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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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nicht dieses ständige Nachgeben um des lieben Friedens willen.«
    »Oh, du hast wohl mit einem Mal Ahnung von großer Pädagogik?«, höhnte sie.
    »Dein Ex hat schon recht, wenn er meint, du wärst an ihrem Tod schuld.«
    »Pass bloß auf, was du sagst! Hast du keine Sorge, ich könnte dein Essen vergiften?«
    Verblüfft sah er sie an.
    »Nein. Aber es ist immer interessant neue Seiten an seinem Ehepartner zu entdecken«, lachte er sie aus.
    »Du wolltest sie loswerden. Dir war sie ein Dorn im Auge. Wer sagt mir denn, dass du sie nicht umgebracht hast!«
    »Und was ist mit deinem Ex? Mich verdächtigst du – und was ist mit ihm? Vielleicht hatte er einfach genug von dieser Verschwenderin, die sein Geld mit lockerer Hand unters Volk streute, um dann wieder zu schnorren! Hast du vergessen, dass seine neue Ehe beinahe in die Brüche gegangen wäre, weil deine süße Friederike die Frau ihres Vaters die Treppe runtergestoßen hat und die um ein Haar ihr Baby verloren hätte? Weißt du das etwa nicht mehr?«
    »Das ist doch alles gar nicht wahr! Diese blöde Kuh ist gestolpert und weil sie Friederike nicht leiden konnte, hat sie das Märchen von dem Stoß erfunden! Friederike würde doch nie eine schwangere Frau die Treppe runterstürzen!«
    »Da! Du tust es schon wieder! Immer nimmst du sie in Schutz! Und in Wirklichkeit hast du sie auch gehasst! Du hast dir doch nichts sehnlicher gewünscht, als endlich deine Ruhe vor ihr und all ihren Problemen zu haben! Hab doch wenigstens einmal den Mumm das zuzugeben!«
    »Wenn hier jemand das Mädchen gehasst hat, dann du!«
    »Ach! So ist das? Und wie sieht es mir dir aus? Wie oft hast du hier geheult und hast gesagt, das Beste wäre, Friederike würde aus unserem Leben verschwinden? Vielleicht hast du nachgeholfen!«, schrie er sie an.
    Sie starrte ihn schweigend an.
    Etwas kleinlauter fügte er hinzu: »Du wärst beileibe nicht die erste Mutter, die ihr Kind tötet, das kannst du glauben.«

15
    Was kann dieser ›Tod‹ nur gemeint haben? Worüber soll ich nachdenken? Die Leute erzählen doch immer, in den letzten Minuten sei ihr Leben an ihnen vorbei gezogen – musste man das womöglich selbst in die Hand nehmen?
     
    Vielleicht hat er dabei an die Sache mit Dirk gedacht. Aber dafür kann ich doch nicht nach so vielen Jahren noch zur Rechenschaft gezogen werden! Er war damals selbst schuld an der ganzen Misere! Dirk und seine wunderhübsche Claudia – das Traumpaar. So ein gottverdammter Blödsinn.
    Schon seit Monaten war es nicht mehr möglich gewesen mit Dirk ein vernünftiges Wort zu wechseln, er hat einfach nicht mehr zugehört. Ich habe ihm von meinem Ärger mit Mama erzählt, von dem Stress, den sie mir gemacht hatte, nur weil ich beim Klauen erwischt worden bin! Andere Eltern trugen so was ja auch mit Fassung, aber bei uns wurde immer gleich ein Drama aus der Sache gemacht. Und was tut mein lieber Bruder: Der liegt auf seinem Bett, starrt an die Decke und träumt von Claudia. Das kann doch nicht normal sein.
    Ein paar Tage später hat meine Lehrerin angerufen und behauptet, ich hätte meine Mitschüler dazu aufgefordert, die Unterschriften ihrer Eltern unter schlechten Arbeiten zu fälschen um sich den häuslichen Ärger zu ersparen – und wieder ging’s rund bei uns. Dabei habe ich nur gesagt, wer miese Noten zu Hause zur Unterschrift vorlegt, ist schön blöd, das Problem ließe sich auch anders aus der Welt schaffen. Das ist doch nur die Wahrheit! Und wieder keine Unterstützung von Dirk.
    Da habe ich dann aber den Kanal wirklich voll gehabt.
    Abhilfe zu schaffen konnte so schwierig nicht sein.
    Ich habe nur eine Nacht gebraucht um den Plan auszuhecken, der mir meinen Bruder wieder zurückbringen würde.
    Es war so leicht, es ist kaum zu glauben. Noch heute denke ich gerne an sein Gesicht zurück, als er erkannte, dass es mit Claudia aus und vorbei war.
    Ich musste nur warten, bis Dirk für ein paar Tage aus dem Verkehr gezogen wurde. Ganz einfach. Als er einen Lehrgang für Zivildienstleistende in Bayern mitmachen musste und für drei Wochen in so einem einsamen Kurort verschwand, wollte er sein teures Handy nicht mitnehmen. Es sei eine Gemeinschaftsunterkunft und da würde es ihm eh nur geklaut. Er schloss es in seine Schreibtischschublade ein, zusammen mit seiner EC-Karte. Es gab einige gefühlsduselige Abschiedsszenen mit Claudia, dann war er verschwunden. Drei Wochen ohne Kontakt – sie wollten das irgendwie überleben und nach dem Lehrgang so richtig

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