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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Tierhaare sein. Alle Verletzungen können ihr sowohl von einem Mann oder einer Frau zugefügt worden sein. Ich denke, jemand hat hier seinem eiskalten Hass ein Ventil geboten.«
    Nachdenklich sah er das Opfer an.
    »Sie sollte über etwas nachdenken – ja, das kann gut sein. Sie sollte noch Zeit haben über einen schrecklichen Fehler nachzudenken, vielleicht hat sie jemandem etwas angetan, was nicht mehr gutzumachen ist.«
    Nachtigall bekam eine Gänsehaut.
    »Wurde sie vergewaltigt?«
    »Sieht nicht danach aus. Normalerweise finden wir unterblutete Stellen hier an der Innenseite der Oberschenkel und vaginal Einrissverletzungen – hier liegt nichts dergleichen vor.« Dr. Pankratz fuhr mit dem Zeigefinger vorsichtig an den Stellen entlang, auf die er den Hauptkommissar aufmerksam machen wollte. »Keine Spermaspuren. Hat die Spurensicherung Kondome gefunden?«
    »Ja, einige. Benutzte und noch verpackte.«
    »Wenn sie sich nicht mehr wehren konnte und sich willenlos überlassen musste, kann er sie schon vergewaltigt haben ohne Spuren von Gewaltanwendungen zu hinterlassen. Hat er ein Kondom benutzt, gibt es natürlich auch keine Spermaspuren.«
    »Er? Also doch eher ein männlicher Täter? Keine Frau? Können Sie das genauer feststellen?«
    »Nein«, antwortete der Gerichtsmediziner schnörkellos.
    Nach einer Pause fuhr er fort:
    »Der Stichkanal ist ungewöhnlich lang, schmal und wird zum Griff hin plötzlich breit. Keine Zahnung, ganz glatter Schliff. Wir werden noch einmal genau nachsehen – aber bisher konnten wir auch keine Scharten entdecken. Unsere Befunde sprechen durchaus für das gefundene Messer als Tatwaffe. Möglicherweise war es ganz neu, vielleicht sogar extra für diesen Mord gekauft – oder es wurde bisher nur sehr selten benutzt. Die Klinge läuft in einer gefährlichen Spitze aus. Hobbyköche wie Sie verwenden solche Messer manchmal, nicht wahr? Ein Filiermesser. Kostspielige Anschaffung.«
    Peter Nachtigall konnte das bestätigen, er hatte gerade erst ein neues für seine eigene Küche angeschafft..
    »Von diesem Hersteller kostet es über fünfzig Euro. Wenn einer der Streuner der Täter war, wird er sich das Messer kaum gekauft haben.« Jetzt fragte er sich allerdings, ob er seines je wieder benutzen könnte.
     
    Peter Nachtigall und Albrecht Skorubski trafen unerwartet am Kaffeeautomaten zusammen.
    »Dr. Pankratz hat vorhin obduziert. Ich war schon bei ihm. Sieht so aus, als wäre das Messer, das wir gefunden haben, auch die Tatwaffe. Keine erkennbaren Spuren einer Vergewaltigung. Tod durch Verbluten.«
    »Mhm. Danke.« Skorubski nickte seinem Freund erleichtert zu. Er hasste diese Gespräche im Obduktionssaal, wo das Lebensende so konkret fassbar wurde. Wie so oft in letzter Zeit drängte sich ihm der Gedanke an einen Wechsel der Abteilung auf. Sollte er vielleicht doch lieber einen Lehrgang besuchen und sich in Zukunft mit Betrügern beschäftigen? Aber wie wollte er das dann Peter Nachtigall beibringen?
    »Der Michael sieht in letzter Zeit so blass und übernächtigt aus. Hat er mit dir über irgendwelche Probleme gesprochen?«, fragte Nachtigall ehrlich besorgt.
    »Nein. Aber mir ist aufgefallen, dass er manchmal etwas fahrig ist. Vielleicht Ärger mit der Freundin.«
    »Jaja. Junge Liebe kann manchmal ganz schön anstrengend sein.«
    »Wie läuft es mit deinem Streuner?«, fragte er dann.
    »Ziemlich verstockt. Er sagt so was wie: Ich war’s nicht, ich weiß nichts und von mir erfährst du nichts. Und bei dir? Du hast den Paul Neumann, oder?«
    »Ja. Wir hatten einen Fehlstart. Er will mir auch nichts erzählen, hat keine Angst davor, plötzlich zum Verdächtigen aufzusteigen und so habe ich ihn mal schmoren lassen. Jetzt versuche ich mit einem Kaffee mein Glück«, er grinste schief.
    »Das ist Bestechung.«
    »Tja, als Polizist musst du eben mit harten Bandagen kämpfen!«, seufzte er theatralisch, zog den zweiten Becher aus dem Automaten und machte sich wieder auf den Weg zu Paul Neumann.

12
    »Essen ist fertig!«
    Der Tisch war liebevoll gedeckt. Ein Strauß wilder Blumen, den sie bei ihrem Nachmittagsspaziergang gepflückt hatte, duftete herrlich und ein Windlicht tauchte Teller und Gläser in ein sanftes Licht.
    Jetzt, gegen halb sieben, ging auf der Terrasse ein leichter Wind, der sich Mühe gab die Schwüle des Tages zu verscheuchen.
    Frau Meister rieb sich über die Oberarme.
    Zufrieden spürte sie die Zartheit ihrer Haut. Schließlich war das bei Frauen ihres Alters keine

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