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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Und wo eins kommt, da kommt womöglich auch noch ein zweites, drittes. Scheiße!
    Lara hat diese Probleme nicht. Sie piept und die family rennt – wow!
    Als ich sie kennenlernte hat sie immer wieder rumgejammert. Sie musste zum Einkaufen mitgehen und beim Wegräumen der Sachen helfen. Erst hab ich gedacht, die will mich auf den Arm nehmen – so wenig Gegenleistung für ein so großes Entgegenkommen! Aber bald hab ich dann schon gecheckt, dass sie es ernst meinte.
    Also habe ich sie unterstützt.
    Zuerst ordentlich bedauert – und dann jede noch so kleine Unannehmlichkeit so weit aufgeblasen, bis ein Heißluftballon daraus geworden war – ganz einfach. Natürlich war sie zu bedauern, die Eltern schlecht, nutzten sie nur aus, schikanierten sie.
    Wir sannen gemeinsam auf Abhilfe. Lara fing an sich von der Familie abzusondern. Weigerte sich mit ihnen gemeinsam am Tisch die Mahlzeiten einzunehmen, was sie sonst immer gerne gegessen hatte, ließ sie unangetastet liegen. Sie wusste nun, dass ihre Eltern all das nur für sie einkauften um ihren Willen zu brechen und sie gefügig zu machen. Großangelegte, elterliche Bestechungsaktion. Es gab Diskussionen, die nur bewiesen, dass ich recht hatte. Die Eltern versuchten sich zu wehren, aber das funktionierte nicht, weil Lara wirklich unglaublich patzig und dickköpfig sein kann.
    Sie fing an ihre Eltern zu beklauen.
    Sie schrie ihre Mutter öffentlich an und brachte sie ständig in peinliche Situationen.
    Ich fand, es lief gut. Die Eltern verstanden die Welt nicht mehr, versuchten neue Wege zu finden, um mit ihrer Tochter freundlich umgehen zu können – und ich drehte alle Bemühungen ins Gegenteil um.
    Wenn sie ihr einen Ausflug vorschlugen, behauptete ich, sie wollten nur dafür sorgen, dass sie einen ganzen Tag lang ihre Freunde nicht besuchen konnte. Es gab etwas Tolles zu essen – die wollten nur gut Wetter machen und neue Abhängigkeit erzeugen. Schimpften sie, erklärte ich Lara, das täten sie um sie zu verletzen, weil sie sie nicht liebten – schimpften sie nicht, sondern nahmen Laras Verhalten resigniert hin, erklärte ich ihr, das sei der endgültige Beweis, dass sie ihren Eltern gleichgültig sei und sie sich keinen Piep um ihre Probleme scheren.
    Es lief wie von selbst.
    Nach wenigen Wochen war von der Familienidylle nichts mehr übrig. Die Eltern waren entnervt und Lara fühlte sich bestätigt.
    Aber dann wurde es langweilig. Die Angelegenheit fing an sich einzuspielen. Plötzlich wollten ihre Eltern nicht mehr wissen, mit wem sie sich wo traf und wann sie wieder nach Hause käme. Sie wollten nur eine offizielle Abmeldung, damit sie wussten, ihre Tochter war nicht im Haus und unternahm etwas mit Freunden.
    So konnte das für meinen Geschmack nicht weitergehen.
    Der Coup, den ich dann einfädelte, der war schon super!.
    Zunächst entwarf ich am Computer einen Fragebogen, der sogar einen eindrucksvollen Kopfbogen enthielt.
    Die Antworten waren nur anzukreuzen, danach sollte man den Schrieb an eine Adresse in Dänemark schicken, wo man eine Auswertung vornehmen würde. Lara kreuzte an und ich nahm den Brief mit.
    Die Auswertung entnahm ich zu großen Teilen einem Psychobuch. Es klang wirklich sehr überzeugend. Ihre Psyche, so hieß es da, habe durch die unzumutbaren Repressalien und Erziehungsfehler ihrer Eltern schweren Schaden genommen. Sie sei extrem gefährdet in Drogensucht und Alkoholismus abzudriften. Daher rate man ihr dringend zu einer Therapie. Diese erfolge für eine Summe von viertausend Euro in Dänemark und sie müsse ein bis zwei Wochen Zeit dafür einplanen. Schließlich könne man nicht in ein paar Stunden heilen, was unfähige Eltern in vielen Jahren beschädigt hatten.
    Lara glaubte jedes Wort. Mehr denn je war sie nun davon überzeugt ihre Eltern seinen das Letzte.
    Natürlich hatte sie das Geld nicht – es war also notwendig den Eltern ihr Fehlverhalten deutlich zu machen.
    Ich überredete sie zur Flucht aus dem zersetzenden Milieu und sie war einverstanden.
     
    Sie brach verabredungsgemäß einen Streit vom Zaun und lief trotzig davon. Am nächsten Morgen war ihr Bett unbenutzt. Es dauerte eine Weile, bis die Eltern merkten, dass Lara verschwunden war. Wir mussten mit ein paar Telefongesprächen nachhelfen – aber dann lief es wie am Schnürchen.
    Die Polizei suchte nach Lara. Aufgelöste Eltern fuhren zu den Freunden, von denen sie wussten, und fragten nach ihrer Tochter.
    Alles nur Show, beruhigte ich Lara. Das müssen sie tun um

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