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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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    »Da war’s noch einer mehr!« Albrecht Skorubski starrte auf den Weg vor seinen Füßen, als sie zu ihrem Wagen zurückgingen.
    »Ja. Das Mädchen war wirklich erstaunlich unbeliebt. So viele hätten sie am liebsten tot gesehen – und freuen sich jetzt unverhohlen darüber, dass ihnen dieser Wunsch erfüllt wurde. Unglaublich!«
    »Sie hatte aber wohl auch ein außerordentliches Geschick die Leute gegen sich aufzubringen.«
    »Ich denke, sie hat ganz gewaltig darunter gelitten, so – ach, na du weißt schon. Wir alle wollen doch geliebt werden.« Schweigend stapfte er ein paar Meter neben Albrecht Skorubski her.
    »Sie hätte sich einfach ein bisschen mehr anpassen können und schon wäre vieles leichter gewesen!«
    »Das konnte sie wohl gar nicht. Negative Aufmerksamkeit ist besser als gar keine. Ich sehe ja, dass sie viele unmögliche Dinge getan hat, aber deshalb hat trotzdem keiner das Recht sie zu töten oder sich darüber zu freuen, dass sie ermordet wurde!« Zornig warf sich Peter Nachtigall auf den Beifahrersitz.
    »Lara Meister war nicht der Meinung, ihre Freundin sei einsam gewesen«, gab Albrecht Skorubski zu bedenken. »Im Gegenteil. Sie meinte, unser Eindruck sei völlig falsch – wir hätten nicht die richtigen Leute gefragt.«
    »Gut. Fahren wir hin und fragen sie nach den richtigen Leuten.«
    Er nestelte sein Handy aus der Hosentasche und rief den Kollegen Wiener an.
    »Michael, ich habe hier eine Liste von Zeugen, die das Alibi von Udo Wolf bestätigen können. Kannst du die mal überprüfen?« Langsam gab er ihm Namen und Telefonnummern durch.
    »Und ruf doch auch schnell mal bei der Cateringfirma an, die sollen uns seinen Einsatzplan durchgeben und seine Fahrzeiten bestätigen.«
    Er hörte, wie der junge Kollege seufzte.
    »Wir schwitzen alle, Michael. Es ist Sommer. Und es ist unser Job einen unserer Mitmenschen ganz gehörig ins Schwitzen zu bringen! Also, frisch ans Werk! Wir fahren noch mal bei dieser Lara Meister vorbei. Bis später.«
    Peter Nachtigall verabschiedete sich lachend und begann den Ärmel seines schwarzen Hemdes hochzukrempeln. Vielleicht, überlegte er dabei, vielleicht wäre es doch keine ganz falsche Entscheidung, seiner Kleidung noch einen Farbtupfer zu gönnen. Weiß zum Beispiel. Erstmal nur Oberteile. Nachdem seine Frau ihn verlassen hatte um mit einem norwegischen Geologen glücklich zu werden, hatte er nur noch schwarz getragen. Es hatte sich so ergeben und als es ihm psychisch wieder besser ging, war er der Einfachheit halber dabei geblieben. Es ersparte ihm viel Zeit bei der Zusammenstellung seiner Kleidung und irgendwie war man mit schwarz immer richtig angezogen. Er warf einen raschen Seitenblick auf Albrecht Skorubski, dessen geduldige Ehefrau längst aufgehört hatte ordnend einzugreifen. So trug sein Freund stets eine bunt zusammengewürfelte Mischung – in diesem Sommer schien er das Hawaiihemd für sich entdeckt zu haben. Ein wenig neidisch registrierte er, dass auch Albrecht Skorubski wesentlich weniger zu schwitzen schien als er selbst. Unter seinem üppigen,dunklen Zopf spürte er feuchte Rinnsale unter dem Kragen verschwinden. Vielleicht sollte er sich doch entschließen die Haare ... nein! Er verwarf diesen Gedanken vehement. Der Zopf würde bleiben, Sommerhitze hin oder her. Außerdem: Der nächste Winter kam bestimmt.
     
    »Was hast du denn da?«
    »Wo?«
    »Na hier – an deinem Arm.« Nachtigall spürte Skorubskis Finger an seinem Oberarm. Tastend fuhr er unter den Stoff und fand tatsächlich eine harte Verdickung.
    »Keine Ahnung«, er schob den Ärmel weiter hoch und versuchte die Stelle anzusehen, doch sie befand sich an einer ungünstigen Position. Er würde sie heute Abend nach dem Duschen mit Hilfe des Spiegels untersuchen müssen. »Na so was. Wie hast du denn das entdeckt?«
    »Es drückt sich ein bisschen ab.«
    Nachtigall streifte noch ein paar Mal über die erhabene Stelle und zog dann den Finger zurück. Blut klebte daran.
    »Vielleicht ein Ekzem. Bei der Hitze würde es mich auch nicht wundern, wenn ich mir da irgendeinen Keim reingerieben hätte. Ich habe auch noch eine Salbe zu Hause. In drei Tagen ist das wieder weg.«

25
    Schon vor der Haustür hörten sie aufgeregte Stimmen aus dem Haus der Familie Meister. Ganz offensichtlich wurde heftig gestritten.
    »Wir sind doch eine Familie. Da kann man sich doch nicht so benehmen! Jeder kommt und geht wann er will. Das hier ist doch keine WG in der lauter Fremde

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