Sie es dann trotzdem noch als TTX identifizieren können?«, wollte Ryne wissen. »Wenn seine Eigenschaften oder was auch immer verändert worden sind?«
    Han warf sich in die Brust. »Man kann trotzdem noch feststellen, aus welcher Droge es synthetisiert worden ist, doch das war nicht das Schwierige daran. Ein anderer Chemiker hätte vielleicht mit Säure- und Laugenextraktion gearbeitet, aber TTX löst sich in starker Säure oder starker Lauge auf. Hier war eine neutrale Extraktion angezeigt, und die ist nicht verbreitet.«
    Ryne brauchte einen Augenblick, bis er begriffen hatte, dass er jetzt beeindruckt sein sollte. »Sie haben also schon mehr oder weniger geahnt, was Sie finden würden?«
    »Es gibt keine Testverfahren für TTX oder seine Derivate. Aber ich habe gleich daran gedacht, als Sie mir die Wirkung beschrieben haben. Die Struktur der Droge kommt dem Originalpräparat
recht nahe, mit leichten Abwandlungen, die mit Sicherheit gezielt vorgenommen worden sind. Irgendjemand hat ziemlich lange mit kleinsten Veränderungen herumexperimentiert, bis die erwünschte Wirkung eingetreten ist.« In seinem Tonfall lag eine Spur Bewunderung. »Wie gesagt, wissenschaftlich betrachtet ist das Zeug genial.«
    »Und es wurde nur zu einem einzigen Zweck ersonnen«, ergänzte Ryne grimmig.
     
     
    Abbie rieb sich die Augen und wandte sich von den ViCAP-Unterlagen ab. Sie brauchte eine Pause von der anstrengenden Lektüre und wollte sich stattdessen lieber eine Weile mit Karen Larsen beschäftigen. Sie musste ohnehin noch einmal mit ihr sprechen, aber erst, nachdem sie sich so viel Hintergrundwissen wie möglich über die Frau beschafft hatte.
    Sie steckte die Kappe auf den Textmarker, den sie gerade benutzt hatte – diese Stichelei würde sie Ryne noch heimzahlen -, stand auf und setzte sich an seinen Schreibtisch, um Karen Larsen auszuforschen.
    Als ihr Mobiltelefon klingelte, sah sie Rynes Nummer auf dem Display. »Du hast gelogen«, sagte sie anstelle einer Begrüßung. »Du hast gar keine blauen Marker. Das bringt mein ganzes System durcheinander.«
    Nach kurzem Schweigen kicherte er. »Tut mir leid. Das muss ich irgendwie wiedergutmachen. Habe ich jetzt also einen schlechten Moment erwischt, um dich um einen Gefallen zu bitten?«
    Abbie lehnte sich zurück und genoss die Situation. »Ich habe auch ein klein wenig über dich herausgefunden. Zum Beispiel, dass es zu gefährlich ist, Zusagen zu machen, ohne vorher zu wissen, um was für einen Gefallen es geht.«
    »Das ist normalerweise durchaus zu empfehlen, aber es
hängt mit unserem Fall zusammen. Ich komme gerade von Mark Han, und er hat die Droge analysiert.« Abbie richtete sich auf und lauschte konzentriert. »Er hält das Zeug für ein Derivat von Tetrodotoxin.« Er buchstabierte es ihr, und sie notierte es sich auf einen Zettel. »Die Pharmaindustrie hat sich in letzter Zeit sehr für Tetrodotoxin interessiert. Vielleicht könntest du mal eine schnelle Internetsuche anstellen und schauen, ob du etwas findest.«
    Abbie setzte sich wieder an ihren Computer, klickte die Suchmaschine an und scrollte hastig die Seite hinunter. »Jede Menge Artikel darüber, wo es herkommt … Es stammt also von Kugelfischen?«
    »Unter anderem. Versuch’s mal mit medizinischer Wirkung.«
    Kurz darauf pfiff sie leise. »Bingo. Das muss eine Pressemitteilung von Ketrum Pharmaceuticals sein.« Sie überflog die Seite. »Sie befinden sich momentan in Phase drei der klinischen Erprobung – was auch immer das heißen mag. Anscheinend haben sie es erfolgreich als Mittel gegen besonders schwere Schmerzen eingesetzt.« Sie runzelte die Stirn. »So wirkt es aber nicht bei den Opfern.«
    »Das erklär ich dir später. Ich habe jetzt gleich einen Termin bei Dixon. Versuch mal, noch etwas über die Mutterfirma in Erfahrung zu bringen und wo sie ihre Labors haben. Wenn du rausfinden könntest, wo das Labor ist, in dem dieser Test durchgeführt wird, wäre das super.«
    »Kein Problem«, sagte sie sarkastisch und musterte den ViCAP-Ordner. Was waren schon ein paar

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