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Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition)

Titel: Seelenqual: Peter Nachtigalls zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Nachtigall ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Friederike Petzold hat eine Party gefeiert, mit allem was dazu gehört. Drogen, Alkohol, Sex. Möglicherweise ist das eskaliert. Wir bleiben also an unseren Freunden aus dem Park dran. Natürlich werden wir gründlich checken, ob diese betroffenen Familien sich gekannt haben. Und wir klopfen bei den Freunden von Udo Wolf noch einmal gehörig auf den Busch. Da mag sich bei dem einen oder anderen eine spontane Änderung der Aussage ergeben. Und wir müssen den jungen Mann noch einmal nach seiner Reaktion auf die Nachricht von der Abtreibung befragen. Da hat er uns nach Strich und Faden belogen! Für mich hat Udo Wolf eindeutig das stärkste Tatmotiv.«
    Er trank sein Glas leer und sah die anderen an. Skorubski nickte und Michael Wiener machte sich Notizen.
    »Hier ist übrigens die Analyse dieser Pillen aus Friederikes Wohnung. Es handelt sich offensichtlich um eine Mischung aus Mehl, Backpulver, Speisestärke und einem Alkaloid. Es verursacht Schwindel, Übelkeit und Halluzinationen. Das Labor hält es für einen Eigenmix. Von irgendeinem Spinner zusammengerührt und gepresst. Keine Laborware.«
    »Na prima, Halluzinationen. Wer weiß, was das Opfer gedacht hat, als es bedroht wurde. Vielleicht konnte es die ganze Situation nicht mal mehr als bedrohlich erkennen.«
    Sie schwiegen.
    »Warum ist der Wolf eigentlich bei der Cateringfirma rausgeflogen?«, fragte Peter Nachtigall übergangslos.
    »Er hat, wohl unter Drogeneinfluss, einem Kollege ›die Fresse poliert‹ – Originalton der Sachbearbeiterin. Er fühlte sich provoziert, weil der ihn wegen seiner Verspätung kritisiert hatte.«
    »So viel zum Gewaltverzicht. Schluss für heute.«
     
    Nachtigall war unzufrieden. So viele Motive, so viele Verdächtige und doch drehten sie sich nur im Kreis. Vielleicht würde die Welt bei einem leckeren Essen und einem schönen Glas Wein ganz anders aussehen. Als er die Haustür aufschloss, keimte für einen Moment die Hoffnung in ihm auf, Jule könnte in der Küche stehen und einen Salat vorbereiten. Doch das Haus war dunkel, es war niemand da. Peter Nachtigall legte seine Jacke über einen Stuhl. Casanova, der Kater, den Jule im Herbst des letzten Jahres adoptiert hatte, schmiegte sich schnurrend an seine Beine.
    Er streichelte über das weiche Fell.
    »Hast ja recht. Wir zwei Männer sind nicht allein! Wäre auch noch schöner, wenn wir uns den Feierabend von diesem jungen Gemüse verderben lassen würden.«
    Geschickt manövrierte ihn der Kater zum Küchenschrank, in dem das Katzenfutter aufbewahrt wurde. Casanova lebte seit sieben Jahren mit Menschen zusammen und wusste, wie man sie zu nehmen hatte.
    Willig ließ Nachtigall sich von dem Tier führen. Er öffnete ihm eine neue Dose, füllte einen Teil des Futters in ein Metallschälchen, mischte kaltes Wasser mit einem Schuss Milch und goss die Mischung in den Napf daneben. Zufrieden wandte sich Casanova seiner Lieblingsbeschäftigung zu, vergaß aber nicht sich mit einem kräftigen Kopfstoß zu bedanken.
    »Ich werde dir auch gleich Gesellschaft leisten«, versprach der Hauptkommissar dem Kater und ging unter die Dusche.
    Als er sich erfrischt hatte, untersuchte er die seltsame Schwellung am Oberarm.
    »Pest!«, lachte er, als er die schwarze kleine Beule entdeckte. Am Rand war sie diffus geformt und er hatte sie wohl auch schon aufgekratzt. Wenn er darüberstrich, tat es noch immer weh, aber nicht so, dass er sich ernsthaft Sorgen machte.
    Er suchte in seinem Medikamentenschränkchen nach einer Tube Panthenol und cremte die Stelle sorgfältig ein. Danach kehrte er zu Casanova in die Küche zurück.
    »So, was werden wir denn nun für deinen menschlichen Partner zaubern? Oh, ich weiß! Ich brate mir die Hähnchenbrust an und dazu gibt es eine große Portion Salat. Das ist auch ganz gut für die Figur«, dabei warf er einen kritischen Blick auf die deutliche Wölbung seiner Körpermitte.
    »Nun, Herr Kater – wie wäre es mit ein bisschen musikalischer Begleitung?« Er legte eine Herbie-Hankock-CD ein und summte leise mit, während er die Vorbereitungen in der Küche traf.
    »Weißt du, wir müssen lernen alleine klarzukommen. Eher über kurz als über lang wird die einzige verbliebene Dame des Hauses uns verlassen. Gewöhne dich lieber schnell an den Gedanken mit einem mürrischen Hauptkommissar alt werden zu müssen.«
    Aus intensiv grünen Augen traf ihn ein rätselhafter Blick.

27
    »Wenn die ›Orangen‹

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