Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
kommen, müssen wir uns schnell unter den Bänken verstecken. Die sind nämlich echt mies. Die sorgen dafür, dass du dich nicht mehr an dich erinnern kannst. Name, Leben, Freunde – alles weg.« Groovi sah seine Freunde eindringlich an. Die Zuhörer nickten beiläufig. Groovis Geschwätz wurde aber auch immer unerträglicher, dachte Kati genervt. Sie hatten Wichtigeres zu besprechen als solch einen Kinderkram.
    »Ich hab heute die Bullen bei Wolf aus dem Haus kommen sehen«, erklärte sie.
    »Ach nee. Dann wissen die wohl schon Bescheid, was?«
    Eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit ging von Hand zu Hand, ein Joint folgte. Marie hatte auch heute wieder Teelichter verteilt. Gegen die bösen Geister und für mehr Liebe und Vertrauen unter den Menschen, hatte sie gesagt.
    »Sieht so aus. Sie haben ihn aber nicht mitgenommen. Die beiden sind allein wieder rausgekommen. Du weißt schon: Der Große mit dem Zopf und der andere mit diesen bunten Hemden.«
    »Scheiße! – Halt! Groovi kriegt keinen Schnaps mehr! Bei dem frisst doch jetzt schon irgendwas das Hirn weg! Der redet schon seit Tagen nur noch Müll! Wenn die ihn nicht mitgenommen haben, heißt das doch, sie können ihm den Mord nicht beweisen. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass er es nicht war.« Marlin streichelte Lucifer versonnen über die Nase und die Ratte nickte mit dem Kopf als stimme sie seinen Worten zu.
    »Mann, Alter. Hat der die Friederike damals verdroschen! Aber sie hat ihn wohl nicht mal angezeigt. Hätte sie vielleicht besser doch tun sollen. Dann hätten die Bullen jetzt einen konkreten Hinweis und wüssten, was das für ein Schwein ist.«
    »Aber, nur mal angenommen: wenn der Wolf es nun nicht war, wer war es dann?«, fragte Katja und sah eindringlich in die Runde.
    Sieben Augenpaare starrten sie wütend an.
    »Was soll denn das nun wieder bedeuten, hä? Natürlich war’s der Wolf! Fängst du schon wieder an zu behaupten, einer von uns könnte sie umgebracht haben?«
    »Das ist wirklich abwegig. Von uns war’s keiner, Katja. Das ist Blödsinn.«
    Lucifer beschloss sich in der Parkatasche zu verkriechen. Seine Erfahrung riet ihm sich in Sicherheit zu bringen, wenn die Stimmen diesen drohenden Unterton annahmen.
    »Willst du damit andeuten, ich könnte sie ermordet haben? Willst du das?«, forderte auch Paul nuschelnd Klarheit.
    Die Flasche und der Joint waren auf ihrer Rundreise ins Stocken geraten – nun wurden sie, durch unwillige Lautäußerungen angeregt, wieder weitergereicht.
    Doch so leicht gab Katja nicht auf. »Wir haben bei Friederike Party gefeiert, gekokst, gekifft, gesoffen. Am Ende der Party ist die Gastgeberin tot. Nun überlegt doch mal, was die Bullen da wohl denken werden, hä? Für die ist die Sache doch klar. Einer von uns ist der Täter!«
    »Voll krass!« Groovi rutschte von der Bank und blieb auf dem Weg davor hocken. »Grüüüüün!«, jauchzte er fasziniert von dem, was nur er sehen konnte.
    »Ich glaube, Groovi muss mal zum Arzt«, stellte Marie besorgt fest.
    »Ach ja! Und wer bitte soll mit ihm da hingehen?«, keifte Katja bissig. »Schicken kann man ihn nicht, der findet doch allein nicht mal mehr aufs Klo!«
    Anklagend deutete sie auf seine Hose die völlig verdreckt und feucht war.
    »Ich bin als Letzter von der Party weg. Mit Lucifer. Und da hat Friederike noch gelebt. Sie hat sich von Lucifer verabschiedet, hat ihn gestreichelt und versprochen das nächste Mal was Besonderes für ihn zu besorgen«, wehrte sich Marlin entrüstet.
    »Und als du raus bist, hast du da jemanden gesehen?« Katja konnte einen ganz schön nerven, wenn sie sich an irgendeiner Sache festgebissen hatte. Einen Moment lang streifte ihn eine flüchtige Erinnerung. Irgendetwas, das Groovi ihm erzählt hatte und ihm sonderbar vorgekommen war. Doch was immer es auch gewesen sein mochte, es fiel ihm nicht ein.
    »Nein!«, er schrie seine Antwort fast, »natürlich nicht! Und damit das klar ist: Ich habe keinen Bock mehr auf das Thema! Friederike ist tot. Das ist schlimm genug.« Damit stand er auf und verschwand im Dunkel des Parks. Die Ratte, die inzwischen wieder auf seiner Schulter kauerte, sah im grauen Licht wie ein kleiner Buckel aus.

28
    Peter Nachtigall sah, wie der Zug mit Jule abfuhr. Er rannte neben ihrem Fenster auf dem Bahnsteig mit, um sie so lange wie nur möglich sehen zu können. Die Luft wurde knapp, seine Lungen brannten, er keuchte. Er hörte sich krächzend rufen, sie solle doch Vernunft annehmen, sofort

Weitere Kostenlose Bücher