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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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geschrieen, ich sei schuld an dieser ganzen vertrackten Geschichte, ich hätte nicht aufgepasst. Dabei hatte sie immer behauptet, es könne gar nichts passieren, sie nähme die Pille! Sie hat wie blöd auf ihren Bauch eingeschlagen – es war einfach nur furchtbar. Dann bin ich für ein paar Tage nach Berlin gefahren, um dort einem Freund bei der Installation der Computer in seinem neuen Büro zu helfen. Als ich wieder nach Hause kam, hatte sie das Kind einfach abgetrieben! Ich kam zurück und alles war erledigt.«
    Nun liefen ihm doch die Tränen über’s Gesicht.
    »Das hat sie ganz schön verletzt, nicht?«
    »Verstehen Sie, es war doch auch mein Baby. Ein kleines Mädchen. Ich habe mich darauf gefreut! Ich wäre ein guter Vater geworden!«
    Skorubski zeigte anklagend auf die Bong.
    »Sie nehmen Rauschgift!«
    »Ach das! Du liebe Zeit – ich kiffe! Das ist nicht dasselbe wie Chemie einwerfen! Damit kann ich jederzeit aufhören – das hätte ich sofort gelassen. Ist doch klar.«
    »Aber Friederike hatte Ihre Tochter abgetrieben. Hat sie Ihnen das so erzählt?«
    »Ja. Da kannte sie nichts. Ich ging sofort nach meiner Rückkehr aus Berlin bei ihr vorbei. Sie öffnete mir die Tür, stand nur da und erklärte mir ohne Einleitung, sie habe das Problem lösen lassen und ich solle verschwinden. Mich wolle sie nie mehr wiedersehen.«
    »Und da sind sie verschwunden?«
    »Klar, Mann! Was wollte ich denn noch von der Mörderin meines Kindes?«
    »In Ihren Augen war es also kaltblütiger Mord?«
    »Ja, ihr seid doch die Polizei! Muss ich euch erklären, was ein Mord ist? Die Vernichtung von Leben, das sich nicht einmal wehren kann – wie soll man das nennen?« Udo Wolf ballte die Hände zu Fäusten und schlug sich damit mehrfach schnell und überaus kraftvoll auf die eigenen Oberschenkel.
    »Beruhigen Sie sich – ich will das mit Ihnen gar nicht diskutieren. Ihre Haltung dazu ist nur für einen jungen Mann sehr ungewöhnlich. Sind Sie in der Kirche aktiv?«
    »Nee, das fehlte mir noch!«
    »Ein Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Woche ist bei uns völlig legal. Man muss sich nur an die Vorschriften halten.«
    »Legal und richtig ist nicht immer dasselbe.«
    Damit hatte er durchaus recht, räumte Nachtigall bereitwillig ein.
    »Soll ich mir nun vorstellen, Sie haben sich mit dieser Mitteilung einfach so an der Tür abspeisen lassen? Von der Frau, die Ihrer Einschätzung nach Ihr Baby umgebracht hat? Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, das zu glauben.«
    »Ich konnte doch eh nichts mehr ändern. Sie hatte vollendete Tatsachen geschaffen«, er seufzte schwer.
    Lange musterte Peter Nachtigall den jungen Mann. Ein Leben gegen ein anderes? Zahlte man in der Vorstellungswelt eines Udo Wolf mit dieser Münze? Oder sollte er ihm abnehmen, dass er keinen Mord begehen würde? Doch vielleicht war Mord und Mord ja auch zweierlei.
    »Haben Sie Friederike Petzold umgebracht?«, fragte er schlicht.
    »Oh ja! Wieder und wieder! Erwürgt, überfahren, erschlagen, erstochen, ertränkt! Was immer Ihnen so einfällt. Vergiftet! Sie war eine böse, junge Frau und die Welt wird keinen Deut ärmer ohne sie sein. Wer Ihnen etwas anderes erzählt, der lügt!«
    »Wo waren Sie vorgestern früh?«
    »Hier.«
    »Zeugen?«
    »Ja. Freunde – insgesamt waren wir fünf, wie bei Enid Blyton! Wir haben hier entspannt Musik gehört, ein Video geguckt und ordentlich was weggeraucht!«
    »Ich brauche eine Liste der Namen.« Peter Nachtigall zog einen leicht zerknitterten Zettel und einen Kugelschreiber aus der Brusttasche.
    Murrend schob der junge Mann sich aus seinem Sessel und machte sich auf die Suche nach seiner Brille – und, nachdem er sie gefunden und mit einem kritischen Blick durch die Gläser den Grad der Verschmutzung erkannt hatte, nach einem Stück Küchenpapier um sie oberflächlich zu reinigen.
    Dann fiel er wieder in den Sessel zurück und begann zu schreiben. Nachdem er fünf Namen und Adressen notiert hatte, war sein geringschätziges Grinsen wieder zurückgekehrt und er hielt Nachtigall nachlässig den Zettel hin.
    »Haben Sie Friederike nach diesem Gespräch noch einmal getroffen? Vielleicht zufällig irgendwo?«
    »Nein. Ich gehe schon lange nicht mehr in den Park. Die Typen da sind mir zu kaputt – runterziehen kann ich mich alleine. Gemeinsame Freunde hatten wir kaum. Und Friederike bin ich sowieso aus dem Weg gegangen.«
    Peter Nachtigall nickte und ließ Udo Wolf dann noch den Namen und die Anschrift seines Arbeitgebers

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