Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)
nämlich von der Polizei. Wir bearbeiten einen Mordfall. Und nun wüssten wir einfach gerne, was Sie am letzten Montagmorgen so zwischen vier und fünf Uhr gemacht haben! Vorsicht! Wir haben schon eine Aussage dazu. Wenn Sie uns jetzt belügen, wird das sehr unangenehm für Sie. Es geht schließlich um Mord!«
Er ließ den Mann los, der umständlich seine Kleidung zu ordnen begann.
»Ich arbeite nachts! Dies ist ein Nachtlokal. Am Montagmorgen war ich hier. Ich habe bedient und Kontakte geknüpft.«
»Kontakte geknüpft? Klingt spannend! Mit wem denn?«
»Das ist geschäftsschädigend!«, schimpfte Giovanni.
»Mit wem? Es geht um Mord. Lebenslänglich im Gefängnis schmoren ist keine so tolle Aussicht, oder? Für niemanden!«
»Wer ist denn überhaupt tot?«
»Spielt für unser Gespräch keine Rolle! Also?«
»Gut. Um diese Zeit war ich im Gespräch mit einem Stammgast von mir. Er heißt Udo Wolf. Reicht das jetzt?«
»Diese Aussage hätten wir gerne schriftlich und das erledigen wir am besten drinnen.«
Giovanni zuckte betont gleichgültig mit den Schultern und sah sich prüfend um, ob seine Nachbarn wohl etwas von der Szene mitbekommen hatten. Dabei entdeckte er Albrecht Skorubski und Udo Wolf.
Wütend fuhr er seinen Stammgast an.
»Aha – du brauchst das Alibi! Nicht ich! Hätte ich mir denken können, dass du schon wieder in irgendeiner Scheiße sitzt. Wehe, wenn du mich da in irgendwas reinreitest, Freundchen!«
»Das haben wir gehört!«, polterte Nachtigall los und Giovanni beeilte sich die Kneipentür hinter ihnen zu schließen. »Wenn Herrn Udo Wolf jetzt etwas Seltsames widerfährt, werde ich sofort an Sie denken!«
Sie brachten Udo Wolf wieder in seine Wohnung zurück.
»Gut. Der war’s auch nicht. Schade, der hätte einen guten Täter abgegeben!«, seufzte Skorubski und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
»Ja. Das Aussortieren geht nun doch recht zügig voran. Mal sehen, was Michael noch herausgefunden hat«, meinte Nachtigall und strich sanft mit Zeige- und Mittelfinger über seinen Schnitt, als könne er so den Schmerz beruhigen. Dann krempelte er den Ärmel hoch um einen Blick auf das Pflaster zu werfen. Es hatte nicht geblutet – alles in Ordnung.
51
Frau Meister freute sich auf eine schöne Tasse Kaffee. Der Regen war zwar warm, aber er durchnässte die Kleidung und sie fühlte sich unbehaglich.
Während Lara nun noch einige Geschäfte abklappern würde, konnte sie sich im ›Coffeelatte‹ entspannen. Ihre Tochter würde sie schon anrufen, wenn sie etwas gefunden hatte und Geld brauchte.
»Ein großer Milchkaffee«, rief der Herr hinter der Theke und Frau Meister nahm ihre Tasse in Empfang. Sie würde sich ans Fenster setzen, dann konnte sie ein bisschen den Leuten zusehen, die bei diesem Wetter unterwegs waren, beschloss sie.
In dem engen Rock war es nicht ganz einfach graziös auf den Barhocker zu klettern, doch schon nach kurzer Zeit hatte sie eine bequeme Sitzposition gefunden und nippte zufrieden an ihrem Kaffee.
Was Lara nun wohl machen würde?, überlegte sie, ausziehen jedenfalls nicht. Gut, sie hatte einige Kisten gepackt, aber die waren auch ratzfatz wieder ausgepackt. Und dieses Gerede von einer WG war doch sicher auch nur so dahingeworfen, damit sie sich ärgerte. Soweit würde es nicht kommen.
»Du kannst nicht einmal eine Familie zusammenhalten. Nicht einmal dazu bist du nutze! Du bist schon nur mit Ach und Krach schwanger geworden! Und nun hast du auch mit deiner Erziehung keinen Erfolg! Kein Wunder! Das liegt daran, dass mein Sohn dich aus der Gosse gezogen hat! Eine wie dich, die ihn nicht verstehen kann, die nur sein Geld verpulvert! Warum hat er auch nur ausgerechnet dich geheiratet, wo er doch so viele andere hätte haben können!«, hörte sie die gellende, stets lamentierende Stimme ihrer Schwiegermutter, die nach einem Gespräch mit ihrer Enkelin bei ihr angerufen hatte in ihrer Erinnerung nachhallen. Aber auch andere haben böse Schwiegermütter, tröstete sie sich halbherzig. Sie wusste aber, so schlimm wie die ihre konnte niemand sein. Aber nun würde sie es der alten Hexe beweisen. Die Familie hielt zusammen. Schade nur, dass sie nicht ihr Gesicht sehen konnte, wenn sie ihr triumphierend sagen würde, dass Lara bleiben würde.
Es wurde Zeit, dass die Polizei den Fall Petzold beendete. So wie es aussah, hatten sie noch immer keine Ahnung, wer den Mord begangen haben könnte. Woher hatten die eigentlich gewusst,
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