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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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war.
    »Wieso?«
    »Nur Schwierigkeiten. Mit der gab’s in einer Tour Stress. War aber auch eine ziemlich blöde Situation«, räumte er dann großzügig ein.
    »Ihr Vater ist Eventmanager. Im Westen. Gleich nach der Wende ist der rüber. Er macht so richtig viel Kohle. Und da ist ihm nichts Besseres eingefallen, als seine Kleine an diesem Segen teilhaben zu lassen. Was wir ihr verboten haben, hat er erlaubt. Ein Anruf bei Papi genügte. Er hat ihr im Monat 700 Euro zur Verfügung gestellt und trotzdem war sie immer klamm. Weiß der Kuckuck, wofür sie das ganze Geld verjuxt hat! Sie hat alles ausgegeben, schneller als man gucken kann. Naja – und von mir hat sie sich sowieso nichts sagen lassen. Schließlich war ich nicht ihr Vater. Es war für uns alle schwer. Eigentlich hatten wir gehofft, nach dem Auszug würde nun alles besser. Tja«, er fuhr sich mit den Fingern hilflos durch die blonden Haare.
    »Seit wann arbeitete Friederike?«
    »Seit vier, fünf Monaten. Früher wollte sie mal Abitur machen. Aber dann hatte sie plötzlich keinen Bock mehr auf Schule und hat alles nach der Zehnten hingeschmissen. Papi hat das unterstützt. Er meinte, kein Mensch müsse sich von diesen fiesen, machtgeilen Lehrertypen unterdrücken lassen und er habe schließlich auch kein Abitur und verdiene heute mehr als genug. Friederike machte von da an nur noch Party. Die meiste Zeit wussten wir gar nicht, wo sie sich rumtreibt. Ab und an hat eine Streife sie aufgegriffen und nach Hause gebracht – entweder besoffen oder vollgepumpt mit Drogen.«
    »Hat der Vater nicht eingegriffen?«
    »Doch. Er hat ihr geraten eine Therapie zu machen. Hat er bezahlt. Privat. Die Psychotante hat alles nur noch schlimmer gemacht. Sie hat ihr einen Haufen Medikamente verschrieben. Und was macht die kleine Hexe? Geht stracks damit in den Park und verhökert die Pillen an die Streuner dort. Parkys nennen die sich. Große klasse!«
    »Wo ist sie denn jetzt?«, mischte sich die zittrige Stimme der Mutter wieder in das Gespräch.
    »In der Pathologie. Bei Tötungsdelikten wird immer eine Obduktion durchgeführt. Ich muss sie bitten mich zu begleiten, um ...«
    »Ja. Ich weiß.« Sie nickte unablässig als könne sie die einmal in Gang gekommene Bewegung nur noch schwer anhalten.
    »Wie viele Geschwister hatte Friederike denn?«
    »Einen Bruder, der aber bei seinem Vater lebt, und zwei Schwestern aus meiner jetzigen Ehe mit Tobias.«
    Es entstand eine Pause.
    »Ihr Vater wird herkommen und ihren Bruder vielleicht mitbringen. Sie haben gesagt, ich sei schuld daran, dass Friederike getötet wurde. Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen«, erklärte Frau Weinreich dumpf.
    Nachtigall erinnerte sich an das Gespräch mit seiner Exfrau, als im letzten November seine eigene Tochter in die Fänge des Serientäters geraten war. Birgit hatte ihn mit Schuldzuweisungen geradezu überschüttet – als ob er sich nicht selbst genug Vorwürfe gemacht hätte. Oh, ja. Er wusste genau, wie Frau Weinreich sich jetzt fühlte.
    »Für die, die weit entfernt sind, ist es immer leicht über die anderen zu urteilen. Wer sich nicht persönlich und aktiv um die Erziehung kümmert und den ganzen alltäglichen Ärger mitträgt, hat auch kein Recht auf Kritik.«, stellte er energisch fest.
     
    Albrecht Skorubski war in der Zwischenzeit um das Grundstück der Familie Weinreich herumgegangen. Über einen Zaun gelehnt beobachtete ihn ein Nachbar neugierig. Den Oberkörper hatte er dabei seitlich auf dem Stiel seines Rechens abgestützt.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, rief der ältere Herr ihm zu und Skorubski beschloss die Gelegenheit zu einem Plausch zu nutzen.
    »Danke, ich warte nur auf einen Kollegen von mir. Tolles Wetter heute, nicht?«
    »Ein bisschen zu trocken. Für meinen Geschmack wäre mal wieder Regen fällig.«
    »Ihr Garten ist ja wirklich zum Vorzeigen«, lobte Skorubski und riss damit alle Zäune der Vorsicht und Zurückhaltung mit einem Satz nieder. »Wie das bei Ihnen blüht! Sieht wirklich toll aus.« Er ließ den Blick wie beiläufig über das Nachbargrundstück schweifen.
    »Na, da drüben wohnt wohl eine Familie mit Kindern. Da muss man natürlich bei der Gartengestaltung Rücksicht nehmen, sonst hat man nicht viel Freude an den Pflanzen.«
    »Jaja. Familie Weinreich. Tobias und Michaela. Sonderbaren Geschmack haben die. So ein orangefarbenes Haus, das passt doch gar nicht in das Wohngebiet hier.«
    »Es hebt sich ab. Die anderen Häuser sind alle weiß«,

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