Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)
Wäschehaufen, wenn man versuchte sie zu übersteigen, dichter Qualm hatte sich in dem Einzimmerappartement festgesetzt und ein widerlicher Gestank erfüllte die Wohnung.
Nachtigall öffnete das Fenster.
Dann warf er einen Blick in die Küche.
»Ihre Wohnung ist ein Fall für den Kammerjäger, Herr Wolf. Wie alt ist das verwesende Fischstück, das dort in der Küche bereits von Maden vertilgt wird? Bei den Temperaturen der letzten Tage – vielleicht zwei oder drei? Ihre Wohnungsgesellschaft wird Ihnen kündigen, wenn sie von den unhaltbaren Zuständen hier erfährt!«
»Muss se ja nich!«, nuschelte Udo Wolf und warf sich auf die unter Bergen von Müll und schmutziger Wäsche versteckte Couch.
»Sie wird. Dafür werde ich sorgen, Herr Wolf.«
Nachtigall beugte sich zu dem Mann hinunter, bis sein Gesicht nah vor dem des anderen schwebte. »Die Polizei nimmt es übel, wenn man sie belügt, wussten Sie das nicht?«
Udo Wolf zog den Kopf ein.
»Ihre fünf Freunde haben ihre Aussagen zurückgenommen. Das heißt Sie haben kein Alibi! Die Cateringfirma hat Sie rausgeschmissen – Sie haben keinen Urlaub, sie sind arbeitslos.«
Der junge Mann schien förmlich zu schrumpfen.
»Sie hatten ein Motiv. Das haben Sie bei der Beerdigung allen deutlich gemacht! Sie haben kein Alibi! Sie sind gewalttätig! Wir werden Sie wegen des Mordes an Friederike Petzold verhaften und Sie werden ins Gefängnis wandern!« Seine kräftige Stimme war sicher auch in den angrenzenden Wohnungen zu hören.
Udo Wolf versuchte sich gleichzeitig die Augen und die Ohren zuzuhalten.
»Haben Sie Friederike Petzold ermordet?«
»Nein«, flüsterte der schmale Mann. »Nein, ich habe sie nicht umgebracht. Und ich habe kein Alibi, weil ich mit meinem Dealer zusammen war. Wenn ich euch den verrate, ist mein Leben auch keinen Champignon mehr wert.«
»Pfifferling!«, korrigierte Skorubski automatisch.
»Mann, sei nicht so kleinlich! Irgendein Pilz eben. Wenn ich ins Gras beißen muss, ist es doch eh egal, welcher Pilz da noch wächst.«
»Hör zu, mein Freund!«, zischte Nachtigall. »Die Polizei hat sich nicht etwa eine Woche lang ausgeruht! Sie hat gearbeitet, Alibis überprüft und Verdächtige aussortiert. Außer dir sind jetzt nicht mehr viele im Rennen! Du hast also verdammt schlechte Karten, wenn du uns nicht ein wasserdichtes Alibi vorweisen kannst. «
»Dass hier eines mal klar ist – ich – bin – nicht –dein – Freund! Wäre ja noch schöner! Einen Freund zu haben, der ein Bulle ist!«
»Das Alibi! Sonst verhaften wir Sie jetzt sofort und reden im Büro weiter!«
»Ist ja gut! Ich hab das verstanden! Aber der Typ wird nicht verhaftet, sonst macht der mich kalt und ihr habt mich auf dem Gewissen!«
»Wo?«
»Wir fahren hin. Ich weiß, wo er jetzt ist. Ich habe Friederike nicht umgebracht, ehrlich nicht!«
»Na dann!«
Peter Nachtigall half Udo Wolf auf die Beine.
»Nur schnell die Zähne putzen – und pinkeln!«
»Die Tür bleibt offen – und das Handy legen Sie hier auf den Tisch!«, forderte der Hauptkommissar unerbittlich.
Eine halbe Stunde später saß Udo Wolf in Skorubskis Wagen und dirigierte ihn durch die ganze Stadt in Richtung Sielow. Vor einer Kneipe parkten sie den Wagen und Nachtigall flüsterte seinem Begleiter zu: Wehe, wenn Sie auch nur irgendeinen winzigen Trick versuchen!« Udo Wolf zuckte zusammen. Er hatte verstanden.
Am Hintereingang der Kneipe klingelte er und sagte, als die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde:
»Udo, ist der Giovanni da? Ich muss dringend mit ihm sprechen.«
Die leise gemurmelte Antwort konnten Nachtigall und Skorubski nicht verstehen.
»Ich weiß selbst, dass es noch früh am Morgen ist. Aber wenn es nicht so tierisch wichtig wäre, würde ich nicht stören!«
Die Tür schloss sich wieder.
»Wir müssen warten. Giovanni schläft noch.«
Ein flüchtiges Kopfnicken und Nachtigall ließ Udo Wolf und Albrecht Skorubski stehen, während er selbst um die Hausecke schoss.
In dem Moment wurde die Kneipentür geöffnet und eine geduckte Gestalt huschte heraus.
Nachtigalls rechter Arm schoss vor und packte den Protestierenden am Seidenjackett.
»Halt! Wohin denn so schnell!«, fragte er den Zappelnden, der vergeblich versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Nachtigall musste auch den linken Arm zu Hilfe nehmen, was dieser mit einem brennenden Schmerz quittierte.
»Giovanni, nehme ich an?«
»Ich sag gar nichts!«
»Oh, das ist aber jammerschade! Ich bin
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